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Müllentsorgung Was alles in städtischen Papierkörben landet

Essenreste, Windeln, Elektrogeräte - die Abfallbehälter in Salzwedel werden immer wieder missbraucht, um privaten Müll loszuwerden.

Von Alexander Rekow 03.05.2019, 02:01

Salzwedel l Täglich kreist Bernd-Uwe Rietzschel mit seinem kleinen orangefarbenen Müllwagen durch Salzwedel. Sein Ziel: die städtischen Papierkörbe entleeren. Doch was er dabei findet, gehört zweifelsfrei nicht hinein. „An Montagen sind es häufig Essensabfälle vom Wochenende“, weiß Reinhard Geratz, Leiter kommunaler Dienste in Salzwedel. Die Mülltüten würden in vielen Eimern meist oben heraus gucken. Doch Essensreste sind noch das Harmloseste.

Wenn Rietzschel mit der Zange oder seinem Spezialhandschuh zugreift, hat er auch mal ein totes Haustier in der Hand, Besteck für Drogenkonsum, Elektrogeräte und häufig auch gebrauchte Windeln.

Manch einer nutzt die Papierkörbe gar als Toilette. „Die Leute wollen dadurch wohl Kosten sparen“, ist sich Reinhardt Geratz sicher. „Das meiste könnte aber sogar kostenlos an der Deponie in Cheine abgegeben werden“, ergänzt Andreas Köhler, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt.

300 dieser kleinen Mülleimer sind im Gebiet der Einheitsgemeinde Salzwedel verteilt. Davon befinden sich 250 auf dem Gebiet der Hansestadt, die restlichen in den Ortsteilen.

Dass die illegale Entsorgung von Hausmüll den Salzwedelern nicht fremd ist, zeigte sich auch beim Stadtteilgespräch im Mehrgenerationenhaus Salzwedel zwischen Anwohnern und Stadträten. Fast alle klagten über dreckige Ecken und zu wenig Mülleimer in der Stadt. Eben dies will Andreas Köhler aber auf keinen Fall so nicht stehen lassen. Es gebe nämlich durchaus genügend Papierkörbe in Salzwedel, macht er klar. Nur würden diese durch das Entsorgen von Hausmüll zweckentfremdet. Der eigentliche Müll der Passanten habe dann keinen Platz mehr darin.

Für die Stadt ist das ein ein dreifaches Ärgernis. Denn neben der Kapazitätenfrage und dem wirklich unangenehmen Job, den die städtischen Mitarbeiter machen müssen, ist die Beseitigung des Mülls aus den öffentlichen Abfalleimern und von Parkflächen ein ziemlich kostspieliges Unterfangen.

Etwa sechs Tonnen Müll werden monatlich aus Mülleimern, Gebüschen und von Wiesen gesammelt. Summa summarum 15.000 Euro Steuergeld würde dafür benötigt, rechnet Reinhardt Geratz vor. Manch ein finanzielles Loch im Geldbeutel der Stadt ließe sich damit wohl stopfen.

„Wir sind eine Überflussgesellschaft“, bringt es Andreas Köhler auf den Punkt. Und jene Übermenge existiere auch beim Müll. Daher appelliert der Stadtsprecher an die Eigenverantwortung der Menschen: „Es liegt an jedem Salzwedeler selbst, weniger Müll zu produzieren“ und ihn dann eben auch verantwortungsbewusst zu entsorgen.

Bernd-Uwe Rietzschel öffnet unterdessen die Klappe seines Müllwagens. Schnell hat er zwei neue Zahnbürsten in der Hand. Daneben liegt ein Beutel mit überfälligen Kartoffeln, davor eine Windel. Dahinter guckt das Kabel eines Elektrogerätes hervor. „So geht das jeden Tag“, versichert er. Dabei hätten die Zahnbürsten kostenlos im gelben Sack entsorgt werden können, die Kartoffeln auf dem Kompost oder in der braunen Tonne.

Und das Elektrogerät? Entweder könne das zurück in den Laden gebracht werden, in dem das neue Gerät gekauft wurde, erinnert er. „Oder in Cheine auf der Deponie. Ebenfalls kostenlos.“