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Ausbildung Nur wenige wollen auf den Bau

Volle Auftragsbücher im Baugewerbe, aber es fehlen Fachkräfte. Die Anzahl der Azubis ist in Salzwedel auf niedrigem Niveau stabil.

Von Antje Mewes 25.09.2020, 08:57

Salzwedel l Zehn neue Auszubildende haben Geschäftsführer Detlef Bock und Ausbildungsmeister Uwe Riedel im Berufsbildungszentrum-Bau (BBZ) in Salzwedel begrüßt. Im vergangenen Jahr waren es zwei mehr. Dennoch will Bock nicht klagen, die Zahlen haben sich stabilisiert. Insgesamt fingen beim BBZ, das auch noch einen Standort in Wernigerode hat, 60 junge Leute eine Lehre im Bauhandwerk an. In Salzwedel lernen sie die Berufe Maurer, Tief- und Rohrleitungsbauer, Straßenbauer und Hochbaufacharbeiter.

Insgesamt hat das BBZ momentan 180 Lehrlinge in drei Ausbildungsjahren. Das sind 20 mehr als im vergangenen Jahr, erklärt Detlef Bock. Dennoch: „Den Baufirmen fehlen geeignete Bewerber“, sagt er. Immer weniger Schulabgänger entscheiden sich für einen Beruf, in dem zugepackt werden muss. Das Handwerkliche an seiner Ausbildung gefällt Ives Eggert gerade gut. „Ich will etwas Praktisches machen“, erzählt er. Genauso geht es seinem Mitstreiter Max Buchmüller, dem das Mauern schon nach kurzer Zeit gut von der Hand geht.

Die Ausbildung findet im Block statt. Das bedeutet, die Lehrlinge wechseln zwischen Ausbildungsbetrieb, Berufsschule und dem Bildungszentrum. Das bietet ihnen Abwechslung sowie eine angemessene Mischung zwischen Theorie und Praxis.

Das Erlernen handwerklicher Fähigkeiten bildet die zentrale Säule am BBZ. Während des Alltags auf Baustellen und in den Firmen bleibt oft zu wenig Zeit, um sich essenzielle Techniken anzueignen. Deshalb gibt es die überbetrieblichen Lehrunterweisungen, die der Baugewerbeverband in den beiden Zentren vorhält.

Vom Bedienen von Maschinen, der Handhabung von Werkzeugen bis hin zum fachgerechten Verputzen einer Mauer werden in der großen Lehrwerkstatt verschiedene Fertigkeiten des Handwerks vermittelt. Hinzu kommen Begriffe und Grundlagen, die die angehenden Facharbeiter später brauchen. Deshalb steht immer auch ein Theorieteil auf der Tagesordnung. Außerdem vermittelt ihnen der Ausbilder, wie sie ihr Berichtsheft zu führen haben. Nur wenn es vollständig und inhaltlich in Ordnung ist, werden sie zur Prüfung zugelassen, erklärt der Geschäftsführer des BBZ.

Auf die sinkende Zahl von Fachkräften und Auszubildenden im Baugewerbe macht auch die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in einer Pressemitteilung aufmerksam. Demnach seien im Altmarkkreis 38 Prozent der zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Gewerkschaft forderte daher, die Ausbildungsvergütung pauschal um 100 Euro zu erhöhen.

Eine Aussage, die Detlef Bock nicht nachvollziehen kann. Aus seiner Sicht bekommen Auszubildende auf dem Bau im Vergleich zu anderen Berufen schon ein ziemlich hohes Lehrlingsgeld. Es beträgt für das erste Lehrjahr 765 Euro, für das zweite 970 Euro und das dritte 1190 Euro monatlich.

Nach dem Schiedsspruch im jüngsten Tarifstreit sollen Azubis im ersten Jahr künftig 40 Euro mehr pro Monat, im zweiten 30 und im dritten 20 Euro zusätzlich bekommen. Ob das die Attraktivität der Ausbildung in Bauberufen steigert, bleibe abzuwarten. Eher sei es der Wille, etwas Bleibendes zu schaffen oder daran beteiligt zu sein, meint Bock.