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Ehemaliger Mitstreiter spricht über die Football-Anfänge in Teltow Ohne Strode besser als mit

Von Marco Heide 11.05.2013, 03:14

Der Schwindel um die Gründung des Salzwedeler Football-Teams FA Jets schlug Wellen bis nach Brandenburg. Die Volksstimme sprach mit Football-Trainer Olaf Watteroth, der Marvin Strode bereits bei seiner ersten Station in Teltow erlebte.

Salzwedel l Der Amerikaner Marvin David Strode wollte in der Hansestadt ein Team aufbauen und prahlte beispielsweise damit, dass er einst den mehrfachen deutschen Meister Berlin Adler gegründet und zum Titel geführt habe. Eine Lüge, wie die Volksstimme herausfand.

Nun hat sich ein ehemaliger Trainer und anfänglicher Mitstreiter Strodes zu Wort gemeldet. Der 33-jährige Olaf Watteroth hat von 1994 bis 2004 aktiv Football gespielt. Er ist ein richtiger Berlin Adler und gewann mit dem Club 2004 die Meisterschaft.

Der 33-Jährige stieß Anfang 2009 zu den FA Jets, die damals in Teltow (einer Kleinstadt südlich von Berlin) aufgebaut werden sollten. "Zunächst lernt man Marvin Strode als sympathischen Menschen kennen, mit dem man etwas erreichen kann", erinnert sich Watteroth. Der Teltower und Football-Narr freute sich zunächst, dass vor seiner Haustür eine Mannschaft entstehen sollte. "Doch irgendwann haben mich die bezahlten Lehrgänge stutzig gemacht", die Strode in seiner Akademie angeboten hat. Die Kurse seien zunächst freiwillig gewesen und beinhalteten unter anderem Taktik und Regelkunde, erklärt der 33-Jährige.

Als ihm aber Steve Gladis, ein Freund und Spieler der FA Jets, das Arbeitsmaterial, das bei den Seminaren verwendet wurde, zeigte, dämmerte es dem Football-Kenner. Das Material stammte teilweise aus der Internet-Enzyklopädie Wikipedia.

Lediglich die Aufmachung der Kurse sei professionell gewesen, der Inhalt nicht, erklärt Watteroth und fügt hinzu. "Ein Tagesseminar hat 50 Euro gekostet." Übrigens: Als Steve Gladis Marvin Strode darauf ansprach, ist der Spieler aus dem Team geflogen.

Später schlossen sich die FA Jets als Abteilung dem Teltow Fußballverein an. Dort saßen Watteroths Eltern im Vorstand. Doch schon bald gab es Streit. Die Mutter des 33-Jährigen ist Schatzmeisterin bei dem Verein und begleitete deshalb Strode einmal, als er für eine Club-Feier einkaufen war. "Dort wollte er richtig zu schlagen und meine Mutter klopfte ihm auf die Finger", sagt Olaf Watteroth. Daraufhin sei Strode so wütend gewesen, dass das Team wieder aus dem Teltower FV austrat. Der Amerikaner machte für alle Footballer die Austritte fertig. "Weil meine Eltern im Vorstand waren, wollte ich von Strode wissen, ob er sie darüber informiert habe und er bejahte das. Doch als ich einen bösen Anruf von meinem Vater erhielt, wusste ich, dass er mich angelogen hat", erklärt Watteroth. Daraufhin habe er den Amerikaner zur Rede gestellt und es kam zu einem Wortgefecht. Am nächsten Tag flog der 33-jährige Trainer raus. Wie er im Nachhinein von einer Spieler-Mutter erfuhr, hatte Marvin Strode den Spielern erzählt, dass ihr Ex-Trainer ihn angegriffen hätte.

Olaf Watteroth hat nach diesem Vorfall Ende 2009 ab und an die Entwicklung der FA Jets, die zwischenzeitlich nach Brandenburg/Havel umgezogen waren, begutachtet. "Ich habe zwei Spiele gesehen und das Team hatte eine hohe Verletztenquote, weil die Spieler völlig unvorbereitet antraten", erinnert sich der 33-Jährige. Mittlerweile haben die Footballer von der Havel ihr eigenes Team gegründet, die Brandenburg Patriots. "Ohne Strode sind wir zehnmal besser dran, als mit", macht Trainer Mario Schumacher deutlich.

Die FA Jets werden in Salzwedel wohl auch nicht Fuß fassen. Nach dem Volksstimme-Artikel am Mittwoch sagten viele Interessenten wieder ab.