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Ex-Minister Und plötzlich corona-positiv

„Fürchterlich“: So beschreiben Carmen und Karl-Heinz Reck aus Salzwedel die Auswirkungen des Coronavirus‘ auf ihre Gesundheit.

Von Alexander Rekow 29.01.2021, 10:39

Salzwedel l „Wir sind am 3. Januar noch Fahrrad gefahren“, erinnert sich die Lehrerin Carmen Reck (62) an diesen Sonntag zurück: „Alles war gut.“ Auch noch am Montagvormittag, als sie mit ihrem Mann Karl-Heinz Reck (71), in Salzwedel einkaufen gewesen war. Doch am Nachmittag desselben Tages sollte sich ihr Leben schlagartig ändern. „Auf einmal ging es mir richtig schlecht“, erzählt sie weiter. Sie habe keinen Meter gehen können, ohne schweißnass nach Luft zu schnappen. Carmen Reck dachte, sie habe sich eine dicke Erkältung oder Grippe eingefangen. „An Corona haben wir zu dem Zeitpunkt noch nicht gedacht, wir haben ja immer unsere Masken getragen, waren auf Abstand zu anderen und haben nicht gefeiert.“

Am 7. Januar hätte Carmen Reck eigentlich wieder zur Arbeit in eine Salzwedeler Schule gemusst. Doch so? Nein. „Ich wollte ja niemanden anstecken.“ Und da sich ihr Gesundheitszustand weiter verschlechterte, rief sie bei ihrem Hausarzt an. Der schien schon zu ahnen, was los ist. „Ich wurde erst nach 18 Uhr in die Praxis gebeten, als alle andere Patienten weg waren.“ Dann sei sie auf das Coronavirus getestet worden. Zwei Tage später kam die niederschmetternde Nachricht aus dem Gesundheitsamt des Altmarkkreises: Ihr Test ist positiv. Danach wurde auch Karl-Heinz Reck zum Test gebeten – mit demselben Ergebnis. Und so hieß es auch für ihn für zwei Wochen: „Anordnung der Absonderung in häusliche Quarantäne“, wie es im Amtsdeutsch heißt.

„Es ist eine fürchterliche Einschränkung“, blickt der ehemalige Minister auf die Zeit zurück. Zum Glück, so sagt er, hätten beide „nur“ einen leichten Verlauf gehabt, ohne Krankenhausaufenthalt. Doch auch das hieß für seine Frau, die schwerer mit dem Coronavirus zu kämpfen hatte: Ruhen. „Ich bin zwei Wochen nicht mehr aus dem Bett gekommen“, erzählt die Lehrerin, die bis heute darunter leidet. Jeder Meter wurde zur Qual, der Gang zur Toilette eine Herausforderung. „Mein Mann hat mir täglich das Essen und Tee ans Bett gebracht.“ Jeder noch so kurze Gang im Haus habe einem Marathon geglichen. Wohl bemerkt: Beide sind Nichtraucher, fahren regelmäßig mit dem Rad längere Touren und fühlten sich vorher pudelwohl.

Für Karl-Heinz Reck ist das der Beweis, dass die herkömmlichen Stoffmasken, wie sie viele bis vor kurzem noch getragen haben, nicht ausreichen. „Die Entscheidung zu den FFP2-Masken finde ich richtig.“ Das Corona-Managment von Bund und Land finde er angemessen. „Es hätte eher noch früher und drastischer passieren müssen.“ Er habe aber Vertrauen in die politischen Entscheidungen. Sein Rat an alle: „Bitte halten Sie sich an die Regeln, auch wenn es schwer fällt.“ Abstand, Hygiene und FFP2-Masken seien dieser Tage absolut notwendig. Er und seine Frau seien der Beweis dafür. „Alle anderen, ob Coronaleugner, Querdenker oder AfD-Politiker: Nehmen Sie die Pandemie als das wahr, was sie ist!“ Schließlich gehe es um die Gesundheit der gesamten Gesellschaft. „Rücksicht ist das Wort der Stunde.“

Der ehemalige Kultusminister hofft nun, dass der begonnene Impfprozess zügig vorankomme und bis Herbst all jene, die es wollen, geimpft seien. „Dazu kann ich nur jedem raten, nutzen sie das.“ Auch Carmen und Karl-Heinz Reck wollen sich impfen lassen. Noch aber müsse man etwas Geduld aufbringen. „Es kann nur das verimpft werden, was da ist.“

Dass beim Thema Geduld bei manch einem das Ende erreicht ist, kann Carmen Reck aber nachvollziehen. Sie habe für ihren Vater einen Termin über die Rufnummer 116117 vereinbaren wollen. „Das ist wirklich schwierig.“ Sie bleibe aber dran. Sehr froh sei sie vor allem darüber, dass sie kein weiteres Familienmitglied angesteckt habe.

Nach wie vor sind das Sofa und das Bett für die Lehrerin unverzichtbar. „Ich fühle mich zwar besser, aber noch immer sehr schlecht.“ Komplett ausgestanden habe sie es noch nicht, auch wenn sie nun nicht mehr ansteckend sei. Ihr Mann hingegen habe es besser verkraftet, wenngleich auch er lange Zeit das Bett hüten musste.

„Wir haben uns bewusst dafür entschieden, mit der Volksstimme zu sprechen und so an die Öffentlichkeit zu gehen“, betont Karl-Heinz Reck. Er wolle damit all jene für die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen sensibilisieren, die noch immer die Regelungen um die Verordnung komplett in Frage stellen. „Das Virus ist existent, und wir haben gelitten – trotz des schwachen Verlaufs.“