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Prostitution Neue Perspektiven mit „Magdalena“

Für Menschen, die im Altmarkkreis ihr Geld als Sexarbeiter verdienen, gibt es ein neues Beratungsangebot.

Von Antje Mewes 27.11.2019, 03:00

Salzwedel l In Salzwedel gibt es keine Reeperbahn und keinen Straßenstrich. Dennoch Sex für Geld ist auch in der abgelegensten Provinz zu haben. Eben nur nicht so offensichtlich. Und das nicht nur in der Stadt, auch in den Dörfern gibt es entsprechende Etablissements. Die so genannten Lovemobile, also Wohnwagen die auf den Parkplätzen an Bundesstraßen stehen, sind ebenfalls Orte, an denen erotische Dienste angeboten werden.

Obwohl als das älteste Gewerbe der Welt bezeichnet, werden die Jobs nach wie vor tabuisiert. „Die dort Tätigen werden stigmatisiert und ausgegrenzt“, erklärt Cathleen Paech, Pressesprecherin des Awo-Landesverbandes. Die Männer und Frauen sind vielfältigen Problemen und Risiken ausgesetzt. Dazu gehören fehlende Teilhabe am sozialen Leben, erschwerter Zugang zum Gesundheitssystem, zu Bildung und Ausbildung. Vielfach befinden sie sich einer Perspektivlosigkeit ohne Hoffnung, ihr Leben ändern zu können. Und die wirtschaftliche Situation sei meist alles andere als rosig. In diesen Punkten will das neue Angebot mit Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen ansetzen.

Doch bevor die Beraterinnen loslegen können, steht eine intensive Recherche für die jeweilige Region an. Sie hat für den Altmarkkreis ein sehr vielfältiges Bild der Milieus ergeben. Festgestellt wurden Wohnungsprostitution, Bordelle, Laufhäuser, Lovemobile und Angebote auf Parkplätzen. Die Erkenntnisse darüber werden fortlaufend aktualisiert, so Cathleen Paech.

Kritisiert wird, dass die Strukturen der Anmeldung in den Landkreisen nicht transparent genug sind. Manchmal sei es für die Betroffenen schwer, zu den Ansprechpartnern in den Gesundheits- und Ordnungsämtern Zugang zu finden (siehe auch unten stehenden Artikel). Die Sozialarbeiterinnen empfehlen, Informationsmaterialien zu Mitarbeitern, Sprechzeiten der Ämter, Kontaktdaten und Kosten der Anmeldung mehrsprachig zur Verfügung zu stellen.

Die beiden Awo-Beraterinnen informieren ihr Klientel zu den Anmeldeverfahren nach dem Prostituiertenschutzgesetz, zu Krankenversicherung, Sozialleistungen sowie Aufenthaltsbestimmungen. Sie begleiten und unterstützen beim Ausstieg, bei beruflicher Neuorientierung, bei Behördengängen und in persönlichen Krisen, erklärt Paech.

Der Zugang zu Informationen sei wichtig, genau wie ein an den Problemen der Menschen und der Lebenssituation orientiertes Beratungsangebot. All das will „Magdelena“ leisten und für die Ratsuchenden da sein. Manchmal sei es wichtig, einfach nur zuzuhören, weiß Cathleen Paech. Ziel ist: Die Situation der Sexarbeiter zu verbessern und neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Das Angebot wird vom Land gefördert.

Im Altmarkkreis haben sich die beiden persönlich beim Gesundheits- und Ordnungsamt vorgestellt. „Bei diesem Treffen wurden das aufsuchende Beratungsangebot und die Arbeitsweise vorgestellt sowie Informationsmaterialien von ,Magdalena‘ abgegeben“, erklärt Paech.

Die Beratungsstelle „Magdalena“ verzichtet bewusst auf den Begriff Prostitution, erklärt Paech. Er wird von Sexarbeitern als stigmatisierende Bezeichnung gewertet. „Sexarbeit“ diene hingegen als Oberbegriff für sämtliche Formen sexueller und erotischer Dienstleistungen und bezeichne eine einvernehmliche Dienstleistung gegen Entgelt.

 

Informationen zu dem neuen Beratungsangebot gibt es auf der Homepage: magdalena.awo-sachsenanhalt.de sowie auf Visitenkarten.