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Protest Trommeln gegen Bohrfelder am See

Die Bürgerinitiative Saubere Umwelt&Energie Altmark und die Bewegung Fridays for Future sind gegen die Entscheidung des Landesbergamtes.

Von Helga Räßler 05.12.2019, 14:00

Arendsee l „Kommen Sie zur Besinnung. Ziehen Sie Ihre Erlaubnis zurück“, fordert die Bürgerinitiative Saubere Umwelt & Energie Altmark in ihrer Protestresolution gegen die Aufsuchungserlaubnis für das Gebiet Thielbeer. Gerichtet ist sie an das Landesamt für Geologie und Bergwesen, das der Geo Exploration Technologies GmbH eben diese Erlaubnis auf Probebohrungen erteilt hatte.

„Das wurde hinter dem Rücken der betroffenen Gemeinden eingefädelt“, kritisierte BI-Sprecher Christfried Lenz am Dienstagabend während der Info-Veranstaltung im Hotel Deutsches Haus in Arendsee. Mit starkem Beifall schlossen sich rund 100 Teilnehmer der Resolution an. „Wir kündigen an, dass wir uns der Zerstörung und Verschandelung unseres Lebensraumes durch eine nicht mehr zeitgemäße Industriebranche widersetzen werden“, betonte Lenz.

Auftakt der Veranstaltung war eine Trommelaktion vorm Hotel mit „Mojo“ Karl-Heinz Friedrichs und seinen BI-Mitstreitern. „Keine Öl- und Gasförderung - Nicht auf meinem Land“ stand auf ihrem Transparent.

Nur mit Verweigerung könnten Gemeinden und Grundstückseigentümer gegen die Pläne Front machen, betonten sie.

Und das machten nicht nur die BI-Aktivisten um Christfried Lenz und Ernst Allhoff deutlich, sondern auch die Landtagsmitglieder Dorothea Frederking (Grüne) und Andreas Höppner (Linke). „Wehret den Anfängen“, formulierte es Höppner und mahnte: „Jetzt müssen sich alle zusammentun und Druck machen!“ Er sei schockiert, dass die Informationen zu dem Vorhaben mit keiner Silbe in den Landtagsausschüssen thematisiert worden seien.

Das Landesbergamt hatte bereits zum 1. Juli dieses Jahres 172 Quadratkilometer Fläche um Arendsee für die Aufsuchung von Erdöl- und Erdgas für fünf Jahre freigegeben (Volksstimme berichtete).

„Erdgasförderung in einem Tourismus- und Naturschutzgebiet wie Arendsee ist tödlich“, betonten sowohl Lenz als auch Höppner. Und Frederking machte klar, dass Erdgasförderung die CO2-Emmission drastisch steigere.

Arendsees Bürgermeister Norman Klebe forderte, dass, wie in Niedersachsen, auch die Gemeinden in der Altmark im Vorfeld solcher Aufsuchungserlaubnisse und erst recht von Bohrgenehmigungen beteiligt werden. „Wir werden das Problem im Stadtrat diskutieren und dazu Stellung beziehen.“ versicherte Klebe den Anwesenden. Er wolle zudem Kontakt zur Samtgemeinde Gartow aufnehmen, wo es Erfahrungen dazu gebe.

Der Referent des Abends, Wasserwirtschaftsingenieur Bernd Ebeling, vermittelte die Handlungsoptionen betroffener Orte, wie Schletau in Niedersachsen: „Wenn niemand seine Grundstücke, seine Straßen oder Wege zur Verfügung stellt, kann die Firma nur kapitulieren - denn bis zu einer Förderung dauert es zu lange und es kostet sie mehr Geld“, schätzte er ein. Er führte den Anwesenden anschaulich und eindringlich vor Augen, welche Folgen die Erdgas und Erdölförderung haben kann. Dazu gehörten Bodenabsenkungen, Bodenhebungen durch das Verpressen von Lagerstättenwasser, Erdbeben und das Freisetzen von giftigen Schadstoffen, die Grundwasser, Böden und die Gesundheit der Menschen belasten würden.

Besonders starken Beifall erhielten Leah Schönwald und Jannik Brunke von Fridays for Future. Sie machten auf die Klimaschäden aufmerksam und forderten sofortige Maßnahmen und kompletten Verzicht auf Gas- und Öl als fossile Energieträger.

Sie favorisieren die natürlichen Ressourcen Sonne, Wind, Wasser, die nahezu unbegrenzt zur Verfügung stehen.