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Wahrheit und Sage über Alexander Salzwedeler erlangt Ruhm in Lübeck

19.05.2012, 03:23

In der Reihe zur Geschichte Salzwedels, anlässlich der 900-Jahr-Feier, geht es heute um Alexander von Soltwedel.

Von Arno Sommerfeld

Salzwedel l Seit frühesten Zeiten zog es Salzwedeler in die Ferne, ob als Teilnehmer an Eroberungszügen oder weit reisende Handelsleute. Manchmal entschieden sie sich für eine Umsiedlung wohl auch aufgrund familiärer Entscheidungen, wie Eheschließungen.

Der wahrscheinlich bekannteste Salzwedeler oder Nachkomme einer Salzwedeler Familie, der in einer anderen Stadt legendären Ruhm erlangte, war aber sicher Alexander von Soltwedel. Um seine Existenz und vor allem seine "Heldentaten" ranken sich viele sagenhafte Geschichten in der Literatur. Er wird als Ratsmitglied und Bürgermeister von Lübeck geführt, als heldenhafter Anführer gegen dänische Besatzer, "Retter der Freiheit Lübecks" 1227 in der Schlacht von Bornhövede, Feldhauptmann gegen den dänischen Bischof Absolom und als Admiral und "Seeheld" 1253 bei der Eroberung Stralsunds gefeiert. Mit seiner Fürsprache soll Salzwedel auch von Lübeck 1263 in Wisby Zollfreiheit und die Hansemitgliedschaft erhalten haben.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde Alexander geboren, denn gelebt hat dieser "Held von Soltwedel" wirklich, gestorben ist er am 20. Dezember 1291. Im Chor der Lübecker Marienkirche zeigt ein Grabstein seine Grabstelle an.

In dem Aufsatz "Der Ratsherr Alexander von Soltwedel in Sage und Geschichte", veröffentlicht 1884 in der Zeitschrift für Lübecker Geschichte und Altertumskunde, versuchte Dr. Bremer, Dichtung und Wahrheit vonein-ander zu trennen. Er schreibt, dass die Familie des Alexander von Soltwedel zweifelsfrei aus der Stadt Salzwedel stammt. Im 13. Jahrhundert gab es mindestens acht Personen namens "von Soltwedel" in Lübeck. Einige von ihnen besaßen Häuser. Drei von ihnen, Johann, Arnold und Alexander, gehörten nachweislich sogar dem Rat der Stadt Lübeck an. Ein Friedrich von Soltwedel, eventuell Alexanders Vater, hatte ein eigenes Haus am Markt und war ein angesehener Bürger, im Stadtbuche mit dem Ehrennamen "dominus" erwähnt. Als Ratsherr wird Alexander zum ersten Mal 1250 erwähnt, nach den Stadtakten war er aber nie Bürgermeister. Als die Schlacht bei Bornhövede 1227 stattfand, war er noch zu jung, um neben Graf Adolf von Holstein als Anführer gestanden zu haben. Auch dass ein kurz vorher erst in den Rat aufgenommener 1249 die Lübecker Flotte befehligen durfte, ist unwahrscheinlich.

Es scheint sicher zu sein, dass die Heldentaten, die Alexander von Soltwedel zugeschrieben werden, nur in den Bereich der Sage gehören, obwohl auch Lübecker und Salzwedeler Geschichtsforscher daran glaubten. Ludolf Parisius schreibt in seinem Altmarkbuch auch über Alexander von Soltwedel, den er neben den bereits erwähnten "Heldentaten" auch zum Stifter der Hanse machte, und als Salzwedeler Kind bezeichnete. Eine alte Reimchronik nennt ihn den biedern frommen Degen, im Ritterspiel und im Kriege gar verwegen, der mit seiner Mannheit der Ehre Sitz verdiene. Wie konnte es zu dieser Sagenbildung kommen?

Sagen haben eine ganz eigene Entwicklungsgeschichte. Nach Dr. Bremer war der Ausnahmefall, dass zwei Brüder im Lübecker Rat saßen, schon bemerkenswert, denn das entsprach nicht den Statuten der Stadtverwaltung. Das Volksbewusstsein suchte seine "Helden der Vergangenheit", und da an die Schlacht bei Bornhövede immer wieder erinnert wurde, fand sie in Alexander von Soltwedel ihren legendären Vorfahren.

Aber nicht nur sie: Im Jahre 2007 erhielt Salzwedel Besuch aus den USA von Audrey Salzwedel-Meyer mit Familienangehörigen, und ihr Ziel war das Stadtarchiv. Sie interessierten sich schon länger für die Geschichte ihres Familiennamens und nehmen an, dass sie vielleicht Nachkommen des legendären Alexander von Soltwedel sind. Sie übergaben Notizen aus der Familiengeschichte und Bilder ihrer Vorfahren.

Die Sensation wäre ein direkter Hinweis auf Alexander von Soltwedel gewesen. Leider reichten die genealogischen Texte nicht so weit zurück. Doch die Begeisterung der Familie Salzwedel aus Connecticut reichte aus, um 2010 erneut Salzwedel zu besuchen und sich durch die alte Hansestadt führen zu lassen.