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Salzwedeler Tafel Bedarf bleibt auf hohem Niveau

Bei der Hitze ist Obst und Gemüse besonders gefragt. Noch immer kommen hunderte Salzwedeler regelmäßig zur Tafel-Ausgabe.

06.08.2018, 10:28

Salzwedel l Rund 120 Haushalte, das sind bis zu 350 Menschen, werden von der Salzwedeler Tafel mit Lebensmitteln und weiteren Dingen des täglichen Bedarfs versorgt. „Das hat sich gleichbleibend auf diesem Niveau eingependelt“, berichtet Helmut Harzer (60), der Leiter der Einrichtung im ehemaligen PUG Kauf an der Schillerstraße. Trägerverein ist in der Hansestadt die Diakonie.

Nicht nur während der laufenden Hitzewelle versucht das Team der Tafel immer ein großes Angebot an Obst und Gemüse vorrätig zu haben. „Aber wir können nur ausgeben, was wir da haben. Insgesamt ist das Angebot aber heute besser als noch vor zwei, drei Jahren“, betont Claudia Lembke (59), die ehrenamtlich die Kasse betreut. Aufgrund der Hitze registrieren die Helfer derzeit, dass weniger Senioren zur freitäglichen Ausgabe kommen. „Bei 35 Grad scheut so mancher den Weg“, weiß Claudia Lembke, die sich bei diesen Temperaturen auch um das Team vor Ort sorgt.

„Unsere Ehrenamtlichen wissen um ihre Verantwortung“, berichtet Heinz-Dietrich Krüger (67) aus dem Vorstand der Diakonie. „So manch einer kommt zum Helfen, obwohl er bei dem Wetter besser zu Hause geblieben wäre“, schwankt nicht nur Krüger zwischen Stolz und Sorge. Denn viele Helfer sind bereits im Rentenalter. Und bei der Tafel geht es vielfach um körperliche Arbeit. „Aber wir sehen zu, dass schwere Kisten auch zu zweit getragen werden“, betont Claudia Lembke.

Andere Tafeln in Sachsen-Anhalt meldeten zuletzt größeren Helferbedarf, da Stammkräfte in der Ferienzeit ausfallen. „Bei uns hängt der Bedarf aber nicht nur am Sommer“, sagt Claudia Lembke. Generell würden immer Leute gebraucht. „Wir müssen darauf achten, dass auch jüngere Leute dazu kommen“, betont Heinz-Dietrich Krüger. Ein positives Beispiel sei die Kooperation mit den Berufsbildenden Schulen in Salzwedel. Immer wieder kommen Praktikanten, meist aus den sozialen Ausbildungszweigen, bei der Tafel zum Einsatz. „Die bekommen hier auch eine Menge Lebenserfahrung“, weiß Helmut Harzer.

Und die Hilfe ist weiter nötig, ein Rückgang der Gesamtkundenzahl ist nicht zu verzeichnen. Nur die Zahl der Asylbewerber, die zur Ausgaben kommen, sei gesunken, berichtet Heinz-Dietrich Krüger. „Viele sind nach der Bewilligung ihres Asylantrags weggezogen“, meint der Mann von der Diakonie. So seien derzeit noch etwa 15 Prozent der Tafelkunden Asylbewerber. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes ist von den Ehrenamtlichen allerdings fast unbemerkt geblieben. „Das hat sich bei uns nicht ausgewirkt“, berichtet Claudia Lembke.

Eine viel größere Gruppe, die Lebensmittel von der Tafel benötige, sind die Rentner. Etwa 35 Prozent aller Kunden sind im Seniorenalter. „Unser ältester Kunde ist über 90 Jahre alt“, erzählt Helmut Harzer. In dieser Gruppe ist die Fluktuation eher gering. Bei den jüngeren Tafelkunden gibt es dann doch öfter Grund zur Freude. „Viele kommen her und bedanken sich, wenn sie endlich eine Arbeit gefunden haben“, erzählt der Tafelchef.

Doch auf der anderen Seite kommen auch immer wieder Menschen dazu, deren Geld nicht für den ganzen Monat ausreicht. „Erst beim zweiten Mal ist die Scheu dann gefallen“, weiß Helmut Harzer. „Und dann ist es wie früher im Konsum“, erzählt Claudia Lembke davon, dass sich viele Kunden auch einfach zum Plausch nach der Tafelausgabe treffen. Um für etwas Aufmunterung zu sorgen, sei auch immer etwas „fürs Herz“ da, betont Heinz-Dietrich Krüger und zeigt auf Schokolade oder ein paar Blumen. Auch das gehört zu einem normalen Alltag.

Um das Angebot in dieser Form aufrecht zu erhalten, ist die Tafel auf eine Vielzahl an Stammzulieferern angewiesen. Das funktioniere derzeit sehr gut, betonen alle drei Gesprächspartner. Claudia Lembke merkt an, dass die Zahl der Bäckereien in der Region gesunken sei. Besonders freue sich das Team auch, wenn Landwirte aus der Region anrufen und etwas abzugeben haben. Auch Leute mit eigenem Garten bringen bei reicher Ernte etwas vorbei. „Die wissen noch, dass Lebensmittel nicht einfach weggeworfen werden“, sagt Lembke.