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Schulabbrecher Der Schulabschluss als Hürde

Die Zahlen zu Schulabgängern ohne Abschluss zeigen in Sachsen-Anhalt eine dramatische Entwicklung. Wie sieht es im Altmarkkreis aus?

Von Alexander Rekow 06.08.2019, 12:40

Salzwedel l Schule, Abschluss und dann ins Berufsleben oder ein Studium – so der Plan vieler. Doch bei einigen Jugendlichen geht dieser aus den verschiedenen Gründen nicht auf. Sie stehen nach der Schule ohne Abschluss da – auch im Altmarkkreis Salzwedel. Das belegen Zahlen des Statistischen Landesamtes. Doch wie sieht das Zahlenwerk in der westlichen Altmark konkret aus und wie lässt sich ein Abschluss nach der Schullaufbahn realisieren? Aber der Reihe nach.

Nach Beendigung eines Schuljahres gehen die Meldungen der Schulen an das Bildungsministerium. Das Statistische Landesamt veröffentlicht schließlich die Schuljahresendstatistik. Und die sieht im Altmarkkreis wie folgt aus: 90 Schüler standen nach dem Schuljahr 2017/18 im Landkreis ohne einen Hauptschulabschluss da. In ganz Sachsen-Anhalt waren es sogar mehr als 2000 – erschreckend. Zum Vergleich: Beim Abschlussjahrgang 2016/17 waren es im Land noch 1749 Schüler, davon 71 in der westlichen Altmark.

Doch welche Möglichkeiten haben Schüler im Altmarkkreis Salzwedel ohne Schulabschluss? Hierzu gibt der Altmarkkreis Tipps. Erstens: Die jungen Erwachsenen können „im Berufsvorbereitungsjahr (BvJ) an der Berufsbildenden Schule (BBS) den Hauptschulabschluss nachholen und sich auf eine Ausbildung vorbereiten“, beginnt Kreissprecherin Birgit Eurich aufzulisten. Zweitens: „An einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) der Agentur für Arbeit teilnehmen und sich dort auf die Nichtschülerprüfung vorbereiten“. Drittens: „Den Schulabschluss an der Abendschule nachholen.“ Viertens: „Im Rahmen einer betrieblichen Ausbildung mit dem Besuch der Betriebsfachschule.“ Fünftens: Mittels „einer Teilnahme am Projekt ‚Stabil‘, in dem sie auf die Nichtschülerprüfung vorbereitet werden.“

Um versetzungs- und damit abschlussgefährdeten Schülern unter die Arme zu greifen, hat der Altmarkkreis das Projekt „Altmarkcamp“ initiiert. „Es beinhaltet Angebote für Jugendliche, die durch ihre Schulbiografie und ihre soziale Herkunft gegenwärtig große Probleme haben, die Schule erfolgreich zu beenden und eine berufliche Ausbildung und damit eine Erwerbstätigkeit zu finden, die ihnen eine langfristige, nachhaltige und selbstverantwortete Zukunftsgestaltung ermöglicht“, erläutert Birgit Eurich. Explizit richtet sich das Projekt an Schüler im Übergang von der 7. zur 8. und von der 8. zur 9. Klasse im Kreis. Sowohl Schüler von Förderschulen als auch Sekundarschulen können am Projekt teilnehmen.

Kürzlich fand das Camp in Zethlingen statt. Die teilnehmenden Schüler werden bis zum Schuljahresende 2019/20 betreut, heißt es aus der Kreisverwaltung. Im Sommer 2020 startet dann das nächste Camp. „Mit den Ergebnissen des ‚Altmarkcamps‘ sollen die Jugendlichen gestärkt und motiviert durch das neue Schuljahr gehen und bis zum Schuljahresende in Anschlussmodulen weiter unterstützt werden“, erklärt Eurich.

Im Camps und in den nachfolgenden Modulen trainieren und leben die Schüler Eigenverantwortung und Teamfähigkeit. Weitere soziale Kompetenzen wie Durchhaltevermögen und Zuverlässigkeit entwickeln sie ebenfalls. Weiterhin sollen die jungen Menschen lernen und herausarbeiten, welcher Beruf zu ihnen und ihren jeweiligen Fähigkeiten passt. Dies werde auch durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen praxisnah gestaltet.

Die Netzwerkstelle „Schulerfolg“ im Altmarkkreis mit ihren Standorten in Salzwedel und Gardelegen macht die Bedingungen in den Bildungseinrichtungen für steigendes Schulversagen mit verantwortlich. „Es fehlt an Personal und ordentlich auch digital ausgestatteten Schulen, die optimal auf die beruflichen Ansprüche der heutigen Zeit vorbereiten“, weiß Annemarie Schmidt von der Netzwerkstelle in Gardelegen. Stress der Lehrkräfte blockiere das Mitgefühl und somit auch den Beziehungsaufbau zu den Schülern.

Ist das passiert, ist die Konfrontation und das „Abschalten“ der Schüler programmiert, schätzt sie ein. In ihren Augen sei nicht die Frage ausschlaggebend, was die Schulsozialarbeiter oder die Netzwerkstelle tun können, wenn doch „das eigentliche Netz bröckelt“, weil die „Lehrkräfte der Region langsam die Kraft verlieren.“

Übrigens: Wenn Schüler ihren Hauptschulabschluss nachmachen wollen, lohnt auch ein Blick auf die Internetseite: www.schuba-saw.de. Dort gibt es Wissenswertes zum Thema Ausbildung im Altmarkkreis.