Rarität kam bei Restaurierungsarbeiten in Hohenlangenbecker Kirche zum Vorschein Seltene Totenkronenbretter entdeckt
Eine Rarität ist in der Hohenlangenbecker Kirche bei Restaurierungsarbeiten entdeckt worden: Auf dem Dachboden wurden sogenannte Totenkronenbretter aus dem vorletzten Jahrhundert entdeckt.
Hohenlangenbeck l Während die Hohenlangenbecker Kirchengemeindeglieder auf den Bus aus Bernburg mit den Mitgliedern der Schlossgemeinde Bernburg und Pfarrer Hans-Christian Beutel warteten (wir berichteten), präsentierte Petra Schäfer, Vorsitzende des Fördervereins Dorfkirche zu Hohenlangenbeck, eine kleine kulturhistorische Sensation. Da als nächstes die Deckengemälde restauriert werden sollen, trafen sich am Freitag eine Restauratorin, Mitarbeiter eines Handwerksbetriebs und der Denkmalpflege, um die Vorgehensweise abzusprechen. Als die kleine Gruppe auf den Dachboden der Kirche stieg, entdeckte sie rein zufällig in einer Ecke sogenannte Totenkronenbretter aus dem vorletzten Jahrhundert. Totenkronen wurden für Säuglinge, Kinder oder jung verstorbene Ledige angefertigt. Ursprünglich heidnischen Ursprungs wurde diese Totenhochzeit im Laufe der Jahrhunderte zu einer christlichen Himmelshochzeit. Totenkronen waren vom 17. bis zum 19. Jahrhundert bedeutende Grabbeigaben bei Protestanten und Katholiken. Die Totenkrone stand stellvertretend für die Brautkrone, die die Verstorbene nie mehr aufsetzen würde, für Reinheit, Keuschheit und Tugend.
Sie bestand zumeist aus echten und künstlichen Pflanzenteilen. Diese Krone wurde anfangs den Toten mit ins Grab gegeben, später auf das Grab gelegt. Vielerorts bewahrte man die Kronen auf Konsolbrettern, sogenannte Totenkronenbretter, oder wie in diesem Fall sogar in Glaskästen auf. Die hingen dann in der Kirche neben dem Sitzplatz der trauernden Mutter. Sie waren oft auch aufgrund ihrer kunstvollen Fertigung ein Schmuckstück in der Kirche. Ende des 19. Jahrhunderts sollen dann Verbote die Entfernung der Totenkronenbretter aus den Kirchen gefordert haben. Somit ist es ein Glücksfall für die Kirche und vielleicht auch für die Region, dass diese Raritäten die Wirren der Zeit so schadlos überstanden haben. Petra Schäfer und der Förderverein überlegen nun, wo sie diese in der Kirche wieder würdevoll platzieren können.
Die 32 Mitglieder des Fördervereins Dorfkirche Hohenlangenbeck, der sich 2007 gründete, sind mit hohem persönlichen Engagement dabei, ihre kleine Feldsteinkirche aus dem 12. Jahrhundert der Nachwelt zu erhalten. In den Jahren wurde bereits sehr viel erreicht. Der Förderverein konnte gleich drei Stiftungen und das Land davon überzeugen, dass das altmärkische Kleinod mittelalterlicher Baukunst unbedingt erhalten werden muss. Die Freigabe der Fördergelder sei auf recht unproblematische Art und Weise erfolgt, nachdem alle erforderlichen Unterlagen eingereicht wurden, erinnerte sich Petra Schäfer. So konnte mit der Sicherung des Daches und des Kirchturms begonnen werden. Dort war die Sanierung am notwendigsten, denn der Wind hatte im Lauf der Jahre zahlreiche Ziegel gelöst, so dass Regenwasser ungehindert eindringen konnte. Dieses stellte eine akute Gefahr für die zahlreichen Gemälde an Wänden und Decken dar. Nachdem der Fußboden neu verlegt wurde, widmete der Verein im Jahr 2010 den jahrhundertealten Wandgemälden sein Augenmerk. Eine Potsdamer Studentin schrieb darüber ihre Diplomarbeit und führte auch später die Restaurierung aus. Jetzt sollen die Deckengemälde zu neuem Leben erweckt werden.