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Sonderposten Wie ein Markt verschwindet

Der Sonderpostenmarkt Thomas Philipps schließt wohl für immer. Der Geschäftsführer scheint über die Gründe nicht informiert worden zu sein.

Von Alexander Rekow 14.05.2020, 01:01

Salzwedel l Noch herrscht emsiges Treiben im Sonderpostenmarkt Thomas Philipps in Salzwedel. Doch damit ist es bald vorbei. „Der Mietvertrag wurde nicht verlängert“, beginnt Noch-Geschäftsführer Thomas Troschke zu erzählen. Eigentlich kein Beinbruch. Nur: „Er wird nicht verlängert.“ Die genauen Gründe seien dem Geschäftsführer bis heute nicht mitgeteilt worden, genauso wenig seinen Mitarbeitern.

Dass es so kommt, liege nicht an Thomas Philipps selbst. Wie Thomas Troschke sagt, hätte die Zentrale des Sonderpostenmarkts am Salzwedeler Standort signalisiert, gern einen langfristigen Mietvertrag zu unterzeichnen. Denn an den Zahlen liege es nicht. „Wir hatten immer einen steigenden Umsatz.“ Daher kann Troschke nur mutmaßen: „Ich vermute, das Objekt wird verkauft.“

Dass Thomas Philipps einen langfristigen Mietvertrag wollte, dementiert Immobilienbesitzer Roland Rupp vehement. Das komplette Gegenteil sei der Fall. Ursprünglich habe das Unternehmen einen Vertrag von 2015 bis 2020 unterzeichnet, verrät Rupp im Gespräch mit der Volksstimme, obendrein mit der Möglichkeit auf weitere fünf Jahre. „Diese Option ist nicht gezogen worden.“

Stattdessen habe das Unternehmen 2019 den Mietvertrag gekündigt. Rupp wurde gebeten, wie er sagt, Stillschweigen gegenüber den Mitarbeitern der Filiale zu wahren. Doch offensichtlich sollte nicht nur Roland Rupp schweigen. Denn auch das Unternehmen scheint, wie Geschäftsführer Troschke sagte, seine Mitarbeiter bis heute nicht über die Beweggründe informiert zu haben.

Bedeckt zum Mietvertrag und die Gründe, weshalb der Markt den Standort in der Straße Vor dem Neuperver Tor verlässt, hält sich Uwe Speckmann, zuständig für die Objektverwaltung bei Thomas Philipps: „Dazu kann ich nichts sagen.“ Er verrät dafür aber, wann der Markt in Salzwedel schließt: nämlich zum 30. Juni. Grundsätzlich sei das Unternehmen aber bereit in Salzwedel zu bleiben, wenn es „einen alternativem Standort“ gebe.

In diesem Jahr sei Thomas Philipps dann wieder auf den Immobilienbesitzer zugekommen und habe eine Verlängerung des Mietvertrages um ein weiteres Jahr vorgeschlagen, sagte Rupp. „Dann aber mit einem Mietnachlass von rund 25 Prozent.“ Doch das Messer wollte sich Roland Rupp nicht auf die Brust setzen lassen und willigte nicht ein.

Eigentlich wollte Thomas Troschke in naher Zukunft seinen Markt ohnehin an einen neuen Geschäftsführer übergeben. „Ich wechsle an einen umsatzstärkeren Standort nach Bayern.“ Doch nun verlässt er Salzwedel mit Bauchschmerzen. Denn seine Mitarbeiter stehen vor der Arbeitslosigkeit. Sieben Salzwedeler sind in dem Sonderpostenmarkt beschäftigt. Zwei in Voll- und fünf in Teilzeit. „Gerade aufgrund der Corona-Krise ist es jetzt schwer, kurzfristig einen neuen Arbeitsplatz zu finden.“ Und in der Region seien Arbeitsplätze ohnehin Mangelware.

Seit dem 1. Juni 2017 ist Thomas Troschke nun Geschäftsführer des Salzwedeler Standortes. Dass sein Markt vor dem Aus steht, ärgert ihn. Doch nicht nur die Filiale im Erdgeschoss sei betroffen. Es gebe auch Wohnungen in dem Objekt. „Eine Mieterin sagte mir, sie muss auch raus.“

Seinen Kunden versichert der Noch-Geschäftsfüher, dass weiterhin der volle Bestand an Ware nach Salzwedel geliefert werde und eingekauft werden könne. „Wer etwas mit Garantie kauft oder gekauft hat, kann in jedem Thomas Philipps-Markt umtauschen. Die nächsten Filialen sind in Tangermünde, Wolfsburg und Dömitz.

Immobilienbesitzer Roland Rupp ist nun dabei, die Weichen für das Objekt für die Zukunft zu stellen. Er sei dabei, mittelfristig eine Lösung für die dann leere Immobilie zu finden. „Wir wollen, dass es an der Stelle etwas Nettes für die Salzwedeler gibt.“