Gebürtige Berlinerin Daniela Plötz reiste durch die Welt, bevor sie in Wüllmersen eine neue Heimat fand / Erlebnis in den USA: Sonnentanz bringt spirituelle Klarheit
Arizona und andere USA-Bundesstaaten, Ägypten, Israel, Indien, Thailand, Hawaii, England und mehr: Daniela Plötz hat in ihrem Leben schon viele Länder gesehen. Sie hat überall etwas Neues gelernt. Jetzt hat sich die gebürtige Berlinerin mit ihrer Familie in Wüllmersen niedergelassen.
Wüllmersen. "Ich habe weit mehr als zehn Jahre gebraucht, um meinen Reisegeist zu befriedigen", erzählt Daniela Plötz, entspannt auf ihrer Gartenschaukel sitzend. Denn als Jugendliche wollte sie nicht in Deutschland bleiben, sondern viel erleben. Doch dann sei eines Tages die Sehnsucht aufgekommen, eine eigene kleine Küche zu haben, mit Salz, Pfeffer, Tee. Und ein Zuhause für ihren Freund Chris aus England und die gemeinsamen Kinder Aaron (heute drei Jahre) und Sam (ein Jahr).
Rückblick auf die Wendezeit: Die gebürtige Kaulsdorferin, die in Treptow gelebt hat, genießt die neue Freiheit. "Unsere Lehrerin hat mit uns nur Englisch gesprochen. Sie gab quasi den Anstoß für meine erste Sprachreise. Denn Englisch ist der Türöffner allerorten", sagt Daniela Plötz. Als 16-Jährige geht sie nach New Hampshire (USA), absolviert ein Highschooljahr.
Mit 18 ist sie in einen Israeli verliebt gewesen. Ihrem Freund zuliebe habe sie an der Volkshochschule Hebräisch gelernt. Und sie sei mit drei Mädels allein nach Ägypten und Israel gereist. "Das war schon ganz schön mutig. Ob ich das heute noch mal machen würde...", grübelt die 34-Jährige.
Vom Leben der Indianer beeindruckt
Nach dem Abitur studiert sie an der Freien Universität Berlin, beschäftigt sich mit Judaistik, Hebräisch, Politologie, Journalistik. Ihren Wunsch, in Israel als Journalistin zu arbeiten, wirft sie über Bord: Denn sie ist keine Jüdin. Und wechselt an der Freien Universität zu den Ethnologen, die sich mit Völkerkunde beschäftigen. Das Leben der Indianer beeindruckt sie sehr. Erst recht, als sie Bücher des amerikanischen Naturforschers Tom Brown gelesen hat. Sie reist nach Arizona (USA) und erlebt bei den Apachen ihren ersten Sonnentanz. "Man tanzt drei Tage lang ohne Essen und Wasser in der Wüste, betet für die Familie, für die Gesundheit. Ich habe spirituelle Klarheit erlebt", sagt Daniela Plötz, die dem Christentum sehr verbunden ist. "Ich wollte lernen, wie ich ein Kind der Erde werden kann." Bei einem der Sonnentänze lernt sie ihren Freund Jeff kennen, lebt mit ihm in Texas in einer kleinen spirituellen Gemeinschaft. "Dort habe ich auch eine Massageausbildung absolviert. In Arizona habe ich mir mehr Wissen über die Rohkostlehre angeeignet", erzählt die junge Frau, die bei jeder Reise versucht hat, etwas fürs Leben zu lernen. Acht Jahre habe die Beziehung gehalten, mit dem Pendeln zwischen Deutschland und den Staaten. Denn ein Touristenvisum gelte nicht länger als sechs Monate.
Gern erinnert sich Daniela Plötz daran, wie sie allein in einem alten Auto durch die USA getourt ist. Einen Zwischenstopp legt sie in einer Reservation der Lakota-Indianer ein. "Ich habe meine Magisterarbeit über den Lakota-Sonnentanz geschrieben", blickt sie zurück. Zufällig habe sie drei Sonnentänzer getroffen, die sie die Ursprünglichkeit dieser Zeremonie erleben ließen. Und umfangreiches Wissen für die Arbeit lieferten.
Dann zieht es Daniela Plötz im Jahr 2003 nach Südindien, in einen völlig anderen Kulturkreis. "Die Verehrung des Göttlichen ist ganz anders. Dort werden morgens schon eine Kerze und ein Räucherstäbchen angezündet. Das Göttliche wird in den Alltag der Familien eingebunden. Das finde ich richtig gut", schildert die junge Frau. Sie lernt mehr über Yoga. Zwei Jahre später führt sie die Sehnsucht erneut in das Land. Doch zuvor weilt sie in Thailand, einen Monat nach dem verheerenden Tsunami. Sie lernt mehr über die Thai-Massage.
Vor sechs Jahren ist sie den Jakobsweg in Spanien gelaufen, hat die Pilgerenergie in sich aufgesogen. "Das würde ich gern noch einmal erleben. Das macht süchtig", sagt sie.
Die bekennende Rohkostlerin, der diese Lebensweise geholfen hat, dass ihre Akne heilte, reist später von Hawaii nach England, um ihrer Freundin Shazzie zu helfen, die gerade in anderen Umständen ist. "Ich habe für sie Rohkost zubereitet", erinnert sie sich. Da läuft ihr Chris über den Weg, ihre neue Liebe.
"Als sich dann unser erster Sohn ankündigte, haben wir übers Internet nach einem für uns geeigneten Haus gesucht", blickt Daniela Plötz zurück. In Wüllmersen wurde das Paar fündig. Ein großes Grundstück, viel Grün, Platz für Tiere und die riesige Jurte. "Die Gegend kannte ich schon etwas, weil ich zwischendurch auch im Ökodorf Siebenlinden bei Poppau gelebt habe", erklärt sie. Die Weite ist für ihren Partner faszinierend. Hier kann man Mirabellen und Äpfel pflücken. "In England ist das nicht möglich", beschreibt die 34-Jährige. Wie lange die Familie in Wüllmersen leben wird, weiß sie noch nicht. "Ich weiß, dass Chris gern nach England oder in die USA will. Mal sehen, was die Zeit bringt."
Daniela Plötz ist froh, dass sich ihr Aaron in der Kindertagesstätte bei den Mehmker Feldhasen sehr wohl fühlt, hier Freunde gefunden hat. Die Kleinen waren auf ihrem Hof in Wüllmersen bereits zu Gast, haben mehr übers Leben der Indianer und übers Trommeln erfahren (wir berichteten). Vorstellen könnte sie sich auch, den Kindern Yoga beizubringen. Oder mehr über essbare Wildkräuter. Denn die junge Frau hat auch eine Ausbildung zur Wildnispädagogin absolviert.
Ihre vielen Reisen haben ihr eine neue Sicht auf Deutschland eröffnet. "Hier ist vieles von Angst durchsetzt, egal ob es um die Ausbildung oder die Arbeit geht. Die verschütteten Träume sind verantwortlich für die Traurigkeit, die oft zu spüren ist", hat sie beobachtet.