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Trockenheit Futter für die Tiere wird knapp

Die anhaltende Trockenheit bereitet nicht nur den Landwirten große Sorgen. Auch die Feuerwehrenum Salzwedel sind im Einsatzstress.

Von Antje Mewes 03.07.2018, 01:01

Salzwedel l „Wir sind im Dauereinsatz“, sagt Holger Schmidt, Chef der Feuerwehren der Einheitsgemeinde Hansestadt Salzwedel. Durch die anhaltende Trockenheit – seit dem 15. Mai hat es in Salzwedel keinen langen ergiebigen Regen mehr gegeben – sind die Felder und Straßenränder ausgedörrt. Ein Funke genügt, und ein Feuer kann entstehen. So wie am Wochenende bei Stappenbeck und Klein Gartz. „Diese Brände lassen auf weggeworfene Zigaretten schließen. Dabei müssten die Leute doch wissen, dass sowas absolut fahrlässig ist“, erklärt Holger Schmidt.

Trotz der Urlaubszeit seien die Einsätze personell noch gut aufzufangen. „Wir sind darauf eingestellt. Gott sei Dank hatten wir noch keinen großen Brand, sondern eher viele kleine.“ Bei letzteren stellt die Löschwasserversorgung für die Einsatzkräfte kein großes Problem dar. Anders würde es aussehen, wenn in abgelegenen Waldgebieten ein Feuer ausbricht. „Dann müssten wir im Pendelverkehr fahren oder sehr lange Wegstrecken aufbauen“, so Holger Schmidt. Nur die Salzwedeler Feuerwehr verfügt über ein Löschfahrzeug mit einem Fassungsvermögen von 8000 Litern. Die anderen Fahrzeuge in der Einheitsgemeinde können zwischen 750 und 2000 Litern Löschwasser aufnehmen. „Deshalb greifen wir wenn möglich auf die Einsatzkräfte aus der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf zurück. Dort gibt es mehrere größere Tanklöschfahrzeuge“, berichtet Schmidt.

Jens Schütte, Geschäftsführer des Verbandes für Wasserversorgung und Abwasserbehandlung (VKWA) Salzwedel, treibt die anhaltende Trockenheit vorerst noch keine neuen Sorgenfalten auf die Stirn. „Wir haben die Lage derzeit im Griff. Die kühle vorletzte Woche hat für Entspannung gesorgt“, berichtet er. Seit der vergangenen Woche sei der Wasserverbrauch aber wieder deutlich angestiegen.

Den Vorsitzenden des Kreis-Bauernverbandes Raimund Punke bringen Witterungsunbilden nicht so schnell aus der Fassung. Doch die seit Mai ausbleibenden Niederschläge lassen ihn von katastrophalen Zuständen sprechen. Die viel zu frühe Ernte der Gerste hat Ertragseinbußen von mehr als 50 Prozent zum Schnitt der Vorjahre gebracht. Die Getreidekörner sind viel zu klein geblieben, dadurch fehlen ihnen der Mehlkörper sowie Gewicht und die Qualität sei grenzwertig. Beim Raps befürchtet er eine ähnlich schlechte Ausbeute.

„Aber ich habe gerade noch viel größere Probleme“, sagt der Landwirt, dessen Betrieb 1200 Milchkühe hält. Das Futter wird knapp. Auf den Wiesen ist kaum Gras für den zweiten Schnitt gewachsen, um daraus Silage zu machen. Und der Mais habe das Wachstum ebenfalls eingestellt. „Der sieht momentan so aus, als ob er gar nicht mehr will“, sagt Punke. Es sei denn, Landwirte die über ausreichend Wasserrechte verfügen, können beregnen.

Noch habe sein Betrieb Reserven. Wenn es nicht gelinge, Futterquellen zu erschließen, bleibe ihm und anderen Viehhaltern nichts weiter, als die Bestände zu reduzieren. „Wir können die Tiere ja nicht hungern lassen“, sagt er. Ein Gedanke, der ihn verzweifelt klingen lässt. Der Milchpreis habe sich gerade erholt. „Und jetzt das“, so Punke. Er befürchtet, dass der Mais, der noch geernet werden kann, von Inhabern der Industrie-Biogasanlagen aufgekauft wird und die hiesigen Tierproduzenten, bei den zu erwartetenden knappen Ernteerträgen, die Preise dafür nicht zahlen können. Da trete Tierhaltung in Konkurrenz zum Biogas.

„Ich habe schon viel erlebt und kann mich nicht erinnern, dass es schon einmal so extrem gewesen ist“, sagt er. Von den Auswirkungen der langen Trockenphase seien erstmals seit langem alle Kulturen betroffen.

Der Leiter des Betreuungsforstamtes westliche Altmark, Helmut Jachalke, erinnert daran, dass bei den Waldbrandwarnstufen 5/6, wie sie aktuell herrschen, bei Erntearbeiten nach dem Anschnitt Schutzstreifen als Puffer zu Waldrändern zu pflügen sind. So steht es in der Forstschutzverordnung und die Regelung gilt für alle Äcker, die bis zu 30 Meter von einem Wald entfernt sind.

Wie die Pflanzen auf den Feldern und Wiesen, „haben auch die Bäume in den Wäldern Not“, erklärt der Förster. Besonders betroffen seien die Junganpflanzungen und ganz besondern jene jungen Bäumchen die erst in diesem Jahr gesetzt wurden. Diese Trockenschäden seien an allen Baumarten bereits zu erkennen. Zum Teil habe die starke Sonneneinstrahlung das Laub der Jungpflanzen regelrecht verbrannt. Jachalke befürchtet, dass viele absterben. „Das müssen wir uns im Herbst anschauen und dann nachbessern“, sagt er.

Auch die Bodenvegetation sei vertrocknet. Sträucher wie Himbeeren oder Faulbaum, seien ebenso betroffen wie die Gräser.

Älteren Bäumen seien die Folgen noch nicht so anzusehen. Mit ihrem starken Wurzelwerk könnten sie einiges noch kompensieren. „Doch auch sie haben zu kämpfen“, erklärt der Förster. Besonders unter Trockenstress leiden Buchen und Fichten.

Ein Lob von Feuerwehrchef Holger Schmidt gab es für die Landwirte der Region. Diese würde vorbildlich agieren, indem sie Brandschutzstreifen durch Umpflügen einrichten.

Die Bauern wiederum bedanken sich „ganz herzlich“ bei den Feuerwehraktiven, die bei den Feldbränden großen Einsatz gezeigt hätten, betont Kreis-Bauernverbandsgeschäftsführerin Annegret Jacobs.