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Lesung des Stipendiatenhauses Salzwedel und des Künstlerhofs Schreyahn Vom Menschen (und) der Provinz

Von Alexander Walter 24.10.2012, 03:11

Das Stipendiatenhaus Salzwedel und der Künstlerhof Schreyahn boten am Sonntag erstmals gemeinsam eine Lesung an. Zu Gast waren die Autoren Tom Schulz und Birgit Schwaner.

Salzwedel l Axel Kahrs war sichtlich erfreut. "Zwischen Salzwedel und dem Wendland gibt es immer schon eine unsichtbare Nabelschnur", sagte der gebürtige Wustrower und Leiter des wendländischen Künstlerhofes Schreyahn. Er freue sich daher, dass es gelungen sei, erstmals gemeinsam mit dem Förderverein des Salzwedeler Stipendiatenhauses eine Lesung zu organisieren, und dass die Absicht bestehe, diese Kooperation künftig auf festere Beine zu stellen.

Das sahen offenbar auch etliche Kulturliebhaber so. Denn der Veranstaltungsraum im Stipendiatenhaus war voll besetzt.

Nach der Einleitung Kahrs\' hatten dann die beiden Autoren Tom Schulz und Birgit Schwaner das Wort. Beide wohnen und arbeiten derzeit sechs Monate lang als Stipendiaten im Künstlerhof Schreyahn.

Tom Schulz, Lyriker und Reiseschriftsteller, las zunächst aus seinem neuesten Werk "Innere Musik". Dabei präsentierte der gebürtige Ostberliner Gedichte wie "Die Rundlingsdörfer" oder "Die Brüder", die in verdichteten, starken Bildern Eindrücke von Orten, aber auch die Auseinandersetzung des Autors mit der ihn umgebenden Gesellschaft und der Vergangenheit thematisieren.

Prosa-Autorin Birgit Schwaner setzte die Lesung anschließend mit einem Auszug aus ihrem Werk "Held.Lady.Mops" fort. Bei der Begegnung mit einem Ehepaar während einer Schiffsreise reflektiert der Protagonist Karl Rudolf Zlatin darin darüber, wie wenig Personen sich auf bestimmte Eigenschaften festlegen lassen. Niemals sei ein Mensch nur so oder nur so. "Ein Mensch besteht aus Momenten", lautet Zlatins Erkenntnis, Birgit Schwaner ließ ihre Zuhörer daran teilhaben.

Anknüpfungspunkte fanden viele Besucher bei der folgenden Reisereportage von Tom Schulz, der aus der Großstadt kommend über seine Ankunft in Salzwedel und seine Fahrt zum Künstlerhof Schreyahn berichtete:

"Als ich in Salzwedel ankam, suchte ich meinen Rufbus", las der Künstler betont nüchtern. "Der Bahnhofsvorplatz war wie leergefegt. Ein paar Schulmädchen mit pommerschen Beinen und Schuhen von Deichmann standen herum." Die auch hier sehr bildstarke Beschreibung der ersten Eindrücke von der Provinz veranlasste viele Besucher zu einem Lächeln.

Die in Wien lebende Birgit Schwaner las abschließend eine Passage aus ihrem Werk "Lunarische Logbücher" vor. Bei einer Diskussionsrunde nutzten die Zuhörer anschließend die Gelegenheit zum Austausch mit den Autoren.