Theaterspiel Wenn ein Sohn „untergejubelt“ wird
Der ganze Apenburger Burghof ist erstmals zur Bühne geworden. Die Laien-Theatergruppe des Ortes präsentierte „Das Sühnekreuz“.
Apenburg l „Wir hätten für jede der beiden Aufführungen 200 bis 220 Karten vergeben können. Doch aufgrund der Corona-Einschränkungen war das leider nicht möglich“: Das sagt Veranstalter Andreas Schwieger von der Siegel von Apenburg gGmbH. Also musste ein ausgeklügelter Sitzplan erarbeitet werden, bei dem Familien zusammensitzen durften, aber es genügend Abstand zu anderen gab. Die Gäste arrangieren sich damit, sind sie doch froh, endlich mal wieder unterhalten zu werden. „Das Theaterstück ist super. Es tut gut, dabei sein zu dürfen. Denn man ist richtig kultur-ausgehungert“, sagt beispielsweise Birgit Vollmer aus Salzwedel.
Bereits im Frühjahr haben die Proben begonnen. Denn für fast zwei Stunden reine Spielzeit ist nicht nur viel Text einzustudieren, sondern auch die Spielorte genau festzulegen. Die Laien-Schauspieler zwischen 6 und 80 Jahren haben fleißig gelernt und die Tipps ihrer Regisseurin Almut Joswig gern angenommen.
Das Sühnekreuz bei Rittleben, das noch heute im Wald zu entdecken ist, gab den Anstoß für das Schauspiel. Es wurde 1693 dort aufgestellt, gibt aber Rätsel auf, weil der Text durch die abgeschlagenen Kreuzseiten nicht komplett zu lesen ist. „An langen Winterabenden haben wir zusammengesessen und überlegt, was dort geschehen sein könnte“, sinnerte Herold Martin (gespielt von Holger Altknecht) zu Beginn des kurzweiligen Nachmittages. Die Story, die auf dem Gebiet der Alten Mark spiele, sei allerdings „frei erfunden“.
Es geht um Macht, Geld und Intrigen: Auch heutzutage ist dies nicht fremd: Der Lehnsherr braucht unbedingt einen männlichen Nachkommen, um sein Vermögen ausgezahlt zu bekommen. Seine Frau brachte bislang kein Kind lebend zur Welt, ist aber wieder schwanger. Auch die Tagelöhnerin, deren Mann in Notwehr den Jäger zu Fall bringt, so dass dieser stirbt, erwartet erneut Nachwuchs. Die Schwiegermutter des Lehnsherrn denkt sich den Kindstausch aus, so dass sie ihrer Tochter einen Sohn „unterjubelt“. Der Kaufmannssohn, der das geliehene Geld vom Lehnsherrn zurückhaben möchte, kommt hinter das Geheimnis und hat ein Druckmittel. Am Ende stirbt die Schwiegermutter nach dem Genuss von vergifteten Wein.
Die Spielfreude ist den Mitwirkenden und ihren Unterstützern anzumerken. Immer wieder brandet Szenenapplaus auf. Denn jeder gibt sein Bestes, egal ob als Schauspieler, Komparse, Shetland-Pony oder Kamerunschaf. Die Kostüme beeindrucken ebenso wie die Kulissen.
Die Zuschauer saugen das Gesehene regelrecht auf, denn Live-Kultur gab es schon eine Weile nicht mehr.