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Wohnungsmarkt Jenseits der Wohnungsnot

Von Wohnungsmangel kann im Altmarkkreis keine Rede sein. Das Angebot ist groß, die Mieten und Immobilienpreise im Vergleich erschwinglich.

Von Antje Mewes 23.07.2019, 12:00

Salzwedel l Wie das private Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ermittelt hat, liegt das Verhältnis zwischen bis Ende 2018 fertiggestellten Wohnungen und dem Bedarf im Altmarkkreis aktuell bei 159 Prozent. Es entstünden zu viele Neubauten, die von Interessenten bevorzugt werden. Umbauten im Altbestand seien in ländlichen Regionen wie der Altmark vielerorts aber sinnvoller. Ein hoher Leerstand habe negative Auswirkungen auf die Entwicklung der jeweiligen Standorte. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass es im gesamten Kreisgebiet im Zeitraum zwischen 2016 und 2020 nur einen Bedarf von neuen 79 Wohnungen gibt.

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt sieht beim Wohnungsbau in der Altmark hingegen „noch deutlich Luft nach oben“, wie deren Bezirksvorsitzende Elke Bobles mitteilt. Für sie kommt es darauf an, was gebaut werde: „Die Wohnungen müssen zum Portemonnaie und zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen“, betont sie. Im vergangenen Jahr seien kreisweit insgesamt 105 Wohnungen gebaut worden – darunter 87 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das seien elf Prozent weniger als 2017. Die Bauherren hätten rund 16 Millionen Euro investiert, informiert die IG Bau und beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Der Bezirksvorsitzenden fehlen seitens der Politik steuerliche Anreize und Förderungen im Bau von Miet- und Sozialwohnungen. Immerhin sei der Wohnungsbau ein wichtiger Motor der Binnenkonjunktur – „auch im Altmarkkreis Salzwedel“, sagt Bobles.

Der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft (Wobau), einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Stadt Salzwedel, Christian Mertens setzt auf die Nachfrage, die den Markt regele, wie er in einem Volksstimme-Gespräch erklärt hatte. Vor allem bei Vier- bis Fünfraumwohnungen gebe es Bedarf, hat er festgestellt. Weshalb die Wobau in diesem Bereich aktiv werden wolle. Dabei stehe nicht der Neubau im Mittelpunkt. Es gebe gute Möglichkeiten mit der Zusammenlegung von Wohnungen im Bestand eine Verbesserung der Wohnqualität zu erzielen. Das Motto: Aus zwei mach eins, hatte er erklärt.

Immobilien im ländlichen Raum werden aufgrund der Preissteigerungen in Ballungsgebieten immer gefragter. Im Altmarkkreis habe es 2018 immerhin bereits einen leichten Aufschwung auf dem Markt gegeben, erklärt Robert Vesely, Regionalvorsitzender des Immobilienverbandes Mitte-Ost. Er führt diesen allerdings darauf zurück, dass sich junge Familien in der Region mit dem Bau oder Kauf von Eigenheimen eine Zukunft schaffen.

Der durchschnittliche Kaufpreis für freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser ist demzufolge leicht gestiegen: 2018 lag er bei 93  246 Euro, ein Jahr zuvor noch bei 85.635 Euro. Die meisten Käufe im Altmarkkreis wurden nach Informationen des Verbandes im unteren Preissegment bis 50  000 Euro registriert. Bei Wohnungseigentum ist der Kaufpreis nur minimal gestiegen: Von 54.500 auf 55.000 Euro. 40 Prozent aller Eigentumswohnungen liegen kosteten bis 50.000 Euro, 60 Prozent bis 100.000 Euro, informiert der Verband.

Bei den Mieten ist die Region im Vergleich zu größeren Städten ebenfalls günstig. In Salzwedel liegt die Nettokaltmiete bei mittlerem Wohnwert in gemischt bebauten Wohnanlagen mit normaler verkehrsmäßiger Erschließung bei 4 bis 5 Euro (Magdeburg ab 5,80). In Häusern mit Wärmedämmung ab 1995, Zentralheizung und gegebenfalls mit Fahrstuhl sind 5 bis 7,50 Euro zu berappen (Magdeburg ab 6,50). Noch günstiger sieht es in den Dörfern aus. Dort werden bei mittlerem Wohnwert zwischen 3,50 bis 4,50 Euro, bei guten Wohnwert zwischen 4,50 bis 6 Euro Kaltmiete verlangt.