ZDF-Studie Altmarkkreis ganz vorn dabei
Einmal nicht Letzter! Dieses Ergebnis der ZDF-Deutschland-Studie 2019 im Bereich Familien ist für den Altmarkkreis tatsächlich überraschend.
Salzwedel l Rang 3! Eigentlich unvorstellbar, mag der Altmärker denken, wo doch fast alle Statistiken und Studien der vergangenen Jahre den Altmarkkreis in einer Vielzahl von Bereichen als abgehängt kennzeichneten. So erinnert sich manch einer auch noch an eine Wahlkampfaussage von Kanzlerin Angela Merkel aus dem Jahr 2011, als sie sinngemäß meint: Salzwedel hat zwar einen Bahnhof, aber den Anschluss verpasst.
Doch nun eine Wiederauferstehung im Kleinen. In der ZDF-Deutschland-Studie 2019, die sich den Themen Familien und Senioren widmete, kann die westliche Altmark doch punkten. Beim Freizeit- und Kulturangebot für Familien gelang sogar der Sprung aus Treppchen.
Katharina Rock, Marketingreferentin der Prognos AG, die die Studie erarbeitete, erläutert auf Nachfrage nur kurz dieses Ergebnis: „Gerade ländlichere Regionen verfügen häufig über mehr Grün- und Erholungsflächen als städtische Regionen. Außerdem müssen sie sich die vorhandenen Angebote nicht mit so vielen anderen Familien teilen.“
Gut, das kann wohl fast jeder Altmärker aus eigener Erfahrung bestätigen. Platz haben wir hier ja genug. Dafür gab es dann auch 9,1 von 10 möglichen Punkten. Aber der Blick in die weiteren Einzelergebnisse der Studie lohnt sich auch, um genauer zu sehen, warum die Altmark bei Freizeit und Kultur besser ist als 398 andere Landkreise in der Bundesrepublik.
Da ist zum Beispiel das Thema Hallen- und Freibäder. In dieser Kategorie erreichte der Altmarkkreis 9,7 von 10 möglichen Punkten. Gewertet wurde dabei die Anzahl der Schwimmbäder je 10.000 Einwohner. Auch wenn die Entfernungen weit sind: In der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf gibt es für knapp 13.000 Einwohner vier Freibäder. Das zieht den Punkteschnitt nach oben - und das völlig zu recht. Denn dabei darf nicht vergessen werden, dass diese Einrichtungen nur dank großer ehrenamtlicher Unterstützung betrieben werden können. Vielleicht kommt mit dem Bad in Liesten bei Salzwedel sogar noch ein weiteres wieder hinzu. Die Dorfgemeinschaft arbeitet jedenfalls daran.
In der Kategorie Freizeitangebote geht es den Studienmachern dann um die Indikatoren Kinos, Museen, Bibliotheken und weitere Angebote. Auch hier punktet die westliche Altmark. 7,5 von 10 kommt dabei heraus. Inwieweit auch kulturelle Zentren, wie zum Beispiel der Club Hanseat in Salzwedel, dort wieder zu finden sind, wird nicht aufgeschlüsselt. Doch auch diese Orte, die das kulturelle Leben der Region wesentlich prägen und bereits über Jahrzehnte geprägt haben, dürften für die gute Gesamtplatzierung des Altmarkkreises gesorgt haben.
Marian Stütz, Geschäftsführer des Hanseat, sieht den Club, der seit 1979 besteht, als eine Art Anker für alle weiteren Institutionen dieser Art. Er wolle mit dieser Feststellung „nicht arrogant klingen“, betont Stütz. Doch viele, die heute Verantwortung in der Lokalpolitik tragen, seien in ihrer Jugend und auch später im Hanseat aktiv oder zumindest häufige Gäste gewesen. So kann man spekulieren, ob politische Entscheidungen, zum Beispiel für ein Kunsthaus in Salzwedel, auch von dieser Prägung getragen wurden.
„Da wo Müll liegt, kommt immer noch Müll dazu“, nutzt Marian Stütz einen schrägen Vergleich eines ehemaligen Kollegen. Also: Wo ein kultureller Grundstein gelegt ist, wird das Angebot fast automatisch vergrößert. Da fällt Stütz zum Beispiel der Verein der Kickerfreunde in Salzwedel ein.
Und zurück zum Hanseat: Die Rückmeldungen von Bands und Künstlern sind durchweg positiv. „Sie fühlen sich hier wohl“, betont Stütz.
Und besonders ärgert den Kulturmacher aus der Hansestadt die häufig zu hörende Aussage von Einheimischen: „Hier ist doch nichts los!“ Das sei „völliger Unsinn“, sagt Stütz und bezeichnet allein das Vorkommen von Kino, Kunsthaus, Kulturhaus sowie verschiedenen Kneipen, die immer wieder Platz für Künstler bieten, als „irre“. Und das natürlich im positiven Sinne.
Solche Macher wie beim Club Hanseat finden sich in der gesamten Region. Im kleinen Quarnebeck bei Klötze stellt die Dorfjugend, und alle die sich dazu zählen, jährlich ein kleines Festival auf die Beine. Hunderte strömen dann zum „RoQ keeps equality“. In Gardelegen hat die Rockgemeinschaft mit dem „Metal Frenzy“ nach und nach ein überregional ausstrahlendes Event geschaffen. Und das alles mit großer Unterstützung durch die Kommunen - trotz knapper Finanzen.
Natürlich gibt es auch weiter Punkte, die die Studie aufgreift, an denen die Kommunalpolitik arbeiten muss, siehe Breitbandverfügbarkeit. Aber auch dort ist etwas ins Rollen gekommen. Unlängst kündigte der Zweckverband Breitband Altmark (ZBA) die Bauarbeiten für den schnellen Internetanschluss in einigen sogenannten Clustern an. Spät, weil die Menschen schon lange darauf warten, aber es kommt.
Wer die Deutschland- Studie noch genauer lesen möchte, kann dies im Internet unter www.deutschland-studie-senioren-familie.zdf.de/familie.