1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. 12 bis 13 Uhr: In luftigen Höhen

Dachdecker 12 bis 13 Uhr: In luftigen Höhen

14.08.2015, 16:53

24 Stunden unterwegs im Salzlandkreis - 24 Geschichten, die erzählt werden wollen.12 bis 13 Uhr: Die Dachdecker.

Gnadau/Schönebeck l Während andere gerade Mittagspause machen, arbeiten Daniel Herbrich und sein Kollege Sven Reinhold hoch über den Dächern Schönebecks. Beide sind Dachdecker bei der Gnadauer Firma Meussling Bedachung. "Am höchsten waren bisher 45 Meter und das auch noch frei schwebend in einer Gondel", erinnert sich Daniel Herbrich an seine waghalsigste Arbeitsstelle. Diese schwindelerregende Höhe hat der Dachdecker bei Arbeiten an der Johanniskirche in Schönebeck erreicht. "Das war schon nicht ohne", pustet er auch heute noch sichtlich erleichtert durch, dort heil heruntergekommen zu sein. "Wir mussten damals nach dem Sturm Kyrill einige Reparaturen am Kirchdach vollziehen."

Damals konnten sie nicht anders an die Stellen gelangen, als mit einer Gondel hochgezogen zu werden. Normal sei es, sich auf dem Dach zu bewegen und so beispielsweise Ziegel auszutauschen. "Am Haus ist dann auch immer ein Dachdeckerfangschutz angebracht, in dem man notfalls fällt", sagt Sven Reinhold. Schön oder ein Traum sei dies aber nicht, betonen beide und stellen schnell klar, dass ihnen dieses Missgeschick noch nicht passiert. "Und es muss auch nicht passieren", sagt Daniel Herbrich. Im Juli hatten sie einen etwas ungefährlicheren Job. Sie haben in einem Einfamilienhaus in Schönebeck eine Terrassendachkonstruktion errichtet.

"Es ist eine schöne Abwechselung, solche Arbeiten durchzuführen", sagt Daniel Herbrich, als er gerade einen Balken ausmisst. "Oft haben wir mit Ausbesserungsarbeiten zu tun, machen viele Abdichtungen und arbeiten oft auf Flachdächern."

Beide arbeiten schon lange als Team zusammen und verstehen sich prächtig. In Felgeleben haben sie schon einen Großteil der Terrassenüberdachung mitsamt der Wände gebaut. "Mit dem Glas oben drüber werden wir wohl knapp zwei Wochen gebraucht haben", prognostiziert Sven Reinhold mit zuversichtlicher Stimme. Ein letztes Stück an der Seite fehlt noch, bis das Glas kommen kann. Dazu sägen die Männer an einem dicken Holzbalken. Erst ganz grob mit einer elektrischen Säge, dann den letzten Feinschliff von Hand. Mehrmals schauen beide, ob die Konstruktion auch wirklich passt und der Balken nicht von der falschen Seite bearbeitet wird oder die Winkel zu groß oder klein sind. Als er perfekt zu passen scheint, hieven sie das mächtige Stück Holz in die Luft. Daniel Herbrich nimmt ihn scheinbar leicht wie eine Feder auf die Schulter, geht zur Leiter und erklimmt sie mit dem Balken auf seiner Schulter. Er führt den Balken in Richtung Haus, sein Kollege passt ihn ein. Er versucht es zumindest, denn er ist noch ein Stück zu lang. Aber besser so, als zu kurz, lachen beide.

Gern Holzarbeiten

Schnell wird der Überschuss abgesägt und die Prozedur beginnt von Neuem. Herbrich und Reinhold freuen sich, auch einmal mit Holz arbeiten zu dürfen. "Es ist eine nette Abwechselung, denn der Werkstoff Holz ist schön zu bearbeiten."

Auch wenn beide sehr oft auf Holz herum klettern - schließlich bestehen viele Dachstühle aus diesem Werkstoff - so arbeiten sie in dem Sinne selten damit. "Wir lernen zwar die Grundlagen in der Ausbildung, aber beispielsweise einen Dachstuhl bauen dürfen wir nicht." Dazu gibt es die Zimmerleute. "Wir decken ihn dann nur mit Ziegeln ein", lacht Reinhold und wendet sich wieder der Arbeit zu.