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GasaustrittEinfamilienhaus explodiert

Am Sonntagabend explodierte in Schönebeck ein zweigeschossiges Einfamilienhaus. Die Abrissarbeiten dauern an.

Von Dan Tebel 28.05.2017, 22:31

Schönebeck l Auf der südlichen Magdeburger Straße ist es am Sonntagabend beschaulich. Die drückende Hitze lässt viele Menschen auf der Couch oder im Gartenstuhl versinken. Nur wenige Fußgänger sind auf der Straße zwischen Garbsener und Leipziger Straße zu sehen. Es ist kurz nach 17 Uhr, als eine gewaltige Explosion die fast dörfliche Ruhe durchbricht.

„Ich wusste sofort, dass es das Haus meines Nachbars ist“, berichtet Frank Regener. Der Inhaber einer Gärtnerei ist gerade zwischen den Beeten, als er den Knall hört und eine gewaltige Druckwelle spürt. Anschließend steigt eine schwarze Rauchsäule auf. „Ich bin sofort zum Haus gerannt, weil meine Familie noch darin war“, erinnert sich Frank Regener. Er holt sie heraus und bringt auch die beiden verstörten Hunde in Sicherheit.

Erst zu diesem Zeitpunkt sieht er, welches Ausmaß die Detonation am Nachbargebäude angerichtet hat: Das zweigeschossige Einfamilienhaus steht an einer Giebelseite frei. Alle drei freien Hausseiten sind weggeflogen und jetzt nicht mehr zu sehen. Überall auf der Straße und in den Gärten auf der Rückseite liegen Glassplitter und Mauerteile.

Wenig später sind die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr zu Stelle und starten einen äußerst gefährlichen Rettungseinsatz: Der einzige Bewohner des Hauses, ein 52-jähriger Mann, liegt schwerverletzt in den Trümmern unter dem einsturzgefährdeten Haus, das nur noch auf einer Mittelwand zu stehen scheint. Die Kameraden entscheiden sich, den Mann unverzüglich zu retten und gefährden damit ihr eigenes Leben. Die Aktion gelingt, der Mann kann herausgeholt werden. „Das war eine wirklich gefährliche Situation“, macht Stadtwehrleiter Uwe Tandler deutlich. Der Mann wurde mit schweren Brandverletzungen in eine Spezialklinik nach Halle geflogen.

Mit der vorangegangenen Explosion fliegen die Glassplitter wie Rasierklingen über die Straße und knallen an die Jalousien des gegenüberliegenden Geschäftshauses. Dort sind die Einschläge des Glases deutlich zu erkennen. Allein dem Umstand, dass an diesem sommerlichen Sonntagabend dort keine Fußgänger und Radfahrer unterwegs waren, ist es verdanken, dass keine weitere Personen verletzt werden.

In einer ersten Stellungnahme vermutet Stadtwehrleiter Uwe Tandler am Sonntagabend, dass eine Gasleitung im Haus explodiert ist. Die Polizei bestätigte am Montag in einer Mitteilung, dass sich ausströmendes Gas im Gebäude entzündet hat. An einer offenen Stelle auf dem Grundstück strömte zudem noch Gas aus. „Wir lassen das ausströmende Gas kontrolliert abfackeln, bis die Gasleitung abgeriegelt ist“, so Tandler am Sonntag. Aus diesem Grund sperrt die Feuerwehr das Gebiet weiträumig ab. Alle 77 Anwohner des Gefährdungsraumes werden evakuiert, weil eine Folgeexplosion nicht ausgeschlossen werden kann.

Das Abriegeln der Gasleitung gestaltet sich schwierig. Zwar wissen die alarmierten Fachmänner Bescheid, doch der Schacht mit dem Gashahn ist von einem Schuttberg überdeckt. Es muss erst ein Bagger geordert werden, der Baufreiheit schafft.

Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und THW waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Allein kurz nach der Detonation sind es 46 Feuerwehrkameraden, zwei THW-Gruppen (aus Calbe und Staßfurt), ein Rettungshubschrauber und zahlreiche Polizisten. „Erschwerend kommt im Moment hinzu, dass viele Einsatzkräfte in Wittenberg beim Kirchentag sind“, so Uwe Tandler.

Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch zeigt sich am Abend erschüttert. Er ist vor Ort, um dringend notwendige Entscheidungen zu treffen, die die Evakuierung, mögliche Unterbringungen von Personen, den Abriss des Hauses und die Sperrung der Straße betreffen. „Das ist für Schönebeck wirklich eine Katastrophe“, so der Oberbürgermeister.

Laut Angaben der Polizei wurde bereits in der Nacht zum Montag mit den Abrissarbeiten des akut einsturzgefährdeten Gebäudes begonnen. Die Einsatzkräfte waren bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz. Während der Abrissarbeiten durch eine Spezialfirma bleibt die Magdeburger Straße vorerst im betroffenden Bereich gesperrt, teite die Polizei am Montag mit.