1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Kornspeicher in Calbe vor dem Aus

Abriss Kornspeicher in Calbe vor dem Aus

Die Initiative „Gemeinschaftshaus für Calbe“ konnte die Stadträte nicht überzeugen. Der Kornspeicher in Calbe wird abgerissen.

Von Paul Schulz 29.03.2019, 15:43

Calbe l All das Ringen der Initiative „Gemeinschaftshaus für Calbe“, das Sammeln von Unterschriften, die Erarbeitung von Nutzungskonzepten und das Organisieren von Informationsveranstaltungen ist letztlich umsonst gewesen. Der Kornspeicher in der Großen Angergasse, die ehemalige Pestalozzischule, wird abgerissen.

Das ist das Ergebnis der Sondersitzung des Calbenser Stadtrates vom Donnerstagabend (28. März). Da haben sich die Stadträte nämlich noch einmal mit dem alten Gebäude befasst, dessen Abriss sie schon Anfang des Jahres 2019 zugestimmt hatten. „Zugestimmt“, weil der Salzlandkreis den Kornspeicher abreißen will, denn ihm gehört das Gebäude aufgrund eines Erbbaupachtvertrages mit der Stadt Calbe. Dennoch mussten die Stadträte dem Abrissvorhaben zunächst zustimmen.

Dass sich der Stadtrat am Donnerstag ein weiteres Mal mit dem Kornspeicher beschäftigen musste, hat die Initiative mit einem Einwohnerantrag erwirkt, der sich gegen diese Zustimmungsentscheidung richtet. Dafür haben die Vertretungsberechtigten der Initiative Ernst-Günther Kreuch und Henry Alex sowie weitere Initiativ-Mitglieder zuvor Unterschriften gesammelt. Rund 400 Calbenser haben den Einwohnerantrag unterstützt. Ein Erfolg für die Initiative „Gemeinschaftshaus für Calbe“, die für den Kornspeicher zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten sieht.

Mit dem Einwohnerantrag, den der Stadtrat mehrheitlich als gültig anerkannt hat, haben sich Kreuch und Alex zudem das Recht erstritten, ihr Vorhaben im Stadtrat zu präsentieren, ihre Argumente darzulegen. „Wir wollen keinen bloßen Sitzungssaal. Wir stellen uns einen lebendigen Ort vor, der auf verschiedenste Art durch die Bürger der Stadt Calbe und ihre Besucher genutzt wird. Zwanglose Gespräche, Kaffeeklatsch, kulturelle Veranstaltungen, Kino, Familienfeiern, Generationsküche und Vorträge wären möglich“, richtet sich Ernst-Günther Kreuch an die Stadträte. Zudem wären auch Räume für die Schüler des Schiller-Gymnasiums denkbar, so Kreuch. Auch Henry Alex versuchte die Stadträte zu überzeugen. „Wir müssen unsere Gedanken bündeln und uns vorstellen, was alles machbar wäre. Noch ist es nicht zu spät“, appelliert der Vertretungsberechtigte der Initiative. Überdies betonten Kreuch und Alex, dass ihr Vorhaben ein Gemeinschaftsprojekt werden soll. Sie stellen sich eine Kooperation von Kreis, Stadt, Initiative und engagierten Bürgern vor.

Den Stadträten wurde aber auch das Statement des Salzlandkreises präsentiert. Bürgermeister Sven Hause (parteilos) verlas die Stellungnahme zum Abriss des Kornspeichers. In dem Schreiben teilt der Kreis mit: „Die Beweggründe für den Abriss ergeben sich sowohl aus der Weiterentwicklung des Schulstandortes Gymnasium ‚Friedrich Schiller‘, als auch aus sicherheitstechnischen Gründen. Die sicherheitstechnischen Beweggründe ergeben sich aus der allgemeinen Gefahr, welche sich für den Betreiber immer aus ungenutzten Liegenschaften ergibt.“ Laut Kreis könne nämlich nicht ausgeschlossen werden, dass sich bei Sturmböen Bauteile lösen, die zu Schäden an Leib und Leben der Schüler führen könnten.

Darüber hinaus will der Kreis auf der frei werdenden Fläche eine Außensportanlage und eine Fahrradstellfläche für das Schiller-Gymnasium errichten. Abschließend heißt es, dass der Abriss aus wirtschaftlicher und sicherheitstechnischer Sicht die favorisierte Variant ist.

Stadtrat Gerhard Denkert (UfC/FWG Calbe) kritisiert das fehlende beziehungsweise nicht stichhaltige Finanzierungskonzept der Initiative. „Ein Saal und die ganze Anlage müssen unterhalten werden. Wo soll das ganze Geld herkommen? Und der Salzlandkreis wird einen Teufel tun, wenn es um die Unterstützung geht“, sagt Denkert. Generell war die Frage der Finanzierung das größte Gegenargument in der Diskussion. Stadtrat Daniel Wolfram (CDU/FDP) sagt: „Weder wir, noch die Initiative haben das Geld. Und selbst wenn wir es hätten, würde ich es lieber in den Ausbau der Schulen oder in die Infrastruktur stecken und nicht in ein seit zehn Jahren leerstehendes Gebäude.“

Unterstützung für die Initiative kam von den Stadträten Christian Behlau (Linke/WG Calbe) und Uwe Klamm (ALC/SPD). „Ich halte den Abriss für einen großen Fehler. Wir sollten wenigstens versuchen, etwas aus dem Gebäude zu machen. Wenn es nicht klappt, kann man immer noch abreißen“, so Klamm.

Christian Behlau sprach Sven Hause und Gerhard Denker direkt an: „Ich ziehe meinen Hut vor Herrn Hause, er ist Weltmeister darin, Spenden einzutreiben, daher denke ich, dass wie das finanziell hinkriegen. Und Herr Denkert, Sie haben mal gesagt, Sie wissen wie man ein altes Haus renoviert. Na wunderbar, dann sind Sie genau der Richtige für dieses Vorhaben. Wir sind die richtigen Leute. Wir kriegen das hin. Wir müssen es nur wollen!“

Doch die Argumente von Klamm, Behlau und den Vertretern der Initiative „Gemeinschaftshaus für Calbe“ konnten den Stadtrat nicht überzeugen. In der abschließenden Abstimmung über die Beschlussvorlage, mit der die Zustimmung zum Abriss zurückgezogen worden wäre, stimmten 13 Stadträte dagegen, vier enthielten sich und zwei stimmten der Beschlussvorlage zu. Der Kreis wird den Kornspeicher also abreißen.