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Margret und Bernd Will feiern ihre goldene Hochzeit / Bei Betriebsfeier im Dieselmotorenwerk funkte es "Als Mann muss ich nach einem Streit einlenken"

Von Ulrich Meinhard 11.11.2013, 02:15

Schönebeck l Am Sonnabend ist Margret und Bernd Will die Wohnung zu klein geworden. Das hatte einen guten Grund. Die beiden feierten goldene Hochzeit und die große Schar der Verwandten und Freunde wollte mitfeiern. Deshalb zog es das Paar vor, die Festgesellschaft in ein Restaurant einzuladen.

Kennengelernt haben sich Margret und Bernd Will als blutjunge Leute im einstigen Dieselmotorenwerk Schönebeck. Bernd Will war hier Lehrling im zweiten Ausbildungsjahr. Als die Neuen aus dem ersten Lehrjahr kamen, fiel sein Blick sofort auf die kleine Blonde. Kein Wunder. Erstens war Margret eine bildhübsche junge Frau und außerdem kamen damals auf 300 männliche Lehrlinge gerade einmal fünf Mädchen.

"Um als Kind einer Familie, die nicht zur Arbeiterklasse gehörte, trotzdem noch studieren zu können, musste ich erst einmal einen Ausbildungsberuf erlernen", erläutert Margret Will die einstigen Verhältnisse. Eigentlich wollte sie Schlosser werden. Gab\'s aber gerade nicht. Da lernte sie eben Dreher.

Beidseitig gefunkt hat es bei einer Betriebsfeier. Doch bald darauf stand den beiden eine harte Probe bevor: die Armeezeit von Bernd Will. Auch über diese schmerzliche Trennungszeit blieb sich das Paar treu - schließlich hatten zuvor noch die Hochzeitsglocken geläutet.

Mit der Trauung ist übrigens eine kuriose Begebenheit verbunden. Da Bernd Will als kleiner Junge zum Ende des Zweiten Weltkrieges mit seiner Familie aus dem damaligen Pommern flüchten musste, ging seine Geburtsurkunde verloren. Nach deutschem Ordnungssinn ein fast unverzeihliches Defizit. "Es hieß damals, die Geburt des Ehemannes sei nicht nachweisbar", berichtet Bernd Will. Aus Polen musste der schriftliche Nachweis seiner Geburt organisiert werden.So verschob sich die eigentlich für Mai geplante Hochzeit in den November 1963.

Nichtsdestoweniger geriet die Ehe zu einer glücklichen, aus der drei Söhne hervorgingen, die längst eigene Kinder haben. In den nächsten Wochen kündigt sich sogar Urenkelkind Nummer 1 an.

Natürlich muss die Frage nach dem Geheimnis einer glücklichen Ehe kommen. Sie kommt hier: Wie geht es gut über 50 Jahre und länger? Mit Toleranz sagen beide. "Nach einem Streit muss ich als Mann den Rückzieher machen", sagt Bernd Will ganz sachlich und nüchtern. Er muss es wissen.