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Die öko-control GmbH in Schönebeck ist vom Hochwasser betroffen Arbeitsalltag? Aufräumen ist nun angesagt

Von Kathleen Radunsky-Neumann 20.06.2013, 03:15

Zum ersten Mal in seiner Zeit als Geschäftsführer der 1990 gegründeten Firma öko-control hat Dr. Wolf-Michael Feldbach Kurzarbeitergeld für seine 20 Mitarbeiter beantragt. Nach dem Hochwasser müssen sie statt der normalen Arbeit nun das Betriebsgebäude sozusagen aufräumen.

Schönebeck l Das Wasser ist raus. Der Schaden ist nun sichtbar. Bei der Schönebecker Firma öko-control GmbH, die ihren Sitz am Burgwall in Frohse hat, ist momentan nicht an Alltag zu denken. Davon sind die 20 Mitarbeiter um Dr. Wolf-Michael Feldbach weit entfernt.Denn anstatt sich mit den Problemen des Umweltschutzes auseinanderzusetzen, steht hier das Aufräumen auf der Tagesordnung. Der Fußbodenbelag ist fast komplett entfernt und die Trockenbauwand im Inneren muss bis zu 50 Zentimeter hoch ausgebessert werden. Hinzu kommt der Kauf neuer Möbel und Kühlschränke.

"Damit habe ich nicht gerechnet", sagt Feldbach. Der Zustand des Firmengebäudes bereitet ihm - einen von drei Geschäftsführern - Sorgenfalten. 2002, so Feldbach, habe das Wasser auch "draußen gestanden, aber da war es noch zwei Meter entfernt". 2013: Das Hochwasser hat das Gebäude in Besitz genommen. Rund 30 Zentimeter hoch stand es in den Büroräumen.

"Wir hatten trotz unserer Hoffnung, dass nichts passiert, alle Computer und Akten hochgestellt", berichtet der Geschäftsführer. Elektrische Geräte wurden abgestellt. Nur die notwendigen Kühlschränke im Labor für Arbeitsproben waren am Strom, später einer davon am Notstromaggregat.

Das erste Vorzeichen, dass die öko-control GmbH bei diesem Hochwasser wohl nicht so glimpflich davon kommen wird, gab es dann am Mittwoch, 5. Juni. "Da haben wir uns das erste Mal über die Stadt geärgert", sagt Wolf-Michael Feldbach. Denn da erhielt er die Nachricht, dass es keine Sandsäcke von der Verwaltung gibt (Volksstimme berichtete darüber, dass Privatpersonen keinen Sandsack und keinen Sand von der öffentlichen Hand erhalten sollten). "Doch die Dachdeckerfirma der Gebrüder Rogat hat uns alle, also auch die Privatleute, hier hinten im Burgwall versorgt", berichtet Feldbach mit deutlichem Dank in seinen Worten.

Vor dem Hochwasser retten konnte dieses Engagement aber öko-control GmbH nicht. Am Donnerstag fiel die Toilette aus. "Da haben wir unsere Frauen nach Hause geschickt", sagt Feldbach. Die Männer mussten sozusagen noch auf dem sinkenden Schiff bleiben. Am Freitag wurde schließlich die Arbeit eingestellt. "Im drei-Stunden-Takt ist immer jemand von uns zur Firma gefahren, um nach dem Rechten zu sehen", berichtet Feldbach weiter von der Zeit der Ungewissheit.

Am Morgen des Sonnabend kam der Schock: "Ein Mitarbeiter hat angerufen und gesagt: ¿Alles steht unter Wasser, auch innen\'". Feldbach, der von einem Nachbarn in Zens ein Schlauchboot geliehen bekam, fuhr umgehend nach Schönebeck. "Gleichzeitig kam eine Mitarbeiterin aus Magdeburg mit ihrem Schlauchboot", erzählt der Geschäftsführer. Nur auf diese Art war die Firma noch erreichbar. "Dadurch konnten wir noch etwas retten", sagt er und meint damit weitere Hochstell-Aktionen. Doch das war es dann auch, was Feldbach und seine Kollegen selbst bewirken konnten. Ab da an galt nur noch eines: Abwarten. Und zwar, dass das Wasser wieder zurückgeht.

Am Donnerstag vergangener Woche das Aufatmen. "Da bekamen wir wieder Strom", sagt Feldbach. Und dann wurde langsam auch das Ausmaß des Hochwassers sichtbar. "Wir haben am Wochenende schon gelüftet und extra Ventilatoren besorgt", berichtet Feldbach. Fast alles ist trocken. Und inzwischen sind die Sperrmüllhaufen vor dem Gebäude umso größer. Fußbodenbelag, Regale, Schränke, alles das, was im Wasser stand, muss raus. "Unser Elektriker konnte zeitnah zu uns kommen und hat alle unsere elektrischen Geräte kontrolliert", sagt Feldbach. Der Fachmann habe dem Chef auch gleich die Geräte nennen können, die nicht mehr verwendbar sind. "Das sind zum Glück keine Laborgeräte", sagt Feldbach. Die Kosten für Kühlschränke in der Küche und Möbel seien mehr oder weniger zu verkraften, aber die für die Laborarbeit notwendigen Geräte kosten schon mehrere 100000 Euro.

"Wir hatten Glück im Unglück", schätzt Feldbach jetzt ein. Ein finanzieller Schaden ist dem Firmenchef entstanden. Doch es hätte "uns noch schlimmer treffen können, wenn ich daran denke, wie die Menschen im Elbe-Saale-Winkel um ihre Existenz bangen müssen", sagt Feldbach. Trotzdem hat der Unternehmer nun zum ersten Mal in seiner Selbständigkeit das Kurzarbeitergeld für seine 20 Mitarbeiter am Standort Schönebeck beantragt. "Das ist schon ein komisches Gefühl", gibt er zu. Doch schlimmer sei wohl dieses Empfinden, wenn das Kurzarbeitergeld aufgrund von einer schlechten Auftragslage genutzt werden müsste.

Sechs der 20 Mitarbeiter könnten schon wieder regulär arbeiten. Sie sind im Labor. "Da haben wir Betonfußboden, der hat keinen Schaden genommen", sagt der Geschäftsführer. Die anderen Frauen und Männer sind derweil mit dem Aufräumen beschäftigt, während entsprechende Baufirmen den Boden und die Trockenbauwände sanieren. "14 Tage wird es sicher noch dauern, bis wir wieder voll arbeitsfähig sind", schätzt der Geschäftsführer ein. Genau einschätzen könne er ebenso nicht, wie groß am Ende der Arbeitsausfall und der finanzielle Schaden sein wird. Doch er betont nochmals: "Wir hatten Glück im Unglück." Feldbach versucht in seiner gewohnt optimistischen Art zuversichtlich zu sein. "Wir haben einen Durchhänger", umschreibt er deshalb die Zwangspause von öko-control GmbH.