Aufforderung Bäume gießen, jetzt!

Die anhaltende Trockenheit setzt der Natur in Barby zu. Rasenflächen werden gelb, vor allem junge Bäume lassen traurig die Blätter hängen.

Von Thomas Linßner 10.07.2018, 16:50

Barby l „Liebe Redaktion, laut heutiger dpa-Mitteilung werden Anwohner aufgefordert Straßenbäume zu wässern“, beziehen sich Margarete und Peter Marges auf einen kleinen Beitrag in der Volksstimme. „Wir wohnen in Barby in der ‚Spittelbreite‘ und auch hier stehen durstige Bäume. Deshalb sind wir diesem Aufruf gefolgt und hoffen auf weitere Nachahmer“, schreibt Peter Marges mit dem Zusatz, dass man statt Neupflanzungen erstmal bestehende Bestände pflegen möge.

Zeitgleich und ohne von diesem Aufruf zu wissen, hat die Familie Gärtner ebenfalls die Initiative ergriffen. Die Angestellten der Firma „Götzes Gartenland“ pflanzten auf dem Colphuser Platz an der Karl-Liebknecht-Straße fünf Ginkgobäume, nachdem vor Jahren an dieser Stelle acht Wildkirschen in den Boden kamen. Während letztere Ersatzpflanzungen für gefällte Birken sind, rangieren die Urwald-Ginkgos unter der Rubrik „Idealismus“. Die Gärtners finanzierten Beschaffung und Pflanzung selbst. Und: Sie pflegen die Bäume! „Wir benutzen zur Bewässerung Treegator-Säcke“, sagt Julia Gärtner.

Optimal mit Wasser versorgen

Um die Wurzeln nach der Pflanzung optimal mit Wasser zu versorgen, sei die Tröpfchenbewässerung ein gutes Hilfsmittel für die oberirdische Bewässerung. Damit wird das Wasser effizient dorthin gebracht, wo es die Wurzeln brauchen: nahe am Ballen in der Tiefe. „Wenn Sie jetzt die Gieskanne nehmen, dringt das Wasser durch den harten Boden kaum ein“, sagt Julia Gärtner, deren Familienname offensichtlich Programm ist. Denn die frisch gepflanzten Bäume brauchen besonders im ersten Jahr viel Wasser, bis sie wirklich gut eingewurzelt sind. Und erst dann sind sie in der Lage, sich auch in längeren Trockenperioden selbst zu versorgen. Mit einem einmaligen Angießen ist es also nicht getan, vielmehr sollte man den Pflanzen in den ersten Jahren bei anhaltender Trockenheit regelmäßig Wasser gönnen.

Die doppelwandigen Treegator-Säcke bestehen aus Kunststoff und werden per Reisverschluss um den Baum gestellt.

Die Gärtners bekommen für ihre Pflege keinen Cent. Wollen sie auch nicht. „Wir freuen uns darüber, wenn wir mit frischem Grün im Stadtbild den Leuten eine Freude bereiten“, sagt Matthias Gärtner. Das Wasser dafür - und da kommt einiges zusammen - stammt aus dem Hahn der nahen „Pension Roseneck“. Auch das wird gesponsert. Wie auch die zuvor erwähnte Familie Marges empfehlen die Baumfreunde das gründliche Gießen von gerade gepflanzten Bäumen im Stadtgebiet. So mache besonders die im Herbst gepflanzte Luthereiche auf dem Kirchplatz einen ziemlich vernachlässigten Eindruck und könne ein paar Eimer Wasser gebrauchen.

Um die Bodenfeuchte zu prüfen, steckt Julia Gärtner die 25 Zentimeter lange Sonde eines Bodenfeuchte-Messgerätes in die Erde. Durch das einfache Messprinzip kann sie sofort erkennen, ob Wasser gebraucht wird oder nicht.

Bei der Wasseraufnahme haben es übrigens die Straßenbäume am schwersten: Sie sind von Asphalt und Beton umgeben, und ihre Wurzeln müssen weit in die Tiefe gehen, um in regenarmen Zeiten den Baum versorgen zu können.

Wenn man bedenkt, dass das Wurzelwerk eines gesunden Baumes ungefähr dem Volumen seiner Krone entspricht, so wird klar, wie eng es für die meisten Bäume sein muss.

Optimal ist es, Pflanzen am frühen Morgen zu wässern: Dann ist es draußen noch recht kühl, es verdunstet kaum Gießwasser und die Erde kann gut Wasser aufnehmen. Die Pflanzen sind dann tagsüber ausreichend mit Wasser versorgt.

Das abendliche Gießen hat dagegen zwei Nachteile: Die Erde ist von der Hitze des Tages ausgetrocknet und vermutlich sehr warm – sie nimmt schwerer Wasser auf und viel Gießwasser verdunstet, das den Pflanzen dann nicht mehr zur Verfügung steht.