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Brandgeschehen Brandstiftung bei Schirm und in Plötzky

Aktualisiert: 20.4.2021, 16:52
Bei der Schirm GmbH gab es einen Brandanschlag. Die empfindlichen Anlagen waren aber zu keiner Zeit in Gefahr.
Bei der Schirm GmbH gab es einen Brandanschlag. Die empfindlichen Anlagen waren aber zu keiner Zeit in Gefahr. Symbolfoto: Andre Schneider

Brand eines Holzpolters in Plötzky am 19. April 2021 - vermutlich erneut Brandstiftung
Brand eines Holzpolters in Plötzky am 19. April 2021 - vermutlich erneut Brandstiftung
Feuerwehr Pretzien/Plötzky

Schönebeck/Plötzky (ns/bd). Wie die Verantwortlichen der Schirm GmbH an der Geschwister-Scholl-Straße bestätigten, wurde dort am Sonntag ein Brandanschlag verübt. Zum Glück verhinderte das stümperhafte Vorgehen der mutmaßlichen Täter und das beherzte Eingreifen der Feuerwehr schlimmeres. Gefahr ging auch von einem Waldbrand in Plötzky aus.

Fall Schirm: Mehr Details bekannt

Während es am Sonntagabend seitens der Stadtwehrleitung und der Polizei noch geheißen hatte, dass lediglich eine Brandmeldeanlage angeschlagen hätte, wurden tags drauf weitere Details bekannt. Offenbar gab es einen Brandanschlag auf dem Gelände der Schönebecker Schirm GmbH in der Geschwister-Scholl-Straße. Wie Schirm-Pressesprecher Christian Liepack bestätigte, „warfen ein oder mehrere unbekannte Personen einen oder mehrere brennende Gegenstände auf unser Werksgelände“. Der Vorfall ereignete sich am Sonntag gegen 22 Uhr. „Das interne und aufeinander abgestimmte Sicherheitssystem von Schirm, die automatischen Alarmierungen aller internen und externer Einsatzkräfte sowie die technische und menschliche Brandbekämpfung vor Ort konnten den Brand sicher und sehr schnell löschen“, so der Pressesprecher. „Es bestand zu keiner Zeit eine Gefährdung für Anwohner, Umwelt oder die Umgebung, zudem kam es zu keinem Sach- oder Personenschaden.“ Standortleiter Dr. Wolfram Lüneburg bedankte sich bei allen Einsatzkräften für den schnellen und beherzten Einsatz. Anzeige wurde erstattet.

Die Polizei im Salzlandkreis bestätigte laut Sprecher Jens Galetzka den spätabendlichen Einsatz. Kriminaltechnische Untersuchungen sollten gestern durchgeführt werden. Die mutmaßliche Brandstiftung bestätigte er zwar nicht, wohl aber, dass es eine Brandstelle auf dem Betriebsgelände gegeben habe. Einen Tatverdächtigen gebe es bisher noch nicht. „Es gab eine Verrußung an einem der Gebäude“, so Galetzka.

Bürgerinitiative distanziert sich

Stadtwehrleiter Daniel Schürmann hielt sich am Montag zunächst noch bedeckt, wartete Reaktionen ab. Eine Lapalie, betonte er, sei die Aktion nicht – wenngleich keine wirkliche Gefahr von dem kleinen Brand ausging. „Es hat sehr langsam gebrannt. Der Rauch zog in eine Halle, was die Brandmeldeanlage ausgelöst hat“, berichtete der Stadtwehrleiter. Die Feuerwehr rückte mit voller Kapelle an: Die Wehren Bad Salzelmen, Schönebeck (Tischlerstraße), Felgeleben und Elbenau waren im Einsatz und versetzten besorgte Bürger in Alarmstellung. Ein Fahrzeug fuhr aufs Gelände und beseitigte den Brand. Das nächtliche Treiben bei Schirm blieb nicht unbemerkt und rief auch die Bürgerinitiative, die gegen den Standort an der Geschwister-Scholl-Straße kämpft, auf den Plan. „Wir von der Bürgerinitiative Schönebeck ohne Gift- und Geruchsbelästigung verurteilen ausdrücklich solche Aktionen, da sie die Anwohner und Mitarbeiter gefährden“, teilte Sprecherin Renate Fiedler mit.

Kleinbrand in Plötzky

Auch in Plötzky musste die Feuerwehr ausrücken – allerdings einen Abend später. Um 20.09 Uhr schrillten die Pieper der Kameraden der Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky am Montag. Das Einsatzstichwort: Kleinbrand. Ein Einsatzstichwort, das den 18 Kameraden, die ausgerückt sind, nur zu bekannt vorkam. Nachdem im vergangenen Jahr unter anderem im Bereich Pretzien und Plötzky mehrfach s ogenannte Holzpolter brannten, war es ein solcher, der auch am Montagabend brannte. Eine Frau, die mit ihrem Hund spazieren war, habe den Brand entdeckt und die Leitstelle in Staßfurt alarmiert, berichtet Ortsteilwehrleiter Michael Vorwerk am Dienstagmorgen. „Der Polter kann erst maximal fünf bis zehn Minuten gebrannt haben, als wir am Einsatzort eingetroffen sind“, sagt Vorwerk. Der befand sich an einem Weg, der von der Bundestraße 246a in Richtung Gommern rechts abzweigt und zum Kolumbussee führt.

Weil der Brand erst im entstehen war, haben die 2600 Liter Wasser, die die Wehr auf ihren beiden Löschgruppenfahrzeugen mit sich führen kann, ausgereicht, um das Feuer zwischen den Baumstämmen zu löschen. Die Löschlanzen der Marke Eigenbau (Volksstimme berichtete), die vom Feuerwehrtechnischen Zentrale Staßfurt aber natürlich abgenommen sind, und anlässlich der sich häufenden Polterbrände im vergangenen Jahr von Wehrmitglied Wolfgang Manthei gebaut wurden, mussten nicht eingesetzt werden. Wohl aber die Wärmebildkamera, um zu kontrollieren, dass der Brand zwischen den Stämmen auch wirklich gelöscht war.

Wiederholungstäter

Nicht zum ersten Mal kam es in Ostelbien nämlich zu einem solchen Brand. Mehrfach mussten unter anderem die Kameraden der Wehr Pretzien/Plötzky allein 2020 zu solchen und ähnlichen Bränden ausrücken. Alle Brände ereigneten sich im Raum Elbenau, Plötzky, Pretzien, Gommern. Da liegt die Vermutung eines brandstiftenden Feuerteufels nahe. Ermittelt werden konnte dieser aber nicht, obwohl sowohl das Polizeirevier des Salzlandkreises in seinem Zuständigkeitsbereich als auch das des Jerichower Landes in den Fällen ermittelt.

Jetzt allerdings wurde laut Vorwerk erstmals eine Person gesehen, die sich vom Brandort entfernte. Rund 100 Meter entfernt von dem Brand am Montagabend habe der in diesem Bereich zuständige Jagdpächter nämlich in einem Hochsitz gesessen, wie Michael Vorwerk berichtet. Und der habe eine Person vom möglichen Tatort wegrennen sehen und der Polizei dessen Aussehen geschildert.

Auch in Gommern wird ermittelt

„Die Ermittlungen laufen“, erklärt Jens Galetzka, Leiter des Sachgebiets Zentrale Angelegenheiten des Polizeireviers Salzlandkreis, zu diesem Fall. Wie nach so einem Vorfall üblich, wolle die Kriminaltechnik jetzt erstmal herausfinden, wie der Brand überhaupt entstanden ist. Außerdem prüfe die Kriminalpolizei, ob dieser Vorfall in Zusammenhang mit den ähnlichen Bränden im vergangenen Jahr stehen könnte. Dazu und zu Mutmaßungen über eine mögliche Brandstiftung im aktuellen Fall, wollte sich der Beamte aber nicht äußern.

Vom Polizeirevier des Jerichower Landes – auch in Gommern gab es schließlich ähnliche Vorfälle – heißt zum Stand der schon länger laufenden Ermittlungen: „Die Ermittlungen dauern an.“ Die Reviere würden sich über die Vorfälle austauschen.

Fest steht: Das aktuelle Brandereignis erinnert leider stark an die Vorfälle im vergangenen Jahr. 2020 startete die Brandserie am 1. April, als geschreddertes Holz im Brand stand. Es folgten weitere Einsätze – teils zusammen mit anderen Wehren – aufgrund eines brennenden Grünabfallhaufens (10. April), einer Hecke (7. Mai), eines Stück Waldbodens (29. Juni), abgelegtem Restholz, das in Flammen stand (1. Juli) und dem Brand des alten, leerstehenden Bungalows der Wasserwehr (31. Juli auf 1. August). Meist waren es aber – wie an diesem Montagabend – Holzpolter, die brannten am 13. Mai, 1. Juni, 8. Juni, 9. Juni und 2. Juli in Flammen standen.

Kommentar von Andre Schneider

Was soll das? Das hätte wirklich böse ausgehen können. Als ob die Menschen in der Stadt und der Region nicht genug zutun hätten, meint ein (oder mehrere) Feuerteufel auch noch, für Angst und Schrecken sorgen zu müssen. Mir fallen da wirklich nur deutliche Worte ein: Ihr spinnt wohl! Habt ihr eigentlich eine Idee, was passieren kann? Menschenleben sind in Gefahr!

Brandstiftung kann sicherlich vielfältige Gründe haben. Ein Dummer-Jungen-Streich oder auch psychische Probleme. Aber es gibt Hilfe. Alles ist besser, als die Taten unter den Teppich zu kehren und die Schönebecker weiter im Unklaren zu lassen. Man kann an den oder die Täter nur appellieren, dem ganzen Schrecken ein Ende zu bereiten. Der einzig richtige Weg ist es, sich bei offiziellen Stellen zu melden. Nur so bekommt ihr fachliche Unterstützung und die nötige Hilfe.