Raumordnungsverfahren für Stromanbindung eingeleitet Calbe ist Standort-Favorit für neues Kraftwerk
Die Anzeichen verdichten sich, dass das internationale Energieunternehmen GDF Suez die Rolandstadt als Standort für den Bau eines Gas- und Dampfturbinen- (GuD) Kraftwerks favorisiert. Eine Studie weist deutliche Vorteile für die Stadt auf.
Calbe l Das Energieunternehmen prüft auf einem Grundstück östlich des Industrieparks Calbe (IPC) den Bau des mächtigen Kraftwerkes mit zweimal 400 Megawatt Leistung. Die Anlage soll mit einem besonders hohen Wirkungsgrad von mindestens 57 Prozent betrieben werden. Die Stadt hat die dafür notwendigen bauplanungsrechtlichen Grundlagen geschaffen.
Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt hat Mitte Dezember für das Vorhaben " Anbindung des geplanten GuD-Kraftwerkes Calbe an die 380-kv-Freileitung Ragow-Wolmirstedt 531/532" ein sogenanntes Raumordnungsverfahren mit integrierter Umweltverträglichkeitsprüfung eingeleitet. Damit soll vor Erteilung öffentlich-rechtlicher Genehmigungen festgestellt werden, ob die Anbindung überörtliche Auswirkungen haben wird oder ob erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten sind.
Unterlagen sind bis 10. Februar im Rathaus II einsehbar
Das Raumordnungsverfahren trifft noch keine detaillierten Festlegungen. Nach dessen Abschluss hat es deshalb keine unmittelbare Rechtswirkung gegenüber dem einzelnen Bürger. Es hat lediglich einen gutachterlichen Charakter, ist aber in den nachfolgenden Genehmigungsverfahren, beispielsweise einem Planfeststellungsverfahren, zu berücksichtigen. Das Verfahren endet mit einer positiven oder negativen landesplanerischen Feststellung.
Jeder, dessen Belange durch das Verfahren berührt werden, kann bis zum 10. Februar schriftlich oder zur Niederschrift bei der Stadt Einwendungen gegen die Planung erheben. Die Unterlagen sind im Bauamt in der Schloßstraße einzusehen.
In der Vergangenheit standen mit Staßfurt und dem bayrischen Schwandorf zwei weitere Standorte für das Kraftwerk zur Disposition. Die drei Städte sind geeignet, da sich in der Nähe eine Gaspipeline befindet und innerhalb weniger Kilometer Zugang zum 380 KV-Hochspannungsleitungsnetz für die Einspeisung des Stroms besteht. Während Schwanbürger Bürger die Millioneninvestition mit einem Bürgerentscheid Ende Juli 2009 ablehnten, ist es in Staßfurt um das Vorhaben ebenfalls ruhig geworden.
Ein Raumordnungsverfahren wie in Calbe ist in der Bodestadt nicht eingeleitet worden, sagt Oberbürgermeister René Zok auf Nachfrage. "Von Unternehmensseite habe ich seit ungefähr einem Jahr nichts mehr gehört. Damals wurde die geringe Wasserführung der Bode für den Betrieb eines solchen Kraftwerks bemängelt."
Damit scheint die Rolandstadt der Favorit für den Standort zu sein. Das Energieunternehmen hielt sich bis zum gestrigen Redaktionsschluss mit einer Stellungnahme bedeckt, ob und wann mit dem für 2012 anvisierten Bau begonnen werden soll. Neben kritischen Stimmen von Umweltschützern in der Vergangenheit begrüßt Calbe die mögliche Ansiedlung des Kraftwerkes.