Serie Calbenser sehen Potential ihrer Heimatstadt
Heute erfolgt die Auswertung der Umfrage rund um Calbe und die Auswirkungen und Herausforderungen des demografischen Wandels.
Calbe/Schwarz/Trabitz l Sachsen-Anhalts Bevölkerung wird den Berechnungen des Landes zufolge in 20 Jahren die älteste in ganz Europa sein. So wird der Anteil der über 65-Jährigen von heute 24,2 auf 36 Prozent im Jahr 2030 steigen. Calbe wird diese Marke bereits in fünf Jahren überschreiten. Als nach dem Durchschnittsalter der Einwohner älteste Stadt im Salzlandkreis kommt Calbe daher eine besondere Rolle zu.
An den zurückliegenden sechs Sonnabenden widmete sich die Volksstimme verschiedenen Bereichen des städtischen Lebens, die sich dem demografischen Wandel stellen müssen. Dabei wurde auf den anhaltenden Rückbau bei der Wohnungswirtschaft verwiesen, auch auf die Nachwuchssorgen und den Fachkräftemangel der örtlichen Unternehmen, auf die freiwilligen Aufgaben der Stadt, die zum Wohlfühlfaktor beitragen, weiterhin auf die sich aufgrund von Überkapazitäten zuspitzende Situation der fünf Kindertagesstätten. Und dann wurde auch auf Angebote für die ältere Bevölkerung eingegangen.
Darüber hinaus hat die Volksstimme die Calbenser per Coupon und Internet befragt, wie sie ihre Heimatstadt sehen. 50 Frauen und Männer haben sich an der nichtrepräsentativen Umfrage beteiligt.
Darunter befindet sich beispielsweise Christine Meißner. Die 57-Jährige ist stolz, eine Calbenserin zu sein, da sie sich mit ihrem Mann unweit der idyllischen Saale mit einem Grundstück und Haus etwas Bleibendes geschaffen hat. Für sie gehört der Marktplatz mit seinem historischen Gebäudeensemble zu den Vorzeigestellen ihrer Heimatstadt. Doch auch im Zustand vieler Immobilien sieht die Calbenserin das größte Problem. Für sie herrschen zerfallene Gebäude und Unkrautbeete scheinbar „überall“ vor. Sie plädiert als Lösung für die Schaffung von lukrativen Bauplätzen, auf denen unter anderem neue Einfamilienhäuser entstehen könnten. Nach den Zukunftsaussichten gefragt, zeigt sie sich etwas pessimistisch und sieht Calbe durch viele Abwanderungen auf dem Weg zu einer Kommune mit Dorfcharakter.
„Ich hoffe, dass es besser wird“, schreibt dagegen Christl Mohn. Die 63-Jährige kommt gern nach einem Urlaub in ihre Heimatstadt zurück. Sie sieht durchaus die Bemühungen der Stadtvorderen, sich dem demografischen Wandel zu stellen. Dabei habe die Stadt einen angesichts zahlreicher maroder Straßen und Fußwege, wenig Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche sowie einem fehlenden Veranstaltungssaal in geeigneter Größe jede Menge dafür zu tun. Ihr ist klar, dass den Stadtvorderen aufgrund der klammen Stadtkasse oft die Hände gebunden sind.
Jetzt und heute zu handeln, das ist das erklärte Motto von Christa Mertens. Die 68-Jährige beklagt ebenfalls die zahlreichen Ruinen der Altstadt, die ihrer Meinung nach aus dem Stadtbild verschwinden müssten. An Visionen mangelt es ihr dabei nicht: „Bevor man hunderttausende Euro in das neue Freibad auf dem Heger verbaut, sollte man prüfen, ob die Mittel für ein Hallenbad genutzt werden könnten, denn das nächste Hochwasser schlägt an dieser Stelle doch wieder zu“, schreibt sie. Ein Wunsch, der wegen der Zweckbindung der finanziellen Mittel allerdings ins Leere laufen dürfte.
In den Antworten der Leser spiegeln sich die Hoffnungen und Ängste wider, die mit dem demografischen Wandel verbunden sind. Viele sind stolz auf die Zeichen der 1079-jährigen Geschichte der Saalestadt, die ihrer Meinung nach durchaus mit Sehenswürdigkeiten punkten kann. Gleichzeitig mahnen sie zu einer dringend notwendigen Verjüngungskur der Infrastruktur.
Die am häufigsten genannten Antworten auf die einzelnen Fragen sehen folgendermaßen aus:
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• neu gestaltete Saalemauer mit Blick auf Gottesgnaden
• Kirche und Rathaus
• Marktplatz mit Hexenturm
• Saalepartie mit Wehr und Häuserensemble „Klein Venedig“
• gepflegte Neue Wohnstadt
• Grüne Lunge und Wartenberg
• Saale
• Zentrum mit Kirche und Markt
• sanierte historische Gebäude
Bürgermeister Sven Hause: „Das Ensemble des Marktplatzes ist auch aus meiner Sicht eine der schönsten Seiten der Stadt und hinterlässt zudem stets prägenden Eindruck bei Gästen.“
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• es gibt nicht einmal einen Schuhladen
• viele leer stehende Geschäfte und Wohnhäuser
• Viele Ruinen vor allem in der Altstadt
• schlechter Zustand vieler Straßen und Gehwege
• keine zeitgemäßen Spielplätze
• Hundekot im Straßenbild
• ungepflegte Grünanlagen
• Industriepark Calbe mit hohem Leerstand
• überteuerte Mietwohnungen mit einfacher Ausstattung in der Neuen Wohnstadt
Bürgermeister Sven Hause: „Es gibt an vielen Stellen noch Verbesserungspotential, woran bereits in den nächsten Jahren massiv gearbeitet wird.“
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• Marktplatz mit Roland
• Kirchplatz mit St. Stephani-Kirche
• Naherholungsgebiet „Grüne Lunge“
• Historische Saalemauer
• Gierseilfähre
• Bismarckturm
• Wartenberg-Areal
• Saaleinsel Gottesgnaden
• Saalewehr
• Heimatstube
• eine über 1000-jährige Geschichte
• kaum touristische Anziehungspunkte
• Fahrten mit der „Saalefee“
Bürgermeister Sven Hause: „Für den sanften Tourismus gibt es zahlreiche Anlaufpunkte entlang der Saale, aber auch bauliche Sehenswürdigkeiten im gesamten Stadtgebiet.“
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• schön gelegene Kleinstadt an einem Saalebogen, mit viel Potential zu mehr
• Tradition des Zwiebelanbaus („Bollen“), die von einem Verein nach außen getragen wird
• Wartenberg-Areal
• Stadt mit extrem hohen Altersdurchschnitt
• sehr hohes Sportangebot für die Größe der Stadt
Bürgermeister Sven Hause: „Die Stadt Calbe bietet unter anderem in den Bereichen Bildung, Sport, Gesundheitswesen und Naherholung hervorragende Möglichkeiten und besitzt zudem den Charme einer Kleinstadt.“
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• ein Freibad
• kulturelles Angebot
• Möglichkeit zum Tanzen/Ausgehen
• mehr Geschäfte
• ein Bürgerhaus, wo sich Generationen begegnen können
• mehr Spielplätze
• mehr Menschen, die positiv über Calbe sprechen
• Augenarzt
• Buchhandlung
• mehr Bauflächen für Einfamilienhäuser
Bürgermeister Sven Hause: „Zur Zeit vermisse ich wie viele Calbenser unser Schwimmbad. Aber, es wird viel Kraft investiert, dass sich daran etwas ändert.“
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• Es ist meine Heimat / bin hier geboren / wunderschöne Kindheit
• eine sportbegeisterte Stadt
• großer Zusammenhalt in der Stadt
• soziale Vereinigungen stellen trotz klammer Stadtkasse vieles auf die Beine
Bürgermeister Sven Hause: „Weil in dieser 1079jährige Stadt die Menschen trotz vieler Höhen, Tiefen und damit verbundener Veränderungsprozesse stets positiv nach vorne gesehen und gemeinsam angepackt haben .“
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• ja, da ausreichend Kitaplätze
• ja, Sportvereine leisten hervorragende Nachwuchsarbeit
• nein, kaum Freizeitangebote für Jugendliche
• nein, da kein Schwimmbad
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• ja, ausreichend Kitaplätze
• nein, eine Verbindung von Schule-Familien existiert nicht öffentlich
• nein, es fehlt an attraktiven Bauflächen
Bürgermeister Sven Hause: „Es existieren zahlreiche und vielfältige Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien, welche Freundlichkeit ausstrahlen. Insbesondere in den nächsten Jahren werden diese Angebote qualitativ und quantitativ noch einmal erheblich aufgewertet.“
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• nein, viele Stolperfallen auf öffentlichen Straßen und Wegen
• ja, viele altersgerechte Wohnanlagen, Pflegeheime und -dienste
• bedingt, es fehlt ein Mehrgenerationen-Projekt als Wohnform
Bürgermeister Sven Hause: „Teilweise. Hier wird es noch enormer Anstrengungen bedürfen, um die Teilhabe der wachsenden Zahl älterer Menschen am Alltag infrastrukturell und gesellschaftlich gut zu meistern.“
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• seine Einwohnerzahl einigermaßen zu halten
• Ankurbeln der Wirtschaft
• Haushaltskonsolidierung
• Schaffung von Arbeitsplätzen
• auf Überalterung der Bevölkerung reagieren
• Jugend nach der Schule in der Stadt halten
• attraktives Bauland schaffen
Bürgermeister Sven Hause: „Die erforderlichen Veränderungen in allen kommunalen Bereichen, welche aufgrund des demografischen Wandels vollzogen werden müssen, möglichst zur Zufriedenheit der Einwohner erfolgreich gestalten.“
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• Kleinstadt als Wohnort ohne wirtschaftliche Bedeutung
• Stadt ohne Leben
• als größeres Dorf
• Stadtrat verwaltet nur noch und setzt keine Akzente
Bürgermeister Sven Hause: „Calbe wird eine charmante Kleinstadt mit bedarfsdeckender Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur und hervorragenden Freizeit-, Sport- und Naherholungsangeboten sein, die zudem über moderne Bildungsstandorte und sehr moderne Einrichtungen des Gesundheitswesens verfügt.“
Die einzelnen Beiträge zur Demografie-Serie „Calbes Zukunft“ sind noch einmal im Internet zum Nachlesen zu finden unter der Adresse www.volksstimme.de/calbeszukunft