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Corona-Krise Einzelkämpfer schlagen sich wacker

Auch in Bördeland ist die Corona-Krise zu spüren. Restaurants und Dienstleistungsbetriebe verzeichnen weniger Kunden.

Von Julia Puder 20.03.2020, 00:23

Bördeland l Ihre Tochter ist im Moment zum Glück nicht die einzige Kundin von Friseurmeisterin Cornelia Zeisig. Seit 2013 betreibt sie in Biere einen Friseursalon in Eigenregie. Besonders jetzt, in Zeiten der Corona-Krise, ist sie auf jeden Kunden angewiesen. „Die Kunden kommen zum Glück noch, aber in Etappen“, erzählt Cornelia Zeisig. Sie hofft, dass Dienstleister wie Friseure, Kosmetiker und Fußpfleger auch weiterhin ihrem Beruf nachgehen dürfen.

„Ich muss nah an den Kunden ran und kann dabei nur schlecht Handschuhe und Mundschutz tragen“, sagt Zeisig. Dennoch achte sie auf eine strickte Hygiene und desinfiziert ihre Kämme und Scheren. „Wir verzichten natürlich auch auf Küsschen und Umarmungen. Die holen wir dann später nach“, sagt sie einer Kundin bei der Begrüßung.

Bei Petra Müller aus Eggersdorf läuft der Betrieb nicht mehr so gut. Die Kosmetikerin begrüßt immer weniger Kunden in ihrem Kosmetikstudio. „Viele meiner Kunden wollen zurzeit lieber keine Behandlung und sagen ihre Termine ab. Andere rufen an und fragen, ob ich überhaupt noch aufhabe“, erzählt Müller.

Die Kunden, die kommen, seien sehr vorsichtig und versuchen einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Aber bei ihrem Beruf sei das so gut wie unmöglich. „In meinen 26 Jahren als Kosmetikerin habe ich noch nie Handschuhe getragen“, so die Eggersdorferin.

Auch die Hausbesuche bei ihren älteren Kunden würde sie weiterhin durchführen wollen. „Es sei denn, sie wollen es nicht“, erklärt Petra Müller. Sie schätzt, dass sie bei so einem schleppenden Betrieb höchstens noch zwei Monate aushalten würde, bevor es finanziell schwierig wird.

Gut ist es, wenn man als Betrieb noch ein zweites Standbein hat. Die Besitzer des Landhotels „Zu den zwei Linden“ in Eggersdorf setzen seit Jahren auf die Unterbringung von Monteuren. „Wir hatten zwar ein paar Absagen, sind momentan aber noch gut aufgestellt, erzählt Hotelbesitzer Lars Krüger. Die Arbeiter sind auf Einzelzimmer verteilt, dadurch könne die Ansteckungsgefahr verringert werden.

Auch die Restaurants und Märkte in der Gemeinde Bördeland versuchen durch Außer-Haus-Lieferungen das Geschäft am Laufen zu halten. „Wir liefern am Tag zwischen 40 bis 50 Essen aus“, erzählt Ute Bethge. Sie betreibt seit vielen Jahren zwei Einkaufslädchen in Kleinmühlingen und Eggersdorf. „Viele sind es von früher gewohnt, dass man auf Vorrat kauft, darum gibt es bei uns eigentlich keine Hamsterkäufe“, erzählt Ute Bethge.

Als dramatisch beschreibt Beate Dübecke die aktuelle Situation aufgrund des Coronavirus. Die Eggersdorferin betreibt die Gaststätte „Zum Pferdestall“. Viele Kunden hätten schon Tischreservierungen und Bestellungen abgesagt, erzählt sie. „Wir werden jetzt erstmal die Tischabstände anpassen und hoffen, dass uns keine weiteren Steine in den Weg gelegt werden“, so Beate Dübecke. Auch sie liefert Gerichte zum Mittagessen außer Haus. Die 20 bis 30 Portionen pro Tag könnten aber aufgrund des niedrigeren Preises den Hauptbetrieb nicht ersetzen.

In Welsleben kann man bei warmen Temperaturen auch noch ein paar Menschen mit Eiskugeln in der Hand beobachten. Denn auch das Eiscafé Brauckmann versucht den Betrieb so lange es geht, aufrecht zu erhalten. „Am Wochenende hatten wir noch richtig viele Kunden, jetzt flaut es langsam ab, da uns auch die Kinder aus der Schule und dem Kindergarten fehlen“, erzählt Besitzerin Ricarda Brauckmann. Im Eiscafé könne sie durch die neuen Tischabstände nur noch rund 40 Gäste statt zuvor 80 bis 100 betreuen. Wenn die Kundschaft weiter zurück geht, müsse Ricarda Brauckmann eventuell Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter beantragen.