1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Karneval: Trübsal statt Frohsinn?

Coronavirus Karneval: Trübsal statt Frohsinn?

Kein Hellau: Das Horrorszenario der Karnevalisten in Eickendorf und Biere könnte in diesem Jahr Realität werden.

Von Tom Szyja 05.11.2020, 23:17

Eickendorf/Biere l „Et hätt noch emmer joot jejange.“ Damit drückt der Rheinländer aus, dass schon alles gut werden wird. Doch für alle Narren könnte die triste Aschermittwochs-Stimmung in diesem Jahr die gesamte fünfte Jahreszeit über anhalten. Zumindest der Karnevalsauftakt, am 1111., fällt in diesem Jahr aus. Der Eickendorfer Carneval Club hat bekannt begeben, dass sogar die komplette Saison ausfällt. „Schweren Herzens haben wir uns auf unserer Mitgliederversammlung im September darauf verständigt, dieses Jahr alle Veranstaltungen abzusagen. Diese waren für uns mit den gängigen Corona-Konzepten nicht umsetzbar“, so Präsidentin Patricia Ritter gegenüber der Volksstimme. Traditionell beginnt die närrische Jahreszeit am 11.11.

Der Ausfall des Karneval-Startschusses würde sich im Bördeland aber nicht so bemerkbar machen wie beispielsweise in Karnevalshochburgen im Rheinland. „Wir haben vor zwei oder drei Jahren mal etwas am 11.11. gemacht, als er auf einen Sonnabend fiel. Aber sonst lohnt sich das bei uns nicht, und wir konzentrieren uns auf die Wochenenden vor Rosenmontag im Februar“, so Ritter. Für diese Feierlichkeiten wurde im Sommer auch schon eifrig geprobt. So studierte die Tanzgruppe zum Beispiel Choreografien ein. Ritter betont, dass diese Übungen aber nicht umsonst seien, schließlich können die Aktionen im übernächsten Jahr, also 2022, nachgeholt werden.

Auf der Mitgliederversammlung im September habe der Vorstand dann mit der Zustimmung der Mitglieder entschieden, die diesjährigen Karnevalsaktivitäten in Eickendorf komplett abzusagen. Wenn die Festsitzungen in der Sporthalle mit einem Hygienekonzept durchgeführt werden würden, könnten nur halb so viele Gäste wie sonst zusammen feiern. Das würde bedeuten, dass die Gäste zu einem Großteil nur aus Mitgliedern des Vereins bestehen. Dafür würde sich der hohe organisatorische Aufwand nicht lohnen.

So sei überlegt worden, zunächst die Entwicklung zum Jahresende abzuwarten, allerdings seien die Prognosen doch zu wage, und so entschied man sich, einen festen Entschluss zu fällen. Als die Absage bestätigt war, seien zwar viele Mitglieder enttäuscht darüber gewesen, aber der Großteil habe für die Entscheidung Verständnis gezeigt.

Drei Kilometer weiter nördlich will man den diesjährigen Karneval noch nicht komplett aufgeben. Zwar hat auch der Karneval Club Biere die eigentlich für den 14. November geplante Schlüsselübergabe absagen müssen, jedoch hofft man im Frühjahr 2021 Veranstaltungen durchführen zu können. „Wir gestatten der Gemeinde in diesem Jahr ausnahmsweise, den Schlüssel zu behalten“, zeigt sich Präsident Gerd Siebert großzügig. Seit 1972 gibt es den Karnevalsclub in Biere, und seit 25 Jahren steht Siebert an der Spitze des Vereins. Bislang hätte in jedem Jahr eine symbolische Schlüsselübergabe am Rathaus stattgefunden. Nach den neuesten Corona-Verordnungen und nach Absprache mit Bürgermeister Bernd Nimmich (SPD) wurde sie dieses Jahr erstmals abgesagt. „Die Gesundheit steht nun mal an erster Stelle, deshalb war das für uns schnell klar, ein großer Umzug wie im letzten Jahr nicht stattfinden kann“, so Siebert.

Für die Hochphase der fünften Jahreszeit im Februar hofft der Verein aktuell vier Abendveranstaltungen durchzuführen. Allerdings betont Siebert, dass diese nur stattfinden werden, wenn es die Pandemie zulasse. Sollten die Corona-Maßnahmen im Herbst wieder etwas gelockert werden, würde sich der achtköpfige Vorstand zusammen setzen und überlegen, ob Karnevalssitzungen im Februar realistisch seien. Das diesjährige Motto des Karnevalsclubs lautet: „Wettervorhersage“. Dies könne zum Beispiel so umgesetzt werden, dass bei einer Samba-Tanzeinlage der Wetterbericht von Brasilien angesagt werde. Oder das sich die Präsidenten als Wetterfrösche verkleiden und so durch den Abend führen. Die Tanzgruppen sind ein wesentlicher Bestandteil des Vereins. Siebert betont, dass von Klein bis Groß und sowohl Frauen als auch Männer das Tanzbein schwingen. Insgesamt sechs Tanzgruppen sind im Verein tätig. Deren Vorsitzende, Josefine Radmer, pausiert aktuell aufgrund der Corona-Situation. „Neben unserer Wettervorhersage hätte ich auch gerne eine Corona-Vorhersage. Aktuell darf ja kein Vereinssport betrieben werden, aber wenn das wieder erlaubt ist, werden wir auch wieder proben. Auf jeden Fall lassen wir uns den Mut nicht nehmen.“