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Hobby Der geduldige Naturfotograf aus Barby

Das Rentnerdasein bekommt dem Barbyer Hobby-Fotografen Karsten Schrader (72) gut. Auch in diesem Jahr gibt er zusammen mit seiner Ehefrau Johanna zwei Kalender heraus.

Von Thomas Linßner 28.07.2021, 15:15
Karsten Schrader hat zwei neue Kalender gestaltet: einer mit Tiermotiven, der andere mit Barbyer Stadt- und Landschaftsbildern.
Karsten Schrader hat zwei neue Kalender gestaltet: einer mit Tiermotiven, der andere mit Barbyer Stadt- und Landschaftsbildern. Foto: Thomas Linßner

Barby - „Der wievielte Kalender das ist? Keine Ahnung: vielleicht der sechste oder siebte Jahrgang“, sagt Karsten Schrader. Doch das Volksstimme-Archiv weiß es genau. „Jetzt hat der 63-Jährige sogar einen Kalender heraus gegeben, der ausschließlich Barbyer Motive zeigt. Blitzsauber sind Klassiker wie Rathaus, Elbbrücke, Prinzeßchen, Schloss oder die beiden Kirchen abgelichtet“, heißt es Ende 2011. Damals hätte sich der Wahl-Barbyer wohl kaum träumen lassen, zehn Jahre später noch immer die Menschen mit seinen Kalendern zu erfreuen. Für 2022 sind es einer mit Tiermotiven, der andere zeigt Barbyer Bilder, wie weiland 2011. Dabei gehen dem Meister die Ideen nicht aus und er wird gestalterisch „mutiger“. So zeigt das April-Bild das Barbyer Gewerbegebiet, dessen Silhouette regelrecht am unteren Bildrand klebt. Der Rest sind flauschige Wolken.

„Neu ist neben dem Kalendarium ein Feld für Notizen“, sagt Karsten Schrader. Einige Stammkunden hätten es sich so gewünscht. Bei dieser Art von Kalendern ist es sowieso immer ein Spagat zwischen Ästhetik und Funktion. So in dem Sinne: Guckt sich der Mensch nur die Bilder an, oder möchte er auch die Termine für die Müllabfuhr eintragen.

Der 72-Jährige ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Naturfotograf. Eine Passion, für die man viel Geduld braucht. „Ein geduldiger Mensch bin ich erst geworden, seitdem ich stundenlang in der Natur sitze, um Fotos zu machen“, lächelt der diplomierte Agraringenieur. Mit dem extrem großen Teleobjektiv sitzt er manchmal so lange auf dem Acker, während andere Leute zwei „Tatorte“ hintereinander gucken. Diese Ruhe zahlt sich aus. Denn wer von Ihnen, liebe Leser, hat in der freien Wildbahn unserer Elbauen schonmal einen Seeadler gesehen? Bei dieser Frage dürften die Wenigsten nicken.

Kamera schnell zur Hand

Karsten Schrader scheint auf diesen majestätischen Vogel ein Abonnement zu haben. Beispielsweise, als er mit der Fähre von Barby nach Ronney übersetzte. „Nur gut, dass ich die Kamera schnell zur Hand hatte. Der Adler saß ganz in der Nähe auf einer abgestorbenen Pappel“, sagt der 72-Jährige. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Greifvögel in Westeuropa noch ausgestorben. Jetzt wächst deren Bestand ganz langsam. „Seeadler sind deutlich an ihrem Hakenschnabel und ihrer außergewöhnlichen Größe zu erkennen. Ihr Flug ist ruhig - ohne ein Flattern“, beschreibt Schrader den imposanten Raubvogel. „Aber um ehrlich zu sein:?Eigentlich sind die kleinen Blaumeisen meine Lieblingsvögel“, gesteht er.

Im Futterhäuschen vor dem Wohnhaus haben die Blau-, Kohl- oder Tannenmeisen ihr Auskommen. Der Elbwerder mit seiner alten Streuobstwiese und den urigen Eichen ist nicht weit. So gesellt sich auch schon mal der Grünspecht zur bunten Vogelschar, die nicht nur Sonnenblumenkerne, sondern auch Rosinen und Nüsse erwartet. Die heimische Futterstelle ist natürlich recht praktisch. Nicht zuletzt weil die Fotowege kurz sind. Kürzlich hängte Schrader einen selbst gebauten Nistkasten auf, in den er nur ein centgroßes Loch bohrte. „Der Specht sollte es selbst auf seine persönliche Größe aufweiten“, sagt er. Doch der Barbyer hatte nicht mit einem Wespenvolk gerechnet, das das Häuschen annektierte.

Die Kalender sind im ehemaligen Blumenpavillon in der Breite (immer wenn das Tor offen ist) oder im Lotto-Laden sowie bei Jutta Theiß in der Schulzenstraße erhältlich.

Hier hat Karsten Schraders Lieblingsrefugium  Grube Alfred bei Tornitz ein wenig Karibikflair.
Hier hat Karsten Schraders Lieblingsrefugium Grube Alfred bei Tornitz ein wenig Karibikflair.
Foto/Repro: Thomas Linßner