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Wolf Der Wolf ist zurück im Salzlandkreis

Nachdem sich Wölfe seit meheren Jahren wieder in Deutschland ausbreiten, hat es ein Rudel jetzt auch in den Salzlandkreis verschlagen.

Von Bianca Oldekamp 08.03.2020, 16:05

Schönebeck l Der Wolf hat jetzt auch den Salzlandkreis erobert. Zurückerobert sollte man besser sagen. Schließlich wurden die Tiere einst durch Menschenhand auch in Sachsen-Anhalt sowie ganz Deutschland 1860 ausgerottet.

Was die Rückkehr des Wolfes angeht, gibt es diejenigen, die sich freuen, dass die Tiere zurückkehren und die sogenannten „Wolfsgegner“. Denn mit der Rückkehr von Wölfen nach Deutschland, ergeben sich auch Probleme, die es zu lösen gilt. Schließlich handelt es sich bei Wölfen um Raubtiere. Raubtiere, die durch mehrere Verordnungen aber streng geschützt sind.

„Wer einen Wolf tötet, macht sich strafbar“, erklärt Antje Weber. Die studierte Biologin arbeitet am Wolfskompetenzzentrum (WZI) Iden, ist dort für das Monitoring, also die Dokumentation der Ausbreitung der Tiere in Sachsen-Anhalt, zuständig. Am Freitagabend, 6. März, war sie in Schönebeck zu Gast, um einen Vortrag zum Thema „Der Wolf in Sachsen-Anhalt“ zu halten. Geladen hatte zum öffentlichen Vortrag die Ortsgruppe Schönebeck des Naturschutzbundes (Nabu).

Antje Weber berichtet, dass es in Sachsen-Anhalt mittlerweile nachweislich 15 Wolfsrudel und zwei Paare gibt. Zudem vier grenzübergreifende Rudel. Und auch im Salzlandkreis habe sich mittlerweile ein Rudel niedergelassen, erklärt die Wolfsexpertin. Auch Kreisjägermeister Jens Hennicke und Jens Dedow, Vorsitzender der Schönebecker Jägerschaft, ist dieses Rudel bekannt.

Als Revier haben sich die Tiere – es handelt sich bei dem Rudel um zwei erwachsene Tiere und mindestens vier Jungtiere – den Bereich Steckby-Lödderitzer Forst ausgesucht. „Darüber hinaus wurden in fast allen Bereichen unseres Landkreises Wölfe gesichtet oder durch Fotofallen aufgenommen. Regelmäßig gibt es Sichtungen im Bereich Plötzky/Pretzien/Ranies“, berichtet der Kreisjägermeister zudem.

Diese Sichtungen sind auch dem Schönebecker Jägerschaftsvorsitzenden Jens Dedow bekannt. Er spricht, was die Tiere in diesem Bereich angeht, von einer „Tendenz zur Rudelbildung“. Auch im Raum Calbe, Barby, Mühlingen und Schönebeck seien ihm Sichtungen bekannt.

Um Wölfe aber überhaupt nachweisen zu können, bedarf es eines umfangreichen Monitorings. Und genau das, also Wölfe nachweisen und ihre Ausbreitung dokumentieren, ist Hauptaufgabe von Antje Weber am Wolfskompetenzzentrum. Nachgewiesen werden können Wölfe unter anderem durch Sichtungen, Aufnahmen in Fotofallen, Losungsfunde (Kotfunde), Wolfsfährten und Risse – sowohl von anderen Wildtieren wie Rehen, Damm- und Schwarzwild, aber eben auch Nutztieren, darunter beispielsweise Schafe und Kälber.

„Im Salzlandkreis gab es bereits häufiger Wolfsrisse. So wurden Kälber im Bereich Ranies und Lödderitz gerissen. Darüber hinaus finden Revierinhaber öfters Risse von Rehen“, berichtet der Kreisjägermeister Hennicke.

Zwar war zum Vortrag niemand gekommen, der selbst bereits unmittelbar von Nutztierrissen durch Wölfe betroffen war, doch gab es durchaus Kritik an der Ausbreitung des Wolfes, sowohl durch einen Schäfer als auch durch einen Jäger, der von schwindendem Wildbestand berichtete.

Ein anderer Schäfer sagte: „Ich bin froh, dass es den Wolf gibt.“ Denn ohne die finanzielle Unterstützung für Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune – bislang wurden in Sachsen-Anhalt dafür mehr als zwei Millionen Euro ausgegeben – hätte er sich vor drei Jahren als Schäfer gar nicht selbstständig machen können. Zum Wolfsschutz sollten Nutztierhalter mindestens 90 Zentimeter hohe Zäune mit mehreren Litzen nutzen. Was den Herdenschutz angeht, bietet das WZI kostenfreie Herdenschutzberatungen vor Ort an.

Denn: Was die Probleme mit der Rückkehr des Wolfes angeht ist es in Sachsen-Anhalt das Wolfskompetenzzentrum, das der Leitlinie Wolf folgend dafür sorgen soll, dass das Zusammenleben mit dem Wolf in Sachsen-​Anhalt möglichst konfliktarm gestaltet wird – auch wenn Konflikte nicht immer ausbleiben.