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Rundgang Ein Schönebecker Friedhof als Sehenswürdigkeit

Um die Infos einer Stadt zu bekommen, braucht man nicht mehr unbedingt einen Reiseführer. Aber wie präsentiert sich die Stadt online? Volontär Jan Dahms ist neu in der Region und sammelt erste virtuelle Eindrücke.

Von Jan Dahms Aktualisiert: 29.06.2021, 17:03
„Salzstadt“, „Kurort“ und „Leben am Fluss“, so beschreibt sich die Stadt auf ihrer Internetseite. Die Bilder dazu sind auch im sozialen Netzwerk Instagram zu finden. Einen kritischeren Blick auf die Stadt haben Facebook-Nutzer.
„Salzstadt“, „Kurort“ und „Leben am Fluss“, so beschreibt sich die Stadt auf ihrer Internetseite. Die Bilder dazu sind auch im sozialen Netzwerk Instagram zu finden. Einen kritischeren Blick auf die Stadt haben Facebook-Nutzer. Screenshot: Instagram / salzstadt_schoenebeck

Schönebeck - Das Wort „Schön“ in Schönebeck ist nicht zu übersehen. Es ist in Großbuchstaben geschrieben und mit der Signalfarbe Rot eingefärbt. Weil für den Rest des Wortes grau gewählt worden ist, fällt es gleich noch viel mehr ins Auge. Es ist das Logo der Stadt Schönebeck, das auf ihrer Internetseite zu sehen ist. Ich frage mich: Ist Schönebeck eine Stadt der Gegensätze, zwischen einem lebensfrohen Rot und einem tristen Grau? Bevor ich das beantworten kann, liefert mir das Logo auch drei Begriffe, mit denen sich die Stadt offiziell beschreibt. „Salzstadt“, „Kurort“ und „Leben am Fluss“.

Schönebeck in Bildern

Die Elbe ist tatsächlich oft auf den Bildern der Stadt in Suchmaschinen und sozialen Netzwerken zu sehen. Es gibt Luftaufnahmen von der Elbbrücke, dem Marktplatz und ich sehe das erste graue Gebäude: Den Bahnhof in Schönebeck. Auf ein Bild werde ich aber besonders aufmerksam. Es zeigt das Gradierwerk mit einer Länge von etwa 300 Meter. Zum Glück gibt es dort Führungen, denn ich habe etwas nachzuholen. Ich weiß nichts über die Salzgewinnung, mit der diese Stadt so verbunden ist.

Friedhof als beliebtes Ausflugsziel

Der erste Ausflug steht also fest, aber was sind die anderen Höhepunkte der Stadt? Bei TripAdvisor, einem international bekannten Online-Reiseführer, sind die Sehenswürdigkeiten nach Beliebtheit der Nutzer gelistet. Die aktuelle Hitparade für Schönebeck überrascht mich. Auf Platz eins steht der Gertraudenfriedhof. Ein Nutzer schwärmt: „Eine Oase der Ruhe in der man tief in die Geschichte der Stadt und ihrer Menschen eintauchen kann.“ Der Friedhof wirke „wie eine Szene aus einem Harry Potter Film“, schreibt ein anderer.

Überbleibsel der Vergangenheit

Einen ganz anderen Blick auf die Stadt bekomme ich bei den Leuten, die sich verlassene Orte anschauen. Ich stoße auf der Internetseite „geocouch.de“, auf einen Beitrag zum ehemaligen VEB Sprengstoffwerk I. Der Ursprung des Werks gehe auf das Jahr 1829 zurück. Damals wurde eine „Zündhütchenfabrik eröffnet, um unter anderem die preußische Armee mit Zündmitteln zu versorgen“, informiert mich der Artikel. Die Überbleibsel aus DDR-Zeiten sind vor Ort anscheinend auch noch zu sehen.

Kritik bei Facebook

Zurück zur Gegenwart. Die Themen, die die Schönebecker bewegen, werden in Facebook-Gruppen diskutiert. Die größte hat fast 9000 Mitglieder und es herrscht reger Betrieb. Es gibt Beiträge zu Fundsachen und entlaufene Tiere werden gesucht. Es wird sich aber auch über die Baustellensituation in der Stadt geärgert. Etwas romantischer wird es wohl in der Gruppe „Alleinerziehende Singles Schönebeck, Magdeburg und Umgebung“ mit immerhin über 120 Mitgliedern.

Seemannslieder am Fluss

Verschiedene Interessengruppen kann man aber auch analog treffen. Auf der Internetseite der Stadt ist eine Liste von Vereinen zu finden. Unter anderem wird dort ein Shanty-Chor genannt, der 2011 gegründet wurde. Um Seemannslieder zu singen, braucht es also kein Meer vor der Haustür. Überhaupt scheint die Stadt sehr musikalisch zu sein. Über zehn weitere Chöre finde ich auf der Liste, sogar ein Orchester hat hier seinen Hauptsitz.

Nähe zur Landeshauptstadt

Mein Fazit: Die Stadt ist doch größer als es mit einem flüchtigen Blick auf die Karte scheint. Sie ist nicht nur ein Vorort von Magdeburg. Die Nähe zur Landeshauptstadt lässt sich im Internet aber nicht leugnen. Die Suchmaschine Google beantwortet mit dem Stichwort „Schönebeck“ ungefragt die Frage, wie weit es nach Magdeburg ist. 14,22 Kilometer Luftlinie, weiß sie und informiert mich über die Abfahrtszeiten am Bahnhof. Doch bevor ich wieder wegfahre, werde ich die Stadt analog kennen lernen.