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Einzelhandel Kein Weihnachtsboom in Schönebeck

Schönebecker Einzelhändler merken bislang wenig vom Weihnachtsgeschäft. Sie zeigen Probleme auf, mit denen die Geschäftezu kämpfen haben.

Von Paul Schulz 14.12.2019, 00:01

Schönebeck l Es sind keine zwei Wochen mehr bis Heiligabend. Das Weihnachtsgeschäft läuft auf Hochtouren. Laut Knut Bernsen, Landesgeschäftsführer des Handelsverband Sachsen-Anhalt, beginnt die „Saison der Weihnachtseinkäufe“ bereits im November. Bis zu 2,28 Milliarden Euro Umsatz wären in Sachsen-Anhalt während der Weihnachtszeit möglich, so Bernsen. Das wäre eine Steigerung von etwa drei Prozent gegenüber dem Jahr 2018.

Doch von „Hochtouren“ würden wohl längst nicht alle Einzelhändler in Schönebeck sprechen.

Peter Volz, Ladeninhaber der Modeboutique Volz und Volz, spürt nichts von einer gestiegenen Kauflaune. „Es läuft so, wie die anderen Monate auch. Ich kann keinen Unterschied zum alltäglichen Geschäft beobachten“, sagt Volz.

Dabei zählt der Bereich „Mode und Kleidung“ mit zu den Branchen, die besonders vom Weihnachtsgeschäft profitieren würden, so Knut Bernsen. Etwas weniger als 20 Prozent des Jahresumsatzes werden in der vorweihnachtlichen Zeit bei Bekleidungsgeschäften erwirtschaftet, so der Landesgeschäftsführer des Handelsverbandes.

Peter Volz sieht Schönebecks Nähe zu Magdeburg als einen Grund dafür, dass der Handel in der Stadt nicht boomt. „Die gute Verkehrsanbindung ist Fluch und Segen zugleich. Viele gehen sicherlich in Magdeburg einkaufen, wo sie in den großen Centern alles an einem Fleck finden“, sagt Volz. Er gibt aber auch zu Bedenken, dass der Weg nach Magdeburg keine Einbahnstraße ist. Bei einem attraktiven Ziel – beispielsweise einer Veranstaltung auf dem Markt – könnten auch Magdeburger nach Schönebeck kommen, wovon der Handel vor Ort profitieren würde.

Eine Branche, für die das Weihnachtsgeschäft sehr wichtig ist, ist der Buchhandel, sagt Knut Bernsen. Fast ein Viertel des Jahresumsatzes würde mit dem Weihnachtsgeschäft erreicht. Nur Spielwarengeschäfte könnten das noch geringfügig übertrumpfen.

In Schönebeck gibt es nur einen Bücherladen – nämlich die Buchhandlung „Am Rathaus“ von Claudia Sopart. Ein Viertel ihres Jahresumsatzes würde sie aber auf keinen Fall durch das Weihnachtsgeschäft machen. Ganz im Gegenteil: Bisher merke sie kaum, dass Weihnachten vor der Tür steht. „Kurz vor Nikolaus war ein bisschen mehr los, aber ansonsten ist nicht wirklich ein ‚Weihnachtsgeschäft‘ erkennbar. Es ist schon ein bisschen deprimierend“, sagt Sopart. Doch dies sei keine neue Entwicklung. In den vergangenen Jahren konnte die Buchhändlerin beobachten, wie der Zulauf immer weiter abnahm. „Es wird jedes Jahr schwieriger“, sagt sie.

Größte Konkurrenz für Sopart ist dabei der Onlinehandel. Bequem von zuhause aus shoppen, und der Paketdienst erledigt den Rest. Die Bequemlichkeit ist dabei das entscheidende Argument, denn bessere Preise können die Onlinehändler in der Regel nicht bieten, da auch sie sich an die Buchpreisbindung halten müssen, sagt Claudia Sopart. Und auch was die Beratung angeht, sieht Sopart den Einzelhandel überlegen.

Die Buchhändlerin hofft, dass die Kunden anfangen umzudenken. Dass sich das Konsumverhalten wieder ändert. Dass mehr in der Region – in der Heimatstadt – eingekauft wird. Peter Volz bringt diesen Sachverhalt mit einer Redewendung auf den Punkt: „Kaufe ein in deiner Stadt, damit sie eine Zukunft hat.“

Von einer positiven Entwicklung kann die Händlerin Elke Kromnik berichten. Sie betreibt das Geschäft „Kilz – Haus der Geschenke“ am Marktplatz. „Im Vergleich zum Vorjahr, hat es dieses Jahr wieder etwas angezogen“, sagt Kromnik. Auch Kunden außerhalb von Schönebeck suchen ihren Laden auf, freut sich die Geschäftsfrau. Diese würden nachvollziehbarer Weise oft mit dem Auto kommen – und da sieht Elke Kromnik noch Verbesserungspotenzial. „Die Parkmöglichkeiten am Marktplatz sind noch ausbaufähig“, sagt sie.

Besonders häufig würden die Kunden bei ihr weihnachtliche Dekoartikel oder Küchenzubehör kaufen. Vor allem Messer, Töpfe und Pfannen sind gefragt, berichtet Elke Kromnik.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH) wollen übrigens 23 Prozent der Befragten in diesem Jahr mehr Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben als im Jahr zuvor. 62,3 Prozent wollen in etwa genau so viel ausgeben und 14,7 Prozent wollen weniger ausgeben als noch 2018. Insgesamt steigt die Kauflaune also ein wenig an. Die Frage ist, ob der Einzelhandel davon merklich profitieren wird. Denn laut Knut Bernsen wächst vor allem eines immer schneller: der Onlinehandel.