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Erasmus-Projekt Pestalozzischule lebt Europa

Warum Schönebecker Schüler Besuch aus der ganzen Welt bekommen.

Von Dan Tebel 27.04.2018, 03:30

Schönebeck l Selten kommen so viele europäische Schüler an einem Ort zusammen. Italiener, Spanier, Briten und Türken arbeiten vereint an einem großen Projekt – der Inbegriff des europäischen Gedankens. Und ihr Zusammenkommen in der Schönebecker Pestalozzischule ist keineswegs zufällig.

Die Förderschule hat im vergangenen Jahr die Koordination für das zweijährige Erasmus-Plus-Projekt mit dem Titel „WWF – Workplaces Without Frontiers“ (zu Deutsch: „Arbeitsplätze ohne Grenzen“) übernommen. Hier laufen die Fäden für ein Projekt zusammen, bei dem es vor allem um Berufsperspektiven geht. Damit arbeitet die Schule federführend in Sachsen-Anhalt, betont Schulleiterin Annette Schotte. Das Konzept besteht aus einem gegenseitigen mehrtägigen Schüleraustausch, bei dem regionale Betriebe und berufliche Institutionen besichtigt werden. Anschließend finden noch Gespräche mit den Geschäftsführern und Managern statt. Ziel des Projektes ist es dann, Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Hinblick auf Berufsausbildung in einem Video zu erarbeiten.

In den vergangenen vier Tagen kamen insgesamt 23 Schüler und Lehrer der Partnerschulen aus dem italienischen Villa San Giovanni, dem spanischen Pilas, dem türkischen Istanbul sowie dem britischen Widnes nach Schönebeck. Die bunte Truppe besichtigte nach einer Eröffnungsfeier mit Landrat Markus Bauer am Montag in den Folgetagen unter anderem die Produktionsstätte der Bayrischen Motorenwerke (BMW) in Leipzig, die Spedition Steinkühler in Barby und das Berufsinformationszentrum (BIZ) in Bernburg.

Um die gewonnen Erkenntnisse zusammenzufassen, teilten sich die Schüler im Alter von 13 bis 17 Jahren in drei gemischte Gruppen. Eine von ihnen befasste sich damit, ein Nachschlagewerk für die kennengelernten Ausbildungsberufe zu erstellen, eine andere Gruppe versuchte sich daran, die eigene Webseite mit den Erfahrungen und Bildern der vergangenen Tage zu bestücken. Unter der Obhut von Lehrerin und Organisatorin Petra Paul verfasste eine weitere Schülergruppe kurze Beiträge, um die Bilder und Präsentationen mit den Erfahrungen der vergangenen Tage zu beschreiben. Alles im Hinblick auf das große gemeinsame Video, erklärt Petra Paul das Ziel.

Das Vertonen übernahm Berkehan Konca aus der Türkei. Mit einer ruhigen Stimme und Englisch mit starkem Akzent sprach er zum Beispiel über den Besuch des BMW-Werks. Englisch reden – für den einen oder anderen Schüler eine Hürde. Pestalozzi-Schülerin Michelle Berger zieht oft den Google-Übersetzer zu Rate, erklärt sie.

Für Neuntklässler Nico Möbius ist die englische Sprache allerdings kein Problem. Er gilt unter den deutschen Kursteilnehmern als Kontaktperson zu den anderen und war auch schon beim vergangenen Besuch der Schönebecker in der spanischen Partnerschule dabei. Das bestätigt auch Petra Paul, die sich für den Enthusiasmus ihres Schülers freut. „Er spricht einfach so, wie er gerade denkt und das funktioniert“, erklärt sie. Und Nico spricht viel, denn neben den regulären Punkten des Tagesprogramms kümmerte er sich auch ein bisschen um den Freizeitgestaltung mit den Gästen. Ginge es nach Nico, könnte das Projekt jedes Jahr an der Schule stattfinden, erzählt er.

Für die beiden Spanierinnen Maria Jose Medina del Valle und Lucia Naranjo Garrido war neben den neuen Erfahrungen mit dem deutschen Ausbildungs- und Berufssystem vor allem die deutsche Kultur aufregend. In Schönebeck sei alles sehr klein aber schön, erzählen sie. In Erinnerung würde den beiden der Besuch der Leipziger Innenstadt bleiben.

Ganz neu ist der europäische Austausch in der Pestalozzischule nicht. Bereits 2013 bis 2015 nahm die Schule an einem ähnlichen Projekt teil, damals noch unter einer anderen Bezeichnung. Für das Erasmus-Plus-Projekt „Arbeitsplätze ohne Grenzen“ musste sich die Einrichtung in einem umfangreichen Verfahren bewerben. Bereits dafür sei die Pestalozzi-Schule gelobt worden, berichtet Schulleiterin Annette Schotte. Um das Projekt stemmen zu können, hat die Schule daraufhin Fördergelder bekommen.