Schönebecker "Kinderstube" wählt neuen Mieter-Beirat / Selbstverwaltung wird groß geschrieben Familien erschaffen sich eine Wohnoase
Die "Kinderstube" in der Luther-Straße gibt es jetzt ein Jahr. Am Dienstag ist der Mieter-Beirat neu gewählt worden. Er ist das Bindeglied zwischen Mieter und Vermieter.
Schönebeck l Das Haus hält, was seine bunte Fassade verspricht: Die "Kinderstube" in der Luther-Straße ist auch innen bunt, nämlich lebendig. Vor fast genau einem Jahr sind die Mieter in dieses von der Städtischen Wohnungsbau (SWB) familienfreundlich hergerichtete Gebäude gezogen. Das Land Sachsen-Anhalt war von der Konzeption so begeistert, dass es das Umbauprojekt großzügig förderte. So konnte zum Beispiel auf dem Hof ein attraktiver Spielplatz hergerichtet werden. So viel zur Vorrede.
Von Anfang hat es in der "Kinderstube" einen Mieter-Beirat gegeben. Am Dienstagabend ist dieses Gremium neu gewählt worden, diesmal für eine dreijährige Periode. Der große Gemeinschaftsraum war zur Mieterversammlung rappelvoll. SWB-Mitarbeiterinnen betätigten sich sogar als "Babysitter", damit sich die Eltern ungestört vom quengelnden Nachwuchs auf die Tagesordnung konzentrieren konnten. Das Ende der Sitzung markierten drei gewählte Personen, die fortan als Mieter-Beiräte fungieren. Danny Richter, Marc Ulrich und Axel Napp stehen jetzt der "Kinderstube" vor und bilden das direkte Bindeglied zwischen Vermieter und Mietern. Warum haben sie sich wählen lassen?
"Aus Spaß an der Freude", sagt Danny Richter spontan, fügt dann hinzu: "Wir wollen das Projekt weiter voranbringen." Der Familienvater zeigt auf die Freifläche. "Dort haben wir ja auch schon etwas geschafft", stellt er ein Zwischenergebnis fest, das sich sehen lassen kann. Mit vereinten Kräften hat die Mieterschaft altes Gehölz entfernt und Fundamentreste eines einstigen Wäscheplatzes aus der Erde gebuddelt. Der Welsleber Landwirt Ekkehard Horrmann half auf Bitte uneigennützig bei der Umfeldgestaltung, wie Danny Richter anerkennend betont.
Ziel des Beirates sei es, anstehende Entscheidungen möglichst im Konsens mit allen Mietern zu fällen, etwa die Frage: Soll eine Tischtennisplatte angeschafft werden und wenn ja, wie teuer darf sie sein? "Die Runde wird befragt", verdeutlicht Richter das Herangehen. Keine Dispute also?
"Das kommt schon mal vor, aber das relativiert sich schnell", befindet der neue Mieterrat. Er weiß aus eigener Erfahrung: "Es gibt die Möglichkeit, die Tür hinter sich zu zu machen. Wer das allerdings grundsätzlich will, sollte sich eine andere Wohnform als diese hier suchen."
Alles in allem klingt das Fazit der drei Mieterräte nach einem Jahr "Kinderstube" sehr positiv: "Das ist eine mehr als attraktive Geschichte." "Wir sind froh, dass wir uns so gefunden haben." "Jeder passt auf en anderen auf." "Wenn einer gehen würde, hätte wohl jeder von uns eine Träne im Auge", verdeutlichen Richter, Ulrich und Napp den Lebensalltag in der Gemeinschaft, der auch von gemeinsamen Ausflügen bestimmt wird.
SWB-Chefin Sigrid Meyer, die der Versammlung beiwohnte, geht an diesem Abend mit einem Hochgefühl in den kommenden Feiertag. "Es ist eine Freude, das zu sehen. Da geht mir das Herz auf. Eine Oase hat sich selbst geschaffen", sagt sie.