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Freitag, der 13. Ist heute ein Tag wie jeder andere?

Hand aufs Herz: Gehören Sie zu den 90 Prozent der Schönebecker Bevölkerung, denen Freitag, der 13., irgendwie gleichgültig ist?

13.12.2019, 01:13

Schönebeck (bd/pc/hl/tli/thf) l Die einen sind überzeugt, dass dieser Tag nichts Gutes bringen kann, die anderen halten solche Aussgaen für albernen Aberglauben. Liebe Leserinnen und Leser: Es ist Freitag, der 13. Sie haben bestimmt bereits Türchen 13 ihres Adventskalender geöffnet.

Freitag, der 13.: Ein Tag wie jeder andere. Oder etwa doch nicht? Die Volksstimme hat verschiedene Phänomene, die diesem Tag nachgesagt werden, überprüft. Was dabei rausgekommen ist ...

Für jeden einzelnen Tag erfasst die Polizei im Salzlandkreis die Unfallemeldungen und Strafanzeigen, die bei der Polizei im Kreis eingehen. So war es für Polizeisprecher Marco Kopitz in nur wenigen Klicks möglich herauszufinden, dass sich an dem einzigen Freitag, dem 13., den wir in diesem Jahr bisher hatten – er war im September – insgesamt 19 Unfälle ereignet haben. Vier dieser Unfälle waren jeweils Wildunfälle und solche mit Verletzten. Sechs dieser Unfälle werden als Sachschaden gewertet, während bei immerhin sieben Unfällen Unfallflucht begangen wurde. Im Vergleich zu zwei beliebigen Tagen, die spontan von der Redaktion genannt wurden, fällt auf: An dem Unglücksfreitag im September gab es tatsächlich mehr Unfälle, als an den zufällig gewählten Vergleichstagen.

Was aber besonders auffällt: Am Freitag, dem 13., scheinen besonders viele Unfallfahrer einfach zu fliehen. Das zeigt auch der Blick auf die beiden Freitage im Vorjahr, die auf den 13. Tag des Monats gefallen sind (13. April und 13. Juli 2018). Von zwar „nur“ elf Unfällen am 13. April 2018 – das ist ungefähr der Wert der Vergleichstage – gab es ganze fünf Unfallfluchten. „Es scheint, als würden die Leute am Freitag, dem 13., besonders gern flüchten“, fasst Polizeisprecher Marco Kopitz den Blick auf die Unfallstatistik mit einem Augenzwinkern zusammen.

Freitag, der 13. – ein Tag, der Unglück bringen soll. Grund genug, um sich mit dem Gegenstück – mit Glück – zu beschäftigen. Als Schornsteinfeger in Schönebeck ist Thomas Kuhn gewissermaßen ein wandelnder Glücksbringer. „Wenn ich die Kehruniform und den Zylinder trage, dann kommt es schon gelegentlich vor, dass die Menschen mich am Ärmel oder so berühren, um ihr Glück zu stärken“, sagt Kuhn.

Doch woher kommt dieser Brauch? Wieso bringt ein Schornsteinfeger Glück? Die Erklärung geht bis ins Mittelalter zurück. Damals waren die Häuser leicht entflammbar, und die Feuerstelle war als Wärmequelle und „Kochgerät“ unverzichtbar. Durch die Arbeit der Schornsteinfeger waren Schornstein, Feuerstelle und letztlich das eigene Heim sicher. Der Schornsteinfeger brachte also wahrlich das Glück ins Haus.

Thomas Kuhn glaubt übrigens nicht so ganz daran, dass ein Freitag, der 13., Unheil bringt. „Wenn mir an diesem Tag dann aber doch mal etwas blödes passiert, dann denke ich mir schon ‚Es musste ja irgendetwas schlechtes passieren‘“, so der Schornsteinfeger.

„Freitag, der 13., ist für Lottospieler immer ein ganz besonderer Tag“, sagt Lotto-Geschäftsführerin Maren Sieb. „Kleine Besonderheiten im Alltag, die an diesem Tag geschehen, schieben wir gern auf das Datum. Und so hat auch das Glück an diesem Tag seinen ganz besonderen Platz.“ Im vergangenen Jahr gab es im Juli einen Freitag, den 13. Da seien landesweit auf rund 15 500 Spielscheinen Gewinne erzielt worden – insgesamt 211 000 Euro. An den „normalen“ Freitagen danach seien es 3500 Gewinne weniger gewesen.

Hat mehr Glück, wer heute die 13 tippt? Dazu teilt Lotto-Toto mit: „Die 13 war im Oktober 1955 die allererste Gewinnzahl, die bei der allerersten Ziehung im Lotto 6aus49 gezogen wurde. Seitdem gab es 5855 dieser Ziehungen – und seitdem ist die 13 die am wenigsten gezogene Gewinnzahl, die häufigste hingegen die 6.“

Wer jetzt überlegt, noch zu tippen: Am heutigen Freitag, 13., sind 10 Millionen Euro bei EuroJackpot im Jackpot und bei Lotto 6aus49 am morgigen Sonnabend rund 16 Millionen Euro.

Marlies Wüllner aus Staßfurt steht mit überhaupt keinem unguten Gefühl auf, wenn der Kalender Freitag, den 13., anzeigt. Obwohl das früher mal anders war, sonst würde sich die Grafikerin nicht mehr so genau an diese Geschichte erinnern. Zur Jugendweihe bekam sie ein Moped der Marke „Schwalbe“ geschenkt, mit 15 durfte sie den Führerschein machen, der damals „Fahrerlaubnis“ hieß. Auf einer ihrer ersten Spritztouren saß ihre Freundin auf dem Sozius. Marlies schnurrte mit dem neuen, schicken Moped stolz und schwungvoll über den Staßfurter Prinzenberg. „Irgendwie verwechselte ich die Gänge und kam nicht schnell genug von der Kreuzung runter. Dabei habe ich einem Auto die Vorfahrt genommen“, erinnert sie sich.

Dumm war, das ein Volkspolizist diese Szene beobachte und der 15-Jährigen zwei Stempel in den Führerschein drückte. Das war an einem Freitag, dem 13. Andere dieser „magischen Tage“ verliefen jedoch komplikationslos.

„Freitag, der 13., ist für mich ein Glückstag. Da wurde meine Frau geboren“, sagt der Calbenser Pfarrer Jürgen Kohtz. In einer Predigt habe er sich mal mit den Tagen beschäftigt, erinnert er sich noch. Damals habe ihn die Frage umgetrieben, ob sich alle Menschen immer bewusst sind, dass es auch mal kein Morgen geben könne. In einer hektischen Welt, in der die Menschen viel unterwegs seien, sei ihnen vielleicht nicht bewusst, dass sie sich damit auch einer Gefahr aussetzen. Das sei unabhängig vom Datum.

Für viele Menschen bedeute die 13 eine Glückszahl, ist der Pfarrer überzeugt. Schließlich stamme der Aberglauben, dass die 13 Unglück bringt, aus einer längst vergessenen Zeit. Das hängt mit dem Tempelorden zusammen, den es einst in der Kirche gab. An einem Freitag, dem 13., wurden die Templer europweit verhaftet und eingesperrt, weil sie der Kirche zu mächtig wurden. Das spielte sich zu Beginn des 14. Jahrhunderts ab. Das Ereignis brannte sich in die Geschichtsbücher ein. Geboren wurde damals der Mythos, dass die 13 Unglück bringe.

Pfarrer Jürgen Kohtz kennt die Geschichte. Wäre das Ereignis an einem anderen Tag geschehen, hätte sich vermutlich dieses Datum in das Bewusstsein der Menschen gebrannt und würde heute mit Unglück verbunden.