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Fusion Abgesang auf die Plötzkyer Wehr

Die Fusion der Wehren Pretzien und Plötzky ist nun amtlich.

Von Heike Liensdorf 31.03.2019, 16:44

Plötzky l Die Stimmung ist gedrückt. Die Plötzkyer wissen, was kommt, sehen sie doch, welch‘ kleine Runde sie zur Jahreshauptversammlung am Freitag sind. Sie hören den Rechenschaftsbericht 2018 von Michael Vorwerk, Leiter der Wehr Pretzien, der sie seit 2017 angegliedert sind. „Es klingt dramatisch, ist es auch“, sagt er am Ende. Es habe sich seit zwei Jahren nichts geändert: Die Wehr ist führungslos und nicht einsatzbereit. Der Wehrleiter hatte 2017 sein Ehrenamt aus beruflichen Gründen niedergelegt. Die Personalprobleme dauern schon länger an, haben sich nun aber zugespitzt. Waren es 2017 noch 14 Kameraden, so sind es jetzt acht, davon zwei noch in Ausbildung, erklärt Michael Vorwerk.

Da verwundern die anschließenden Worte von Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) nicht. Sie sind die logische Konsequenz. Er verliest eine E-Mail aus dem Innenministerium. Sie ist die Zustimmung zur Fusion.

Die Plötzkyer müssen das Gehörte erst einmal sacken lassen. Verständlich, mehr als 100 Jahre hat Plötzky eine eigenständige Feuerwehr gehabt – und gelebt. Nun gibt es nur noch wenige, die sich aktiv einbringen – zu wenige. Die verbliebenen Kameraden hätten versucht, die Einsatzbereitschaft wieder herzustellen, lobt Michael Vorwerk. „Leider reicht das für eine selbständige Feuerwehr immer noch nicht aus. Personell benötigt die Wehr mindestens noch zehn bis zwölf Freiwillige, die auch die Ausbildung zum Feuerwehrmann durchhalten müssten. Das würde nochmal zwei, drei Jahre in Anspruch nehmen.“

Bert Knoblauch dankt denen, die zur Stange gehalten haben. Die zwei „Neuen“ bittet er, trotz Fusion dabei zu bleiben. „Wir müssen für Plötzky den Brandschutz herstellen. Das geht nur mit der Fusion. Auch dafür brauchen wir jeden Mann.“

Stadtwehrleiter Daniel Schürmann findet für die Situation sehr klare Worte: „Ihr seid nicht schuld daran, denn ihr seid hier. Schuld sind die anderen Einwohner von Plötzky, die euch im Stich lassen.“ Bis auf die beiden neuen Mitglieder habe sich keiner gefunden, der sich einbringen und damit die Wehr erhalten wolle. „Das ist das Schlimme daran.“ Die jetzigen Feuerwehrleute hätten alles versucht, ihren Standort zu retten, „dafür zolle ich euch Respekt“. Sie würden gebraucht werden – in Plötzky und Pretzien. Man wolle die Aktiven und die Alterskameraden nicht verlieren. „Werft die Flinte nicht ins Korn, arbeitet weiter zusammen“, appelliert der Stadtwehrleiter. Darum bittet auch Michael Vorwerk. Die Pretziener würden sie mit offenen Armen aufnehmen. Der Name soll in Feuerwehr Pretzien-Plötzky abgeändert werden.

Mit der Fusion wird der Standort aufgegeben. Offen sei die Nachnutzung des Gerätehauses. „Wir als Stadt sind der Träger, wir haben keine Zeitnot. Wir schauen ganz in Ruhe“, versichert Bert Knoblauch. Das Fahrzeug komme jetzt zur Durchsicht, danach werde mit der Stadtwehrleitung über die weitere Verwendung entschieden. So sei es auch mit den anderen Ausstattungsgegenständen, die nicht mit den Aktiven nach Pretzien wechseln. Das Beibehalten des Standortes sei einsatztaktisch keine Dauerlösung, betont Michael Vorwerk. „Anders wäre es, wenn eine Gruppenstärke – mindestens sechs Mann – mit einem Gruppenführer da wäre. Dann würden wir nicht darüber reden.“