Kinderheim der Arbeiterwohlfahrt begeht in diesem Jahr ein Jubiläum / Großes Fest im August Große Familie: Die Haus-Achterbahner leben seit 35 Jahren an ihrem Standort
Ein großes Jubiläum begeht in diesem Jahr das Kinderheim "Haus Achterbahn" der Arbeiterwohlfahrt. 35 Jahre lang betreuen die neun Mitarbeiter nun schon Kinder, Jugendliche und junge Mütter mit Kind in der Bertold-Brecht-Straße.
Schönebeck l "Ich finde es schade, dass Kinderheime einen negativen Touch haben", sagt Marina Drobny. Die Leiterin des Kinderheimes "Haus Achterbahn" in der Schönebecker Bertold-Brecht-Straße weiß aus eigener Erfahrung, dass das nur ein Vorurteil sein kann. "Für mich bedeutet diese Einrichtung Gemütlichkeit und ein heimisches Gefühl", sagt sie und fügt betonend hinzu: "Für die Kinder ist es ihr Zuhause". Wer sich als Außenstehender davon selbst einmal ein Bild machen kann, hat dazu am 29. August die Möglichkeit. "Dann feiern wir unser Jubiläum mit einem großen Fest", kündigt Drobny an, die das "Haus Achterbahn" seit 27 Jahren leitet.
"Das Kinderheim gibt es an sich noch viel länger in Schönebeck", klärt Marina Drobny auf. Früher befand sich diese Einrichtung in der Salzelmener Idastraße. Platzgründe waren es mitunter, warum das "Haus Achterbahn", das seit September 1993 in der Trägerschaft er Arbeiterwohlfahrt ist, nun seit 35 Jahren in der Brecht-Straße zu finden ist.
"Wir betreuen hier in unseren Gruppen Kinder und Jugendliche von null bis 16 Jahren", berichtet die Leiterin. Hinzu kommen bis zu zwei junge Mütter mit Kind. Betreut werden die bis zu 18 Kinder und Jugendlichen von acht Erziehern und einer sogenannten gruppenübergreifenden Erzieherin, die rund um die Uhr vor Ort sind. "Momentan sind wir voll belegt", benennt Drobny die Auslastung. Die Haus-Achterbahner stammen nicht nur aus Schönebeck, der gesamte Salzlandkreis sowie Burg im Jerichower Land und Stendal in der Altmark gehören sozusagen zum Einzugsbereich.
Maximal zwei Jahre verbringen die jungen Menschen ihre Zeit im Kinderheim. "Unser Ziel ist nämlich immer, die Mädchen und Jungen wieder in ihre Familien zurückzubringen", sagt Drobny. Deshalb würden die Kinder auch nicht etwa nur im Heim abgegeben auf unbestimmte Zeit. "Wir Erzieher sind immer in Kontakt mit den Eltern", gibt die Leiterin einen Einblick in ihr tägliches Wirken. "Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe", umschreibt sie kurz. Das heißt einerseits, dass die Erzieher den Eltern helfen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen, sie zum Beispiel zur Suchtberatung vermitteln. Letztlich sei allen Beteiligten klar: "Die Eltern lieben ihre Kinder nach wie vor." Sollte das Zurückführen in die eigene Familie trotzdem nicht möglich sein, so werden die Kinder meist vorübergehend in Pflegefamilien gegeben.
In jedem Fall fällt den Erziehern wie auch den Kindern der Abschied schwer, berichtet Marina Drobny. Rund 70 Prozent der ehemaligen Haus-Achterbahner kommen heute noch ihre einstigen Erzieher besuchen. "Manche bringen dabei schon ihre eigenen Kinder mit", freut sich Marina Drobny darüber, zu sehen, dass aus ihren Schützlingen sozusagen etwas geworden ist.
Andererseits hat sich das Team um Marina Drobny auf die Fahne geschrieben, den Kindern ein warmes Zuhause zu bieten. So sei es selbstverständlich, dass, wenn die Mädchen und Jungen von der Schule zurückkommen, ein warmes selbstgekochtes Mittagessen bereitsteht. Jedoch soll das Wohnen im Kinderheim nicht gleichbedeutend mit einem "Platz an der Sonne" sein. "Wie in einer normalen Familie werden die Kinder in den Haushalt mit eingebunden", berichtet Drobny weiter. Demnach sind sie selbst für die Sauberkeit in ihrem Wohnbereich zuständig. "Und Donnerstag ist Großputztag, an dem sich die Kinder die Arbeit im gesamten Haus aufteilen", erklärt die Heimleiterin.
Ihr ist es wichtig, den Mädchen und Jungen sowohl ein schönes Zuhause zu geben, aber eben auch Regeln wie Ein- und Ausgangszeiten aufzustellen. "Für manche Kinder ist es schon eine Erfahrung, zu merken, dass nicht nur die für sie strengen Eltern Regeln aufstellen, sondern dass das auch woanders so ist", betont sie.