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Gymnasium Was Sole mit Bakterien zu tun hat

Das Gymnasium Schönebeck hat eingeladen zum Tag der offenen Tür und zur Berufsfindungsmesse.

Von Heike Liensdorf 22.01.2020, 02:06

Schönebeck l Der Hinweis „SOLE“ ist über einem Klassenzimmer-Schild befestigt. Der Raum ist immer gut besucht. Doch was hat die Sole – das Salz-Wasser-Gemisch – mit dem Gymnasium zu tun, fragt sich vielleicht, wer das zum ersten Mal liest. Die Antwort: Gar nichts. Denn das Naturheilmittel Sole, das in Bad Salz-elmen zum Einsatz kommt, ist damit nicht gemeint.

Sole steht hier für selbst organisierter Lernen. Und Besucher, die diesen Klassenraum betreten, erfahren mehr über eben dieses Sole und das Bakterien-Projekt der Siebtklässler. Leonie Frank, Fabienne Timme und Greta Bien erklären, dass sie sich in verschiedenen Fächern mit dem Bakterien-Projekt befassen: Zum Beispiel produzieren sie in Biologie Kefir, in Mathe stellen sie die Vermehrung von Kefirbakterien in einem Diagramm dar, in Deutsch erstellen sie einen Flyer mit einem Kefir-Rezept, in Englisch beantworten sie gefragte Fragen in dieser Fremdsprache.

Das selbst organisierte Lernen gibt es seit drei Jahren am Gymnasium in Schönebeck. Die Schüler bekommen einen Aufgabenpool und Zeit – Fünft- und Sechstklässler sechs, Siebt-klässler zwei Wochen, sich selbst zu organisieren und die Aufgaben zu lösen. „Wir wollen damit die Selbständigkeit der Schüler in den Vordergrund stellen“, erklärt Claudia Dittrich, Englisch- und Sportlehrerin, während eines Besuches des Sole-Raums im Gespräch mit der Volksstimme.

Schulleiter Dr. Ulrich Plaga betont, dass das Sole-Projekt weiter ausgedehnt werden soll. Nun soll es auch auf die achten Klassen ausgeweitet werden. „Wir wollen dieses Angebot hochwachsen lassen.“ Bei den Eltern würde das gut ankommen, sie würden auch gezielt nachfragen. „Schüler arbeiten in unterschiedlicher Art und Weise und in mehreren Fächern an Aufgaben. Dabei organisieren sie ihre Zeit selbst“, so Plaga. Sie würden nicht das Lösen von Aufgaben üben – wie es bei Hausaufgaben der Fall ist, sondern sich neues Wissen erschließen. „Da ist selbständiges Arbeiten erforderlich, denn oft ist der Lehrer nicht dabei.“

Nicht nur der Sole-Raum hatte viele Besucher. Jeder Raum, der erkundet werden konnte, fand Zuspruch. Bei der Führung, die der Schulleiter anbot, ließ er die potenziellen neuen Schüler und ihre Eltern auch in sein Direktorenzimmer schauen. Und in das Lehrerzimmer. „Das ist ein einmaliger Einblick. Später klopft ihr an und bekommt an der Tür eine Antwort – es sei denn, ihr werdet Lehrer ...“, erklärt er schmunzelnd.

Und er kann eine Neuerung ankündigen. Neben den Fremdsprachen Englisch, Latein, Französisch und Russisch bestehe bald die Möglichkeit, auch Italienisch zu lernen. Ab Sommer, ab Klasse 11. „Zum einen haben wir zwei Italienisch-Lehrerinnen. Zum anderen passt es sehr gut zu uns als Europaschule“, so der Direktor.

Aktuell besuchen rund 760 Schüler das Schönebecker Gymnasium. Der Zulauf sei groß, sagt Ulrich Plaga. 60 Lehrer unterrichten in 34 Klassen.

Die Unterrichtsversorgung liege derzeit bei 100 Prozent. Damit keine Stunde ausfällt, müsste sie bei 108 Prozent liegen – damit Klassenfahrten oder Krankheitsfälle kompensiert werden können. Vom allgemeinen Lehrermangel sei das Gymnasium momentan nicht betroffen. „Zwei Lehrer fehlen, das ist überschaubar“, merkt der Direktor an und fügt im gleichen Atemzug hinzu: „Wir müssen aber stark an dem Thema arbeiten, zum Beispiel Praktikanten werben und halten. Wir können nicht warten, bis die Lehrer zu uns kommen.“ So gebe es derzeit keinen Bewerber für den Kunstunterricht, ein Engpass stehe auch für Physik an.

Grundschüler und ihre Eltern schauen sich die Schule an, um im Idealfall besser entscheiden zu können, ob sie ab der fünften Klasse diese besuchen wollen.

Ältere Schüler kennen ihr Gymnasium, sind an diesem Sonnabend, 18. Januar 2020, aber dennoch zugegen. Um den Tag der offenen Tür mit zu gestalten – oder/und sich zu informieren, was sie denn nach der Schulzeit machen könnten. Einen Beruf lernen oder studieren oder erst ein soziales Jahr absolvieren?

An den verschiedensten Ständen präsentieren sich Universitäten, Hochschulen, Polizei, Bundeswehr, verschiedene Verbände und Unternehmen der Region – 25 an der Zahl.

Schulleiter Ulrich Plaga zeigt sich sehr zufrieden. „Das Angebot geht über die Schule hinaus. Wir kooperieren mit dem Gymnasium Calbe. Die Schüler sollen die Berufsfindungsmesse auch besuchen und machen von der Gelegenheit rege Gebrauch. Ich muss sagen, sie wird wirklich sehr gut angenommen.“

Was ihn besonders freut: „Wir treffen auch oft ehemalige Schüler wieder, wenn sie an den Ständen ihre Firma vertreten.“