Schiffsunfall am Dienstagabend gegen 19.40 Uhr: Personen werden nicht verletzt Havarierter Schubverband schrammt am Schönebecker Elbbrücken-Pfeiler vorbei
Zu einem Schiffsunfall kam es am Dienstagabend in Schönebeck. Gegen 19.40 Uhr schrammte ein Containerschiff einen Brückenpfeiler der alten Elbbrücke. Personen wurde nicht verletzt. An der Brücke entstand geringer Sachschaden.
Schönebeck l Eigentlich soll es ein spannender Fußballabend werden. Nach der ersten Halbzeit des Champions-League-Spiels Schalke 04 gegen Galatasaray Istanbul liegen die Gastgeber mit 1:2 zurück. Der Schönebecker Hartmut Pöhlert, gleichzeitig Regionalbereichsleiter der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, macht es sich gerade zur zweiten Halbzeit vor dem Fernsehgerät bequem. Doch dann stört das Telefonklingeln gegen 22.30 Uhr den gemütlichen Fußballabend. "Mir wurde mitgeteilt, dass ein Schiff gegen die Schönebecker Elbbrücke gefahren sein soll", berichtet Hartmut Pöhlert.
Drei Stunden zuvor geht bei der Polizei der Notruf ein. Mit einem lauten Gepolter schrammt ein Containerschiff gegen 19.40 Uhr den nordöstlichen Pfeiler der alten Elbbrücke in Schönebeck. Das Schiff - ein Schubverband bestehend aus einem Schubschiff und zwei mit Containern beladenen Schubbehältern - befindet sich auf der Fahrt von Aken nach Hamburg.
Wie später die Ermittlungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg ergeben, hat der Schubverband eine Havarie. "Dieses Schubschiff hat zwei Motoren, zwei Wellen und zwei Propeller: einen Steuerbord, einen Backbord", erklärt gestern auf Anfrage der Volksstimme Herbert Dorf, Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg. Doch der Elbe, die gegenwärtig ein leichtes Hochwasser führt und teilweise stromaufwärts schon über ihre Ufer getreten ist, hat Treibgut aufgenommen. Dieses verfängt sich in dem rechten Propeller des Schubschiffes.
Der Schiffsführer entscheidet sich, den Magdeburger Hafen anzusteuern, muss aber noch das Nadelöhr in Schönebeck passieren. Der verbleibende Backbord-Motor ist zu schwach für die derzeitige Strömung der Elbe: Der Schiffsführer steuert zwar mit der letzen Motorkraft gegen den Strom an, doch der leichte Anprall an den in der Elbe stehenden Pfeiler lässt sich nicht mehr vermeiden.
Mit einem lauten Poltern schrammt das Schiff an dem Träger, der die 73 Meter lange Brückenüberfahrt stützt, vorbei. Ohrenzeugen berichten, dass der Krach sie an Schüsse und Einschläge im Krieg erinnerten. An einem Container entsteht erheblicher Sachschaden.
In diesem Moment weiß Hartmut Pöhlert von der Landesstraßenbaubehörde noch nicht, dass sein Fußballabend bald zu Ende gehen wird. Er wird am späten Abend alarmiert, weil es sich bei der Straße um eine Bundesstraße handelt, die sich in Trägerschaft des Landes befindet. "Gemeinsam mit dem Straßenmeister waren wir draußen. Wir mussten uns dringend den Schaden vor Ort ansehen", so Pöhlert.
Der Tag neigt sich, die Nacht beginnt, es ist dunkel, Schönebeck scheint zu schlafen. Doch das wenige Licht an der Brücke reicht den beiden Experten für eine erste Diagnose: Bis auf Schrammen am Flusspfeiler und einem defekten Radarausleger, der den Schiffsführern zur Orientierung dient, dass es im Fluss ein Hindernis gibt, entdecken die Männer in der dunklen Nacht keine weiteren Schäden. "Wir haben uns dann gemeinsam entschieden, die Brücke und damit die Straße nicht zu sperren. Es gab keinen Handlungsbedarf", macht Hartmut Pöhlert deutlich.
Eine richtige Entscheidung, wie sich am gestrigen Vormittag herausstellt. Vom Barbyer Hafen aus macht sich das Bugsierschiff "Amsel" des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg auf in Richtung Schönebecker Elbbrücke. Von der Wasserseite wird der Schaden aufgenommen, protokolliert und Fotos gemacht.
Das havarierte Schiff liegt inzwischen im Magdeburger Hafen und muss repariert werden. Die Wasserschutzpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Stadt Schönebeck ist mit dem Schiffsanprall nochmals glimpflich davongekommen. Und Hartmut Pöhlert vielleicht auch: Er muss sich am Abend nicht noch mit ansehen, wie die Königsblauen gegen die Elf aus Istanbul mit 2:3 verlieren.