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Heimatstube Nachlass soll nicht verstauben

Die Klavierlehrerin Elisabeth Reschke-Wegener ist eine Calbenserin und 2009 verstorben. Ihr Nachlass wurde nun übergeben.

Von Susann Salzmann 20.08.2017, 14:29

Calbe l Die Hoffnung auf Hobby- und Profimusiker, Organisten, Pianisten - oder solche, die es werden wollen - ist groß. Sie alle finden seit kurzem in der Heimatstube das musikalische Vermächtnis von Elisabeth Reschke-Wegener, geborene Johann. Darauf könnten die Musikinteressierten zugreifen. Uwe Klamm, der sich rührig und engagiert um die Gestaltung des örtlichen Heimatmuseums kümmert, ist guter Hoffnung. Mit dem neuen Angebot gebe es schließlich Anreize für Schulen, auch Musikschulen, darauf zurückzugreifen und somit das Vermächtnis der am 22. November 2009 verstorbenen Frau durch das Spielen ihrer Lieder weiterzuführen und schlichtweg lebendig zu halten.

Nein, schüttelt Uwe Klamm auch den Kopf. Es ist nicht das erste Mal, dass das Heimatmuseum Nachlässe Verstorbener entgegen nimmt. „Dann handelt es sich aber um Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens verdient gemacht haben“, erzählt er und führt in den Ausstellungsraum. Vier Bände, allesamt proppevoll mit Notenmaterial und musischen Lehrunterlagen, aber auch mit Bilderdokumenten gefüllt, liegen vor ihm. Das, was vor ihm liegt, ist jenes, was sich im Laufe des Lebens von der ehemaligen Klavierlehrerin Elisabeth Reschke-Wegener angesammelt hat. Vor acht Jahren ist die gebürtige Bernburgerin, die in Calbe ihre Kindheit verbrachte, in Berlin verstorben. Der Musik sei sie nahezu bis zum Schluss höchst ambitioniert nachgegangen, erinnert sich Klamm.

Auch in Calbe. In der Saalestadt lud Reschke-Wegener regelmäßig zu Hauskonzerten in die Gemächer von Schwester Hildegard Johann, ihrem einstigen Elternhaus. Die Musikalität wurde ihr einerseits vom Vater mütterlicherseits mitgegeben, der als Musiklehrer, Kantor und Organist gewirkt hatte. Andererseits wurde die 1943 geborene Frau durch das Klavierspiel ihrer Mutter geprägt. Die musikalischen Wurzeln reichten bis in die dritte Generation zurück und haben dazu geführt, dass Elisabeth - die besser unter ihrem Spitznamen Betty bekannt war - mit 15 Jahren die Prüfung als Organistin ablegte. Eigene Orgelwerke hat sie nun der Nachwelt unter anderem hinterlassen.

Musikalisches Wirken verband sie selbst mit der Erweiterung der eigenen Persönlichkeit. Ein Credo, das sie sich stets bei der Arbeit - auch mit lernbeeinträchtigten Jugendlichen - auf die Fahnen geschrieben habe, geht es aus ihren Unterlagen hervor. Ein Faden, der sich durch ihr Leben zieht, genauso wie sich die Maxime „Wach auf“ durch alle ihre Liedersammlungen findet.

Reschke-Wegener hat Spuren hinterlassen. Auch in Norwegen. In der Zeit von 1994 bis 1999 beteiligte sie sich mit ihren Schülern am vom norwegischen Außenministerium und dem Berliner Senat initiierten Projekt „Grieg in der Schule“. Ihre Inszenierungen wurden sogar vom norwegischen Außenministerium hochgelobt.

Übrigens: Ihr Flügel, an dessen Wandrücken Fotos ihrer Schwester Hildegard Johann, ihres Mannes Helmut und auch dessen neuen Frau, Hildegard Hoffmann hängen, steht im Calbenser Gemeindehaus.