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  7. Inniges Mozart-Andante und musikalische Mars-Impressionen

Farhad Billimoria und Vadim Chaimovich sind die Solisten beim zweiten Klassik-Anrechts-Konzert der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Inniges Mozart-Andante und musikalische Mars-Impressionen

Von Daniel Wrüske 20.11.2012, 02:16

Schönebeck l Pianist Vadim Chaimovich streicht einmal über die Tastatur des Flügels - fast liebevoll. Gerade ist der zweite Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts C-Dur-Klavierkonzert Nr. 21 verklungen. Ein Andante. Der 1978 in Vilnius geborene Konzertpianist hat ihn gemeinsam mit den Musikern der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie am vergangenen Freitag im Salzelmer Tolberg-Saal gespielt.

Die innige Geste des Solisten besitzt Symbolkraft für die musikalische Gestaltung des Mozart-Andantes. Sicherlich, das Klavierkonzert gibt dem Solisten die Möglichkeit, virtuos zu glänzen. Die Allegro-Ecksätze vereinen brillante Läufe, waghalsige Akkordbrechungen, technisch anspruchsvolle Melodielinien. Der Komponist beweist Genie im Wechselspiel des Soloklaviers mit Blech und Holzbläsergruppe oder dem Orchestertutti. Das alles meisterten die Musiker mit Bravour.

Doch gerade die ruhige Mitte des Konzertes wurde zu einem emotionalen Höhepunkt des Abends. Schwebend, entrückt interpretierten die Musiker das Stück. Und auch wenn es als Film- oder Werbemusik hinlänglich Bekanntheit erlangt hat, klang das Andante alles andere als routiniert. Vadim Chaimovich und die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie fanden hier zum perfekten Zusammenspiel, fanden einen wirklich gemeinsam Ton, bei dem alles Gestalterische passte - von der Lautstärke bis zur Agogik.

Das ist auch der Leitung von Gerard Oskamp zu verdanken. Der Dirigent setzte genaue Zeichen, formte den Klang förmlich aus dem ihm zur Verfügung stehenden Musikapparat.

Das wurde auch an einer anderen Stelle des Abends überdeutlich. "Genesis" für Violone und Orchester des 1961 geborenen Komponisten Thomas Buchholz erklang als Eingangsstück. Dem 2004 auf Anregung der Kiever Kammerakademie komponierten Werk liegen die Eindrücke von Bildern der Mars- Oberfläche, übersandt 2004 von einem Roboter bei einer Weltraummission, zugrunde. Thomas Buchholz bezieht die karge Landschaft auf das erste Buch der Bibel, das Buch Genesis aus den Fünf Büchern Mose. Auch wenn die Aufmerksamkeit des Publikums zu Beginn des Abends noch nicht so groß war, war doch ein spannendes und eindrucksvolles Stück moderne Musik zu hören. Ein bisschen gilt das, was für Mozarts Andate beschrieben ist. Thomas Buchholz hat mit "Genesis" keine überintellektuelle Musik geschrieben, die sich nur Kennern erschließen will. Die Musik erreicht den Aufmerksamen sofort. Das bedeutet nicht, dass das Stück "einfach" ist. Violinsolist Fahrhad Billimoria, der Konzertmeister des Orchesters, ist bei Themenmotiven, die den gesamten Tonumfang und die Klangfähigkeit seines In-strumentes ausnutzen, gefragt. Hochkonzentriert müssen die Musiker sein, wenn sich über dem Flimmern der Orchestergeigen in hoher Spiellage gezupfte Einwürfe aller Streichergruppen entspinnen, bis alles in einem dichten Satz kulminiert, um dann sogleich wieder in die Einzelteile des Beginns zurück zu verfallen. Fahrhad Billimoria beherrschte die Musik, er gestaltete, akzentuierte und vermittelte das Werk so dem Publikum.

Den zweiten Teil des Konzertes machte die Oxford-Sinfonie von Haydn aus. Stamm-Zuhörer werden bestätigen: Das Orchester findet immer wieder einen wunderbaren Ton für die feinsinnige, witzig-charmante Musik des Komponisten. Gerard Oskamp ließ die Haydn-Sinfonie federn und strukturierte überzeugend. Dazu waren die Orchesterklänge gut ausgelotet - alles ausgewogen und rund, wie der gesamte Konzertabend.