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JugendclubMit Rap gegen Diskriminierung

Ausgrenzung, Diskriminierung, Mobbing - diese Themen greifen Jugendliche aus Schönebeck in einem selbst erstellten Musikvideo auf.

Von Paul Schulz 16.02.2021, 00:01

Schönebeck l „Geh deinen Weg“ – das ist nicht nur der Name des neuesten, im Jugendclub „Young Generation“ erstellten Musikvideos, sondern auch die Quint­es­senz, die Botschaft des Songs. Dieser stammt aus der Feder der 15-jährigen Schönebeckerin Salmina. „Ich habe diesen Text in meinem Zimmer geschrieben und meine schlechten Erfahrungen damit verarbeitet.“ In der Schule wurde sie nämlich schon öfters zum Ziel von Mobbing. Sie wurde von Mitschülern ausgegrenzt und fühlte sich daher oft alleine. „Ich konnte nie richtig ich sein. Mir wurde immer das Gefühl gegeben anders zu sein“, resümiert die Songschreiberin.

Doch die Musik und die Kreativität geben ihr die Kraft, darüber zu stehen. In dem Lied heißt es unter anderem: „Ich bleibe stark, ich bleibe immun.“ Salmina erklärt: „Damit meine ich, dass ich mich nicht mehr von Mobbern runterziehen lassen werde. Heute weiß ich: Ich bin nicht das, was andere in mir sehen, sondern ich kann die sein, die ich sein will. Das ,Young Generation‘ hat mir immer sehr geholfen. Hier sind wir gleich, egal wie wir aussehen oder welche Religion wir haben.“

Was für eine große Rolle die Musik im Jugendclub spielt, zeigt sich zum Beispiel daran, dass auch schon im Juli vergangenen Jahres die „GMF Crew“ aus dem Umfeld des Jugendclubs ein Video zum Song „Mensch ist Mensch“ erstellt hat. Dabei handelt es sich aber nicht um den Grönemeyer-Song, sondern auch um einen selbst erstellten Rap-Song.

Generell hat Musik im „Young Generation“ einen hohen Stellenwert, sagt Dennis Schmidt, Projekt- und Sozialarbeiter im Jugendclub. „Es wird sich viel über Musik ausgetauscht und eben auch Musik gemacht. Musik macht komplexe Themen oft verständlicher und somit bietet Musik Zugänge, welche in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen manchmal eher schwierig sind. Das Reden über Negativerfahrungen fällt Kindern und Jugendlichen oft schwer. Rap bietet da die Möglichkeit, sich darin auszuprobieren, sich auszudrücken und gehört zu werden“, sagt Schmidt. Dies treffe insbesonders auf Persönlichkeiten zu, die sonst eher einen zurückhaltenden Charakter haben.

„So war es auch bei Salmina. Inspiriert durch die ‚GMF Crew‘ entschied sie sich dazu, einen Song zu schreiben. Als dann im November 2020 das vom Bundesprogramm ‚Demokratie Leben‘ geförderte Filmprojekt ‚Blickwinkel Jugend – Klappe die 1.‘ anlief, entschieden sich die Jugendlichen, ein Video zu dem Song von Salmina zu machen“, erklärt Schmidt.

Insgesamt haben acht Kinder beziehungsweise Jugendliche an dem sechswöchigen Projekt mitgewirkt, bei dem am Ende das Musikvideo herauskam. „Eigentlich war das Projekt etwas größer geplant. Aufgrund der Corona-Lage mussten wir es aber etwas schmälern. Das Projekt bestand aus einem theoretischen Teil, welcher Technikkunde und den kritischen Umgang mit Medien umfasste, und einem praktischen Teil, bei dem gedreht wurde“, erklärt Dennis Schmidt.

Mitgewirkt haben auch die 16-jährige Merita und die 13-jährige Lara. Sie haben sich um das Licht bei den Drehs gekümmert – und jeder, der ein wenig Ahnung von Foto- und Videoaufnahmen hat, weiß, dass eine gute Ausleuchtung für gelungene Bilder unerlässlich ist.

Wie Salmina mussten auch Merita und andere der Kinder und Jugendlichen schon Erfahrung mit Diskriminierung machen. Wurden als „anders“ bezeichnet. Die 16-Jährige sagt dazu: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Wenn mir dann andere Menschen sagen, ich soll nach Hause gehen, dann denke ich mir immer, mein Zuhause ist die Straße der Jugend und die Stadt Schönebeck.“ Womit sie wohl den Jugendlichen im „Young Generation“ aus dem Herzen spricht.

Eine weitere wichtige Aufgabe haben der zehnjährige Elmedin und die 15-jährige Leonie übernommen. Sie standen hinter der Kamera und haben die Videoaufnahmen angefertigt. Zahra, 18 Jahre alt, organisierte gemeinsam mit dem Referenten Erich Friedenstab die Abläufe der Drehtage. Und natürlich gab es noch eine Vielzahl weiterer Aufgaben wie den Videoschnitt, Farbkorrekturen, die Transportsicherung der Technik und vieles mehr. Doch all das haben die Kids des Jugendclubs gemeistert. Das bedeutet aber nicht, dass ihnen alles leicht fiel.

Für Salmina war es alles andere als einfach, so ein Musikvideo zu erstellen und einen Song aufzunehmen. „Ich habe mir das irgendwie leichter vorgestellt“, sagt sie. Vor allem sich vor der Kamera zu bewegen – besonders an Drehorten, wo auch andere Menschen zugucken –, sei eine große Herausforderung gewesen, die Überwindung kostete.

Doch sie und die anderen Jungen und Mädchen haben sich dieser Herausforderung gestellt. Und dabei ist etwas Wichtiges und auch handwerklich gut Gemachtes herausgekommen. Ein Song, der sie bestärkt, sie selbst zu sein – ganz egal, was andere zu ihnen sagen. Oder mit Salminas Worten: „Mit meinem Song will ich den Menschen sagen, dass es wichtig ist, seinen Weg zu gehen, auch wenn man gemobbt oder ausgegrenzt wird.“

Im Übrigen wird das nicht das letzte Musikvideo des Jugendclubs sein. „Im ‚Young Generation‘ wird viel musiziert und getextet. Das nächste Video ist somit nur eine Frage der Zeit. Wenn es die Corona-Lage wieder erlaubt, wird an einem großen Song inklusive Video gearbeitet, welcher Ende 2021 erscheinen soll“, verrät Dennis Schmidt.

Die Musikvideos des Jugendclubs sind bei YouTube beim Kanal „Rückenwind e.V. Schönebeck“ zu finden.