Knochenmarkspende Der Lebensretter aus Schönebeck
Knochenmarkspenden können Leben retten. Julian Krüger aus Schönebeck hat sich dem unkomplizierten Eingriff unterzogen.
Schönebeck l Sebastian (12) aus einem kleinen Ort in Bayern war schwer krank. Er litt an MDS, einer massiven Störung der Blutbildung. Die einzige Heilungschance: eine Knochenmarkspende. Ausgerechnet in Schönebeck fand er seinen biologischen Zwilling: Julian Krüger. Nun wollen sich die beiden persönlich kennenlernen.
Was für den Schönebecker Krüger ein kleiner Eingriff war, bedeutete für den Jugendlichen aus Bayern die Rettung.
Doch von Anfang an: Am 4. Dezember 2017 entschied sich Julian Krüger während seiner Zeit bei der Bundeswehr zu einer Stammzellenspenden. „Im Sommer darauf bekam ich einen Anruf von der Stefan-Morsch-Stiftung, dass ich als Spender in Frage komme“, erinnert sich der 24-Jährige. „Dann bekam ich erstmal Bedenkzeit, ob ich mich dem Eingriff unterziehen wolle.“ Lange gewartet hat Krüger aber nicht: „Mir war schnell klar, dass ich spenden möchte.“
Zwei Voruntersuchungen an der Uni-Klinik in Leipzig folgten. „Ich wurde von oben bis unten durchgecheckt“, erinnert sich der Schönebecker. Er hätte sich für zwei mögliche Arten der Spende entscheiden können. Bei der Spende über das Blut wird der Lebenssaft, ähnlich wie bei der Dialyse, gefiltert. Doch das Krankenhaus in Leipzig ist auf die Entnahme aus dem Beckenknochen spezialisiert.
Dabei werden unter Vollnarkose zwei Nadeln in den Beckenknochen eingeführt. Der Eingriff dauert zwischen 20 und 40 Minuten. Narben oder Rückstände bleiben nicht. „Bei mir sah es aus wie ein Mückenstich“, so Krüger. Er habe leichte Schmerzen gehabt, doch „wenn man bedenkt, wofür man das auf sich nimmt, ist das überhaupt kein Problem“.
Um ein Haar hätte die Spende am 4. Dezember 2017 gar nicht stattfinden können. „Beim Frühstück direkt vor dem Eingriff habe ich eine große Portion Rührei gegessen“, sagt der Schönebecker. Die Folge: Die Eiweißwerte im Blut waren leicht erhöht. Da der Grund für die hohen Werte schnell erklärt war, konnte er aber dennoch spenden. Sein Klinik-Aufenthalt wurde ihm leicht gemacht: „Man ist quasi so etwas VIP-Gast im Krankenhaus.“
Übrigens: Einen angenehmen Nebeneffekt hatte die Spende für Julian Krüger. In regelmäßigen Abständen, sogar noch zehn Jahre nach der Operation, wird sein Blut untersucht. Krüger: „Dann weiß man auf jeden Fall, dass man gesund ist.“
Einen Tag nach der Spende dann, am 5. Dezember 2017, bekam der damals 12-jährige Sebastian aus Bayern die dringend benötigte Stammzellenspende. Die Operation verlief erfolgreich, der Junge bekam „eine zweite Chance“.
Die Familie aus Süddeutschland suchte Kontakt zu dem Spender aus Sachsen-Anhalt. „Zunächst lief das alles über die Stiftung. Man durfte nichts Persönliches schreiben. Es wurde streng kontrolliert“, erzählt der Schönebecker. „Wir hatten über diesen Weg regelmäßig Kontakt.“
Irgendwann, zwei Jahre nach der vollständigen Genesung der Patienten, kann es dann zu einem persönlichen Kontakt kommen. Die Stefan-Morsch-Stiftung vermittelte aktuelle Adressen und Telefonnummern. Den ersten Telefonanruf tätigte Sebastian Krügers Mutter Svetlana. Sie hatte die Mutter des heute 15-jährigen Sebastian am Hörer. „Das war sehr emotional. Sie hat am Telefon geweint“, erinnert sich Svetlana Krüger. Die beiden jungen Männer kamen ebenfalls in Kontakt.
Nun soll es zum ersten, persönlichen Treffen der beiden „genetischen Zwillingen“ kommen. Am letzten Wochenende im August will die Familie aus Bayern in der Region Urlaub machen – ein Zwischenstopp in der Stadt ist fest eingeplant. Der 15-jährige Sebastian kann den Aufenthalt genießen – auch dank einer Stammzellenspende aus Schönebeck.