Wegen Bauarbeiten ist das Schönebecker Gymnasium Am Malzmühlenfeld zusammengezogen "Koordiniertes Chaos": Erstmals findet ab heute ein gemeinsamer Unterricht statt
Für tausende Kinder und Jugendliche beginnt heute wieder der Ernst des Lebens. Das Schuljahr 2012/2013 startet. Ungewohnt wird es für die Schüler des Schönebecker Gymnasiums werden. Sie werden von heute an alle im Haus Am Malzmühlenfeld unterrichtet.
Schönebeck l Es waren die "kleinen Chaos-Tage von Schönebeck". Hinter der Lehrerschaft und den technischen Kräften des Schönebecker Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums liegt eine Zeit, die sie sicherlich nicht so schnell wieder vergessen werden. Es musste ein Umzug bewerkstelligt werden, der generalstabsmäßig geplant war. Der Grund: Das alte Gebäude in der Berliner Straße wird derzeit kernsaniert. Die Folge: Eine komplette Schule musste in eine andere Schule umziehen und sich ein Gebäude mit einer Schule teilen - Gymnasium Haus 1 und Haus 2 "fusionierten". Jetzt gehört zusammen, was zusammen gehört.
Der Erste, der den Weg von der Berliner Straße in das Malzmühlenfeld schaffte, war nicht Schulleiter Dr. Ulrich Plaga, sondern Dr. Carl Hermann. Zumindest das Bildnis, das im alten Haus im Foyer hing. "Das Ölgemälde unseres Namensgebers ist uns sehr wichtig und von großem Wert", machte gestern im Gespräch mit der Volksstimme Schulleiter Plaga deutlich. Hermann, darauf mussten alle achten, durfte beim Umzug nicht beschädigt werden. "Weil die Flure im Haus im Malzmühlenfeld zu eng sind, haben wir uns entschieden, das Gemälde aus Sicherheitsgründen lieber ins Sekretariat zu hängen", so Plaga.
Wer jetzt das Sekretariat betritt wird nicht nur freundlich von den beiden Sekretärinnen begrüßt, sondern auch vom Namensgeber Hermann. Das Bild hängt nun vis-à-vis dem Eingang.
Einen neuen Platz für Carl Hermann zu finden, war das kleinste Problem, das die Schulleitung zu lösen hatte. Viel größer war die Belegung der Räume für die Klassen, die ab heute dort mit dem Unterricht beginnen werden. 656 Schüler werden im Haus Malzmühlenfeld von 58 Lehrer unterrichtet. Es ist die absolute "Schmerzgrenze". Der Grund: Die Schulleitung hat das Gebäude bis auf den letzten Raum genutzt. "Noch eine Klasse hätten wir nicht unterbringen können. Wir platzen sozusagen aus allen Nähten", erzählt der Schulleiter.
Aber nicht mit einem Groll auf den Träger, den Landkreis. Der hatte der Schule nämlich wegen der Raumknappheit angeboten, Ausweichkapazitäten zur Verfügung zu stellen. "Das wollten wir aber nicht, denn dann hätte das wieder bedeutet: Eineinhalb Jahre in zwei Häusern und vielleicht auch zum Unterricht die Gebäude wechseln", so der Schulleiter weiter.
Die Mädchen und Jungen der neuen 5. Klassen sowie der 6. Klassen werden einen Klassenraum erhalten. Ansonsten erfolgt die Unterbringung der anderen Klassen nach dem Fachraumprinzip. Das ist inzwischen fast überall gängige Praxis, denn für alle Klassen einen festen Klassenraum und zusätzlich noch weitere Fachkabinette vorzuhalten, gilt als unwirtschaftlich.
Für Schulleiter Dr. Plaga ist vor allem der Fakt, dass sowohl Schüler und Lehrer unter einem Dach arbeiten, der große Vorteil, da wird eine gewisse Beengtheit schon mal hinten angestellt. So rückt nun auch das Lehrerkollegium zusammen und kann zu einem Team wachsen.
Fast ohne Probleme wird im Haus Malzmühlenfeld der Sportunterricht durchgeführt. Alle Schüler der Klasse 5 und 6 bleiben am Standort Am Malzmühlenfeld. Alle anderen Schüler pilgern zurück in die trotz der Bauarbeiten noch nutzbare Sporthalle in der Berliner Straße. "Ich denke, dass das machbar ist. Die jüngeren Schüler hätten begleitet werden müssen, die großen werden nur belehrt. Dann klappt das", sagt Ulrich Plaga.
Eine Umstellung wird die Schülerschaft jedoch bei der Mittagessenversorgung feststellen. Ab heute werden die Mahlzeiten, die aber sowieso nicht alle Kinder und Jugendliche einnehmen, in zwei "Schichten" eingenommen.
Das ganze Provisorium soll nun mindestens die nächsten eineinhalb Jahre laufen. Bis zum Dezember 2012 sind - theoretisch - die Bauarbeiten an der Berliner Straße geplant. Ohne mögliche Verzögerungen soll der Rückzug in den Winterferien 2014 über die Bühne gehen.
Wenn heute die Klingel nach sechseinhalb Wochen Sommerferien zum ersten Mal um 7.30 Uhr wieder läutet, dann beginnt bestimmt nochmals ein weiterer kleiner "Chaos-Tag". Alle Klassen müssen zu Beginn ihre Räume finden. Für die neuen 5. Klassen fängt der Tag mit einem Programm in der Aula an. Anschließend werden sie von Schülern der 12. Klassen durch das Haus geführt.