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Kultur Plötzky hat eine neue Lesestube

Der Heimatverein zieht mit 400 Büchern an die Albert-Schweitzer-Straße.

Von Jan Iven 12.04.2019, 11:20

Plötzky l Es riecht tatsächlich ein bisschen nach Büchern. Zumindest so, wie man sich den Geruch von altem Papier vorstellen könnte. Denn wer schnuppert schon an Büchern? Seit rund einem Monat beherbergt das Bürgerhaus an der Albert-Schweitzer-Straße die neue Lesestube von Plötzky. „Wir wollten wieder mal eine Bibliothek im Ort eröffnen, weil es hier früher auch immer eine gab. Das fehlte einfach“, erzählt Gabriele Patzer vom Heimatverein. Und weil die Rentnerin selbst den Vorschlag gemacht hatte, kümmert sie sich gemeinsam mit den anderen Vereinsmitgliedern auch um das Projekt.

Jeden Mittwochnachmittag von 15 bis 17 Uhr hat die Lesestube im Bürgerhaus Plötzky nun geöffnet. Mehr als 400 Bücher hat der Heimatverein, unter anderem Romane, Sachbücher, Lyrik oder Kinderbücher. Historische Romane, Reiseführer, Gartentipps und Geschichtsbücher stehen in den Regalen in dem kleinen Versammlungsraum im Bürgerhaus Plötzky. Auch klassische Kinder- und Jugendliteratur wie Alfons Zitterbacke, Karl May oder Moby Dick kann ausgeliehen werden. E-Books oder CDs sucht man in der Lesestube vergeblich. Immerhin stehen ein paar Dutzend Schallplatten zur Ausleihe bereit, darunter „echte alte Westplatten“ wie die „Erste Allgemeine Verunsicherung“, aber auch Weihnachtslieder aus dem Erzgebirge aus DDR-Zeiten. Auf einem alten Schallplattenspieler können die Platten sogar gleich angehört werden. Auch Brettspiele können ausprobiert werden. All das kann kostenlos und ohne Zeitbegrenzung ausgeliehen werden. „Wir schreiben uns aber die Namen auf, damit wir nicht den Überblick verlieren“, sagt Gabriele Patzer.

Dass Plötzky wieder eine eigene Bibliothek hat, muss sich im Ortsteil allerdings erst noch richtig herumsprechen. An den ersten offenen Tagen kamen bisher jeweils gerade einmal zwei bis drei Besucher. „Es geht uns aber auch nicht um Masse. Wir finden es einfach wichtig, dass man in Plötzky Bücher ausleihen kann“, sagt Monika Beierke vom Heimatverein, die ihre Mitstreiterin bei den Öffnungszeiten unterstützt. „Wir wollten auch einen Ort schaffen, an dem die Plötzkyer sich begegnen können“, sagt Monika Beierke. Für den Heimatverein ist die neue Lesestube aber auch ein erster Schritt beim Umzug ins Bürgerhaus. Denn in absehbarer Zeit soll auch die Heimatstube des Vereins von der Salzstraße in die Albert-Schweitzer-Straße umziehen. Vorher muss die Stadt Schönebeck allerdings noch die vorgesehenen Räume im Bürgerhaus auf Vordermann bringen.

So sollen in der Lesestube in Zukunft auch Veranstaltungen wie gemeinsames Basteln, Lesungen oder Wettbewerbe angeboten werden. Zwei Rentner kommen seit der Eröffnung jeden Mittwoch vorbei, um Schach gegeneinander zu spielen. Ihre Namen möchten sie zwar nicht in der Zeitung lesen, aber weitere Spieler seien durchaus willkommen.

Aus dem Nebenraum im Bürgerhaus klingen während der Öffnungszeiten der Lesestube leise Volkslieder, wenn die Sängergruppe dort jeden Mittwoch probt. Anschließend schaut mancher Sänger gelegentlich auch in der Bücherstube vorbei oder nimmt es sich zumindest vor. „Wenn ihr jetzt jeden Mittwoch Bücher verleiht, komme ich auch mal vorbei“, ruft Maria Walz aus Gommern den beiden Damen vom Heimatverein zu. Sie interessiere sich vor allem für Lyrik, sagt Maria Walz, und findet in den Regalen schnell einen Gedichtband von Goethe. „Vom Eise befreit sind Ströme und Bäche“, beginnt sie begeistert zu rezitieren. „Bald ist wieder Zeit für den Osterspaziergang. Deswegen lerne ich das Gedicht wieder“, sagt sie. Oder darfs ein bisschen Theodor Fontane sein? „Wir haben doch Fontane Jahr. Vielleicht könnt ihr noch ein paar Bücher von ihm besorgen?“ schlägt Maria Walz vor.

Doch gezielt werden in der Lesestube eigentlich keine Bücher angeschafft. „Vieles haben wir aus Nachlässen bekommen“, sagte Monika Beierke. „Und wir bekommen immer noch mehr Angebote an Büchern, als dass Bücher ausgeliehen werden.“ Wobei viele Leute einfach nur ihren alten Ramsch loswerden wollen, der teilweise in schlechtem Zustand ist. „Wir können nur noch gut Bücher in gutem Zustand annehmen“, sagt Monika Beierke. Dabei ist in der Lesestube eigentlich kaum noch Platz für neuen Lesestoff ist. „Wir bräuchten eigentlich erstmal mehr neue Regale als Bücher.“ Und so mussten etwa die Kinder- und Jugendbücher zunächst einmal auf einem Tisch präsentiert werden, da in den Regalen kein Platz mehr zur Verfügung stand.

Die beiden Damen, die sich hauptsächlich um die Lesestube kümmern, haben selbst noch keine Bücher ausgeliehen. „Ich bin nicht dazu gekommen, weil ich noch einen dicken Wälzer von Ken Follett zu Hause liegen haben“, sagt Gabriele Patzer. Auch zu den Öffnungszeiten lesen sie nicht. „Es kommen ja doch immer wieder Leute vorbei und quatschen mit uns“, sagt Gabriele Patzer und lacht.

Lesestube Plötzky: Bürgerhaus Plötzky, Albert-Schweitzer-Straße 6, Mittwochs, 15 bis 17 Uhr. Ausleihe kostenlos.