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Lärm Ärger um Lastwagen an Wendischer Straße

Nächtliche Arbeiten in der Werkstatt und brummende Laster - die Nachbarn eines Transportunternehmens in Großmühlingen klagen über Lärm.

Von Paul Schulz 08.10.2020, 01:01

Großmühlingen l Die Eheleute Sigrid und Rolf Butzmann sowie Andreas Eschrich – allesamt aus Großmühlingen – sitzen am Esstisch im Wohnzimmer. Ihr Blick schweift aus dem Fenster, direkt zur Ursache ihres Unmuts: Das Fuhrunternehmen Olaf Nenzda an der Wendischen Straße. Schon seit mehreren Jahren gibt es dicke Luft zwischen Unternehmer Nenzda und den unmittelbaren Nachbarn. Der Grund: Lärm.

Die drei Anwohner würden „Tag und Nacht“ unter den Geräuschen der an- und abfahrenden Lkw und dem bis tief in die Nacht anhalten Treiben in der Werkstatt leiden. „Normalerweise muss da um 22 Uhr Schluss sein. Aber jeden zweiten Tag brennt da um 22, 23 manchmal 24 Uhr noch Licht in der Werkstatt und es wird gearbeitet. Und ich höre das“, sagt Rolf Butzmann. Seine Frau Sigrid ergänzt: „Wir haben hier schon immer mit Lärm gelebt, mit Unternehmen. Aber das war zeitlich begrenzt und man konnte mit den Menschen auch reden.“

Auf die nächtlichen Arbeiten in der Werkstatt angesprochen versichert Heike Nenzda: „Wenn da mal nachts gearbeitet wird, dann ist das ein absoluter Ausnahmefall.“

Die ganze Angelegenheit um die Geräuschkulisse schaukelte sich hoch. Anfang 2018 klagte Rolf Butzmann sogar. Hintergrund ist der, dass für das betroffene Areal ein neuer Bebauungsplan erstellt, beziehungsweise der alte überarbeitet werden musste. Vom Dorfgebiet soll das Umfeld in ein Mischgebiet umgewandelt werden. In einem solchen Mischgebiet dürfen laut Baunutzungsverordnung neben den Anwohnern auch Unternehmen ansässig sein, sofern sie „das Wohnen nicht wesentlich stören“.

Die Klage landete beim Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt, die dem Anwohner in einem Punkt Recht geben: Die Gemeinde Bördeland hat sich zuvor nicht ausreichend mit der Geräuschentwicklung durch Lkw-Verkehr auf der Wendischen Straße beschäftigt. Der Plan wurde für unwirksam erklärt. Gleichwohl erkannte das Gericht an, dass das städtebauliche Ziel der Gemeinde – nämlich ortsansässige Unternehmen auch in der Region zu halten und ihnen den Betrieb zu ermöglichen – gerechtfertigt und rechtlich nicht zu beanstanden sei.

Also wurde nachgebessert. Die Gemeinde beauftragte eine Firma für Verkehrsmessung, welche im Juni die betroffene Straße untersuchte, um die Lärm-Belastung durch die Fahrzeuge des Transportunternehmens zu ermitteln. Doch Rolf Butzmann kritisiert den Zeitpunkt der Messung. „Die Zählung wurde durchgeführt, als der Corona-Lockdown war und hier kein einziger Lkw fuhr.“ Der Großmühlinger befürchtet, dass das die Ergebnisse verfälscht würden. Dass nicht die tatsächliche Lärmbelastung festgestellt wird.

Gemeindebürgermeister Bernd Nimmich (SPD) und Bauamtsleiter Ronald Funke heben jedoch hervor, dass die Ergebnisse der Messung hochgerechnet beziehungsweise multipliziert worden sind. „Das Ergebnis ist, dass kein übermäßiger Verkehrslärm festzustellen ist“, so Funke.

Vom Transportunternehmen teilt Heike Nenzda mit: „Auch während Corona sind die Fahrer ganz regulär gefahren.“ Die Kritik am Zeitpunkt der Messung sei demnach nicht gerechtfertigt. Zudem betont Nenzda, dass das Unternehmen bereits Maßnahmen getroffen hat, um den Lärmschutzauflagen gerecht zu werden. So wurde unter anderem eine Lärmschutzwand errichtet. Andreas Eschrich bestätigt, dass diese zumindest ihm auch etwas bringen und den Lärm mindern würde.

Zudem hat das Unternehmen die Einfahrt für die Lastwagen verlegt, sodass diese nicht mehr direkt gegenüber der Wohnhäuser das Betriebsgelände befahren. Denn auch das störte die Anwohner. Mitunter würde aber immer noch die alte Einfahrt genutzt werden, sagen sie.

Eine weitere Auflage: Pro Werktag sind maximal zwölf Lkw-Fahrbewegungen zulässig, von denen maximal eine in der Nacht stattfinden darf. Doch daran halte sich Nenzda nicht. „Es fährt nicht nur ein Lkw nachts“, so Andreas Eschrich. Heike Nenzda hält dagegen: „Wir halten uns an die Auflagen.“

Die Fronten sind jedenfalls verhärtet. Gemeinsam haben die Streitparteien aber auch etwas: Sowohl Anwohner, als auch bei Nenzda hat man den Eindruck, dass es mittlerweile etwas „persönliches“ geworden ist.

Darüber hinaus beteuert Sigrid Butzmann aber, dass man nur wolle, dass sich das Unternehmen an die Vorgaben hält. „Es geht uns nicht um eine Schließung.“

Wie es mit dem Bebauungsplan und der Wendischen Straße weitergeht, darüber wird am Donnerstag im Gemeinderat diskutiert und abgestimmt.