1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Zu nass für die Aussaat: Landwirte in Calbe bringen ihre Zwiebeln noch nicht aufs Feld

Zu nass für die Aussaat Landwirte in Calbe bringen ihre Zwiebeln noch nicht aufs Feld

Die Aussaat der Zwiebeln auf den hervorragenden Böden rund um Calbe könnte eigentlich in diesen Tagen starten. Doch der Regen lässt die nicht abtrocknen. An einen Einsatz schwerer Maschinen ist aktuell nicht zu denken. Warum die Landwirte dennoch gelassen bleiben.

Von Thomas Höfs 23.02.2024, 06:20
Täglich werden Zwiebeln in Calbe verpackt und ins ganze Land verschickt.
Täglich werden Zwiebeln in Calbe verpackt und ins ganze Land verschickt. (Foto: Thomas Höfs)

Calbe. - Auch wenn nach dem Kalender noch Winter ist, würden die Landwirte rund um Calbe schon gern auf den Äckern aktiv werden. Vor allem die Zwiebeln könnten schon in den Boden. Das sagt Heiko Brandt, der der Calbenser Handelsgesellschaft (Cahage) vorsteht.

Aussaat zuletzt immer früher, auch weil es da noch nass war

Das Unternehmen lagert am Stadtrand seit Jahrzehnten Zwiebeln ein, um sie für den Handel zu konfektionieren und auszuliefern. „Wir könnten schon die Zwiebeln drillen“, sagt Heiko Brandt. In den vergangenen Jahren sei der Aussaattermin immer weiter nach vorne gerückt, weiß er. Denn die Zwiebel komme mit einem frühen Saattermin sehr gut klar. Den Saatkörnern mache auch ein späterer Wintereinbruch nichts aus.

Doch die Landwirte sind beim Zwiebelanbau auch in den Februar gerutscht, weil es hier in den vergangenen Jahren immer noch Niederschläge gegeben hatte. Das Wasser hätten die Samenkörner gut gebraucht. Aktuell können die schweren Maschinen aber die Ackerflächen nicht befahren, schildert Brandt. Wegen der ständigen Regenfälle seien die Flächen aufgeweicht und könnten die Maschinen kaum tragen.

Zwiebeln können bis September wachsen

Die Landwirte müssten daher warten, bis sich die Situation entspannt hat. „Wir haben aber keinen Zeitdruck“, erzählt er. Schließlich habe die Zwiebel bis in den September hinein Zeit zu wachsen. Da komme es jetzt nicht auf einige Tage an. In den kommenden Wochen werde sich sicherlich die Gelegenheit bieten, um die kleinen Zwiebelkörner in den Boden zu bringen.

In den vergangenen Jahren hatten die Landwirte dagegen mit zu geringen Regenmengen zu kämpfen. Die reichlichen Niederschläge seit dem vergangenen Herbst sind für die Böden nicht schlecht. Das Wasser hat zudem auch viel Zeit, um in die tieferen Bodenschichten einzusickern. Die sind oftmals sehr trocken nach den vergangenen Jahren. Vor allem tiefer wurzelnde Pflanzen haben hier viel Feuchtigkeit aus dem Boden geholt. Nun kehre das Wasser offenbar in den Boden zurück, freut sich Heiko Brandt.

Ohne Feuchtigkeit kein Wachstum

Für die Zwiebelernte in diesem Jahr kann mehr Feuchtigkeit im Boden eigentlich nur einen höhern Ertrag bedeuten. Im vergangenen Sommer blieben die Zwiebeln klein. Fehlt ihnen die Feuchtigkeit, stellt das Gemüse das Wachstum einfach vorübergehend ein. Dabei ist die Zwiebel schon eine Pflanze, die mit trockenen Zeiten sehr gut umgehen kann. Dennoch blieb die Ernte im vergangenen Jahr hinter den Erwartungen zurück.

Voraussichtlich bis Juni reichen die Zwiebeln, die die Landwirte rund um Calbe im vergangenen Jahr aus dem Boden holten. „Unser Lager ist noch zu etwas einem Drittel gefüllt“, sagt Brandt. Die Wochen bis zur nächsten Ernte wird er durch Zukäufe aus der Ernte anderer Länder überbrücken müssen. Das ist in den vergangenen Jahren immer wieder geschehen und für das Unternehmen nichts Besonderes mehr.

Der Geschmack ist besonders wichtig

Für das Calbenser Unternehmen geht es bis zur nächsten Ernte darum, lieferfähig zu bleiben. Schließlich gehört die Zwiebel in jeden Supermarkt und die Kunden erwarten, dass das Gemüse immer verfügbar ist im Jahr. Dabei erwarten der Handel und die Kunden eine wachsende Vielfalt bei den Zwiebeln. Die Cahage hat sich mit ihren verbundenen Landwirten auf die Veränderung der Nachfrage eingestellt und lässt nun eine größere Sortenvielfalt anbauen.

Dabei unterscheiden sich die Zwiebeln nicht nur in der Form, der Größe und Farbe. Wichtig ist vor allem, dass sich ihr Geschmack ebenso unterscheidet und die feinen Nuancen in den Küchen zunehmend geschätzt werden. Bis die Saat für die diesjährige Zwiebelernte gelegt wird, dauert es aber noch einige Zeit. Dabei setzen die Landwirte nicht nur auf die kleinen Samenkörner. Ein Teil wird als Steckzwiebeln in den Boden gesteckt. Die Zwiebeln starten ihr Wachstum bereits als Zwiebel, um Gegensatz zu den viel kleineren Samenkörnern.

Gute Böden rund um Calbe

Dennoch können die Bollen, wie die Zwiebeln auch genannt werden, aus den kleinen Samenkörnern eine stattliche Größe erreichen. Das liegt vor allem an den Bodenqualitäten rund um die Saalestadt. Schon vor rund 400 Jahren erkannten die Menschen, dass sich die schweren Böden sehr gut für den Zwiebelanbau eignen. Nachgewiesen wird praktisch seit dem Ende des Mittelalters die Bolle bei Calbe angebaut.

Heute werden die Bollen in der Saalestadt nicht nur angebaut und gelagert. Das Gemüse erreicht auch viele Supermärkte außerhalb von Sachsen-Anhalt. In der Regel verlassen täglich die verpackten Zwiebeln die Saalestadt. Calbe ist einer der Standorte von großen Lagerhallen für Zwiebeln. Auch in anderen Bundesländern und anderen Regionen werden die Bollen angebaut. Auch hier gibt es lange Traditionen: Die Calbenser Landwirte kennen ihre Mitbewerber.