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Oskar-Kämmer-Schulen lassen nach Grundschule Elbenau in Schönebeck eine Bildungsstätte für den Sekundarbereich folgen Lernen für‘s Leben im eigenen Atelier

Von Daniel Wrüske 26.08.2011, 06:38

Schönebeck hat eine neue Sekundarschule. Gestern eröffnete der Bildungsdienstleister Oskar-Kämmer-Schule die freie Sekundarschule "Leben Lernen". Neun Mädchen und Jungen sind in der fünften Klasse.

Schönebeck. Als Yvonne Ihlefeld mit ihrem Sohn Jan eine Schule gesucht hat, war ihr eins wichtig: "Das Lernklima soll sehr persönlich sein." Jan habe seit der ersten Klasse in der Montessori-Grundschule gelernt, sagt die Schönebeckerin. In der Sekundarschule sollte der Junge den Lernansatz ganzheitlicher Bildung und individuellen Lernens weiter vermittelt bekommen, war der Wunsch von Yvonne Ihlefeld. Fündig geworden ist die Familie in der Sekundarschule "Leben Lernen". Gestern wurden in der neuen Bildungseinrichtung, getragen von der Oskar-Kämmer-Schule, neun Schüler begrüßt. Sie kommen aus Schönebeck, dem Ortsteil Ranies und Calbe. Schritt für Schritt solle die Schule nun aufgebaut werden, erklärt Ingolf Fölsch, Geschäftsbereichsleiter der Oskar-Kämmer-Schulen in Sachsen-Anhalt. Für das nächste Jahr würden bereits zwölf Anmeldungen für eine neue fünfte Klasse vorliegen. Dabei ist die Devise, die Klassen möglichst klein zu halten. Höchstens 22 Schüler sollen in einer Klassenstufe lernen, die Schule bleibt einzügig.

Es geht um optimale Lernbedingungen

Diese Konzentration ist Prinzip. Nicht um, wie Ingolf Fölsch sagt, elitär zu wirken, sondern um optimalste Lernbedingungen im Rahmen des eigenen Schulansatzes zu haben. "Es geht um selbstbestimmtes Lernen", beschreibt der Geschäftsbereichsleiter das, was hinter "Leben Lernen" steckt. Deshalb spiele nicht nur der Frontalunterricht eine Rolle. Neben dem Klassenraum gibt es ein sogenanntes Lernatelier. An Arbeitsplätzen, die sich die Mädchen und Jungen selbst gestalten können und die mit kleinen Wänden voneinander abgegrenzt sind, können sie den Unterrichtsstoff für sich aufarbeiten, nachbereiten, lernen. Das fördere auch weitere Schlüsselkompetenzen wie die Selbstorganisation. Rund ein Drittel der Schulzeit werden sie deshalb im Atelier verbringen. "Der Schüler geht nach Hause und muss nichts mehr für die Schule machen." Ein Schultag dauert von 8 bis mindestens 15 Uhr. Die Ganztagsbetreuung sei Teil des umfassenden Angebots. Auch am Nachmittag sind die Coaches, die Lehrer, für die Mädchen und Jungen da.

Mit diesem Schulmodell ist die Oskar-Kämmer-Schule nach eigenen Angaben im Salzlandkreis im Hecklinger Ortsteil Schneidlingen, aber auch in Magdeburg erfolgreich. War Schönebeck ein Wagnis, weil doch gerade eine staatliche Sekundarschule geschlossen worden ist? Ingolf Fölsch: "Wir verstehen ¿Leben Lernen‘ als ergänzendes Angebot. Es geht um ein Miteinander öffentlicher und freier Schulen." In Elbenau ist die Oskar-Kämmer-Schule Träger der Grundschule. An diese Schulform sollte ein attraktives Folgemodell ansetzen, erklärt der Geschäftsbereichsleiter den Ansatz für die neue Schönebecker Sekundarschule. Als der Bildungsträger den Gedanken hatte, eine Schule zu eröffnen, wusste man nichts von der geplanten Neruda-Schul-Schließung. Jetzt arbeitet man mit der Gorki-Schule zusammen. Das hauseigene Kommunikationszentrum für Umweltbildung biete nicht nur "Leben Lernen" Möglichkeiten praktischen Unterrichts, sondern auch anderen Bildungseinrichtungen.

Gestern, am ersten Schultag für die Fünftklässler, ging es zunächst einmal um das Kennenlernen. Jan und seine Freunde pflanzten jeweils eine Rose. Die Blumen sollen die Kinder die gesamte Schulzeit über begleiten und von ihnen gepflegt werden. Besonders war auch, dass die Eltern den gesamten Tag bei ihren Schützlingen waren. Es gab ein gemeinsames Frühstück und eine Schulrallye. Dazu Gespräche und Informationen. In den ersten Tagen wird es Methodentage geben. "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine erfolgreiche Schule aufbauen werden", zeigt sich Ingolf Fölsch nach dem ersten Schultag zufrieden.