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Stadtbibliothek ist Ort von Kultur und Bildung und Spaß Lese-König wird morgen ermittelt

Von Ulrich Meinhard 13.09.2011, 06:41

Geduld zahlt sich aus. Zum Beispiel beim Bemühen, Menschen für Literatur zu begeistern. Bei Erwachsenen ist der Erfolg oft durchwachsen, bei Kindern lohnt das Engagement auf jeden Fall. Diese Erfahrung machen die Schönebecker Bibliothekarinnen.

Schönebeck. Wenn Schulklassen die hiesige Stadtbibliothek besuchen, stellen die Mitarbeiterinnen immer wieder Erstaunliches fest: "Es gibt Kinder, die waren noch nie in einer Bücherei", versichert Katrin Oschmann, die amtierende Leiterin des Hauses. Die Bibliothekarin ergänzt: "Das ist nicht mal das Schlimmste. Von einigen Kindern wissen wir, dass sie zu Hause gar keine Bücher besitzen." Da kommt es gut, dass die kommunale Einrichtung in der Straße Am Stadtfeld über insgesamt 36000 Medien verfügt, der Großteil ist Literatur in ihrer ganzen Bandbreite: Romane, Erzählungen, Lyrik, Biografien, Reiseberichte.

Dass das Lesen nicht jedem Menschen in die Wiege gelegt worden ist, mag man bedauern. Aber wenn das Feuer erst einmal entzündet ist, dann brennt es gemeinhin und ist nicht mehr löschbar. Mit ein wenig Geduld gelingt der Funkenflug. "Wir erleben immer wieder, wie begeisterungsfähig gerade Kinder sind", erzählt Katrin Oschmann von den Besuchen der Schulklassen. Ihre Mitarbeiterin Annemarie Röseler spendiert den Mädchen und Jungen zum Abschluss ihres Bibo-Aufenthaltes, der oft mit einem schulischen Projekt verbunden ist, jeweils ein Naschwerk, übrigens aus eigenem Portmonee. Die arg strapazierte Stadtkasse sieht für kleine Aufmerksamkeiten dieser Art keinerlei Position im Haushalt vor. "Schließlich soll der Spaß nicht zu kurz kommen", begründet Annemarie Röseler ihre spendable Seite.

Attraktiv sind auch die Konditionen der Schönebecker Stadtbibliothek ihren Nutzern gegenüber. Für eine einmalige Gebühr von sechs Euro gibt es einen Leseausweis. Der ist prinzipiell unbegrenzt gültig, es sei denn, der Leser pausiert mehr als drei Jahre. Dann muss er sich neu anmelden. Drei Jahre Geduld für eine Ausleihe sind schon recht großzügig. Gebühren fallen freilich auch an bei Überziehung der Ausleih-Fristen und bei der Vormerkung und Anlieferung von Literatur, die in Schönebeck nicht in den Regalen steht und also per Fernleihe organisiert wird. Monat für Monat nutzen in Schönebeck um die 2000 Personen das quasi kostenfreie Ausleih-Angebot.

Die Mitarbeiterinnen leisten allerdings mehr als Bestandspflege und Ausleihe. Die Stadtbibliothek ist ein Ort für Veranstaltungen unterschiedlicher Art, zu denen Lesungen und Ausstellungen gehören. So gab es in der vergangenen Woche einen Vortrag über Glocken im Salzlandkreis. Eine große Aktion ist jetzt die "Lese-Krone" Sachsen-Anhalt 2011. Ein Lese-König (oder Königin) wird in den dritten Klassen der sechs Grundschulen der Elbestadt gesucht. In den Bildungsstätten selbst sind bereits die besten Vorleser ermittelt worden. Die nun werden am 14. September in den Räumen der Stadtbibliothek in einem Wettbewerb gegeneinander antreten. Eine Jury will bewerten, wer unter ihnen in seinem Lese-Vortrag am überzeugendsten abschneidet. Dass dieses Mal sechs Grundschulen teilnehmen, zeigt, dass sich Geduld auszahlt. Im vergangenen Jahr war die Resonanz auf den Aufruf zur Teilnahme in den Schulen gleich null.