Beim Tag der offenen Tür am Sonnabend erkundet Viertklässlerin ihre neue Schule Lisas Entdeckungsreise durchs Gymnasium
Das Friedrich-Schiller-Gymnasium lud die kommenden Fünftklässler am Sonnabend zum Tag der offenen Tür. Eine von ihnen war die neunjährige Lisa Borowski aus Breitenhagen. Gemeinsam mit Volksstimme-Mitarbeiter Tilman Treue sah sie sich ihre neue Schule an.
Calbe l "Hier kann man sich ja verlaufen", stellt Lisa Borowski bereits beim Weg von der Aula ins Physik-Kabinett im Neubau fest. Die Viertklässlerin lernt zur Zeit an der Grundschule in Sachsendorf, wird aber ab September ans Gymnasium nach Calbe wechseln. Als erste Station hat sie sich die Physik ausgesucht. Newtons Pendel und die "fliegenden Ringe" können begeistern und spätestens als Lehrer Klaus Pfesdorf seine optischen Experimente vorführt, steht für Lisa fest: "Physik wird mein Lieblingsfach." Der Haken daran: Sie muss sich noch bis zur sechsten Klasse gedulden. So macht sie sich als nächstes mit der Biologie vertraut, beobachtet im Mikroskop ein Insektenbein und den Süßwasserpolypen. Ein Abstecher führt sie anschließend zur Bibliothek mit ihrem großen Lesesaal ganz nach oben in den Neubau. Von hier aus kann Lisa fast die gesamte Schule überblicken.
Nach den anstrengenden Naturwissenschaften kommt die Stärkung im Russisch-Raum wie gelegen. Suschki und Früchtetee sind genau das Richtige für die Breitenhagenerin, die mit ihrem Vati nach Calbe gekommen ist. Kaum war der Teebecher leer, will Lisa bereits weiter, "komm, wir müssen noch zur Chemie". Dicht umlagert sind die Tische im Fachkabinett, doch die Grundschülerin ergattert sich einen freien Stuhl bei Achtklässler Tobias Brandt. Mit skeptischem Blick prüft sie Uhrgläschen und die verschiedentlich gefüllten Reagenzgläser. "Keine Sorge, hier ist noch nichts explodiert", beruhigt sie der Fachhelfer und erklärt, wie man den pH-Wert misst, welche Lebensmittel basisch, sauer oder neutral reagieren. Lisa schaut gespannt zu, hat dann von der hohen Wissenschaft aber die Nase voll, will lieber noch ein wenig durch die bunten, hellen Flure schlendern. "Ist das schön hier", schwärmt sie beim Weg durch den Verbindungsgang.
Die nächste Station ist der Englisch-Raum, in dem jede Menge Wandzeitungen ausliegen. "Cool, das London Eye, da wollte ich schon immer mal hin", ist sie sofort begeistert und als Lehrerin Katrin Nindel von der Sprachreise in der siebenten Klasse nach England berichtet, strahlen ihre Augen. Sind ja nur noch zwei Jahre - das Shopping in New York wird wohl noch etwas länger warten müssen. Die Schülerspinte im Foyer bekommen übrigens ebenso volle Zustimmung wie die Märchenrätsel der Schüler im Deutschraum. Viel zu berichten hatte anschließend Erik Gollmer. Seine Begeisterung für die AG "Junge Historiker" unter Leitung von Michael Ulrich spürt auch Lisa schnell und ehe sie sich versieht, sind Handgelenke und Hals im Pranger fixiert. "Kann ich den mitnehmen", spöttelt ihr Vater, während Lisa ihre langen blonden Haare zurückwirft und ihm einen genervten Blick zurückgibt.
Naja, vielleicht war diese Art von lebendig erfahrener Geschichte dann doch zu viel des Guten und so macht sich Lisa weiter zur nächsten Station: Den beiden Kunsträumen. "Wow, das ist alles selbst gemalt?" staunt sie über die große Ausstellung von Schülerarbeiten. Und weil es so schön ist, darf sie sogar selbst ran. Theresa und Isabell aus der zwölften Klasse nehmen sich ihrer kleinen Nachfolgerin an. Lisa rollt mit Begeisterung Farbe auf den Linolschnitt - erst blau, dann rot. Am Ende ein Blatt Papier drauf und alles ab in die Presse. Siehe da, ein schicker Druck mit toskanischem Motiv ist entstanden, den die Breitenhagenerin stolz mit nach Hause nimmt.
Nach so vielen Eindrücken, fremden Gerüchen und kniffligen Aufgaben kommt Lisa schließlich in der wunderschönen Cafeteria an. Noch ein kurzer Blick in die Lehrküche und Lisa hat ihr erstes Ganztagsangebot gefunden: "Ich will zum Kochen!", legt sie fest und bringt die pädagogische Mitarbeiterin Bärbel Schmidtke zum Schmunzeln. Für heute hat die Grundschülerin aber erst einmal genug und resümiert kurz und knapp: "Es gefällt mir gut hier, sehr gut." Alles hat sie am Ende nicht geschafft, so entging ihr der gelungene biologische Vortrag von Lucas Montanus und die öffentliche Probe des kleinen Chors. Auch dafür finden sich ab Sommer wohl Gelegenheiten.
So wie Lisa folgten eine ganze Reihe Viertklässler aus der gesamten Region dem Aufruf der Schule, sich einmal alles ganz genau anzuschauen. In ihren warmen Einführungsworten ging die stellvertretende Schulleiterin Marlis Fischer kurz auf das Ganztagsprogramm der Schule ein, verwies auf die besonderen Möglichkeiten und gab einige Hinweise zum Haus. Ihr Wunsch nach zwei schönen Stunden dürfte am Ende in Erfüllung gegangen sein: Dank der engagierten Arbeit von Lehrern und Schülern hatte sich das Schiller-Gymnasium von seiner besten Seite gezeigt.